Teil.18

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Gespräch

Lis:"Mmmh...kannst du dich noch an damals erinnern, als ich dir das erste mal gesagt habe, das ich mehr als nur ein Geschlecht liebe, und das ich auch sehr stolz darauf bin, weil ich es schon wusste, seit ich klein war?" fragt sie, nun etwas gefasster.

Leona:"Ja, natürlich kann ich mich daran erinnern. Bisexuell, nicht wahr?" entgegne ich.

Lis:"Ja genau, aber das ist jetzt erstmal unwichtig, ich meine nach allem sind es immer noch die Menschen selber und deren Charakter den ich wirklich liebe...aber..." fängt sie an, ihre Gefühle zu beschreiben.

Leona:"Aber, was? Hat sich deine Meinung geändert?" frage ich vorsichtig.

Li:"Nein, das ist es nicht, es gab etwas viel tieferes, was ich erst im laufe der Zeit erkannt habe. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll." versucht sie zu erklären.

Leona:"Du schaffst das." sage ich aufmunternd und lächle ihr zu.

Lis:"Damals als ich in die Richtung der lgbtq Szene reinkam, bin ich jede Sexualität durchgegangen, um wirklich zu testen und zu sehen, ob es überhaupt die richtige war." erzählt sie  ehrlich.

Leona:"Und? War es denn die richtige?" frage ich verwirrt, immer noch nicht ganz wissend, wo meine beste Freundin drauf hinaus will.

Lis:"Sexualität? Ja, definitiv, da label ich mich eigentlich gar nicht mehr, aber es war etwas viel schwereres, emotional viel tieferes. Ich habe es IMMER ausgeschlossen, weil ich nie gedacht hätte, dass ich einer von ihnen war. Ich habe immer Scherze darüber gemacht und mir eingeredet, dass ich nicht einer von ihnen bin...doch zuletzt ist mir genau das klar geworden." antwortet sie.

Leona:"Was meinst du denn?" frage ich immer noch sehr verwirrt.
~von wem spricht sie~

Lis:"Abgesehen von Sexualität, gibt es natürlich auch viele Geschlechter und ich habe halt bemerkt, dass ich viel glücklicher wäre, wenn ich anders geboren wäre. Als biologischer Mann bzw. Junge. Seitdem ich klein war, haben meine Eltern immer gescherzt, dass ich eigentlich der Junge sein sollte und mein Bruder das Mädchen. Komischerweise war ich nie sauer, wenn sie das sagten, im Gegenteil sogar, ich war stolz und habe sogar oft gehofft das ich einer war." spricht sie, oder sag ich jetzt er?, ihre/seine wahren Empfindungen, Gefühle aus.

Leona:"Also identifizierst du dich als Junge?" frage ich etwas geschockt.
~damit hätte ich definitiv nicht gerechnet, aber es stört mich auch gar nicht, ich finde es total ok~

Lis:"Genau, ich wusste es wohl schon immer aber ich habe es immer unterdrückt oder es mir nie wirklich vorgestellt. Jedesmal wenn ich zusammen etwas mit meinen Cousins gemacht habe, habe ich mich am falschen Fleck gefühlt. Ich war zwar feminin und ich habe Barbie so wie linke Sachen geliebt, aber das ist ein anderer Faktor. Ich hatte das Gefühl ich MUSSTE diese Rolle als kleines, perfektes Mädchen spielen, weil ich das einzige zwischen 5 Jungs war. Es ist recht deprimierend wenn ich darüber nachdenke, denn ich hatte nie wirklich eine Chance anders zu sein. Ich musste ein Mädchen sein."

Leona:"Wow das ist echt...also...wenn du dich also als Junge identifizierst, wie ist denn dann dein bevorzugter Name und deine Pronomen?" frage ich nachdem ich die Informationen ein paar Sekunden verarbeitet habe.

Lis:"Ganz einfach, nenn mich einfach Lero oder Luhan, kurze Form Lu, und meine Pronomen, Er/Ihn wie ein Mann eben." antwortet er erleichtert, dass ich es scheinbar so gut aufgenommen habe.

Leona:"Ich find das toll das du mit mir so offen darüber redest, glaubst du, du kannst es Merve auch erzählen? Und, was ist mit deinen Eltern, wie haben sie es aufgenommen? Hast du es ihnen überhaupt schon erzählt oder fühlst du dich noch nicht bereit dafür?"

Lero:"Ja, ich bin froh dass es so rauskam, ich hätte nicht gerne die gleiche Szene wie bei meiner Mutter gehabt. Das war eines der schlimmsten Erlebnisse die ich je hatte. Und wegen Merve, ja ich denke schon das ich es ihr erzähle, jetzt wo du es so gut aufgenommen hast denke ich, sie wird ebenfalls nicht schlimm darauf reagieren."

Leona:"Was ist denn passiert, mit deiner Mutter?"

Lero:"Ach egal will nicht drüber reden, hatte nur was mit Suizid zu tun aber jetzt ist ja alles gut. Sie wissen es ja auch schon aber danke trotzdem fürs zuhören und bitte versuche es mir in der Zukunft einfacher zu machen, ich schätze das sehr."

Leona:"Keine frage, ich unterstütze dich, egal wofür du dich entscheidest, ich bin immer für dich da. Ich mein ihr ward auch für mich da, habt mich nicht verurteilt, als ich von mir und Frau Esball erzählt habt. Ich wüsste nicht, wieso ich das gleiche nicht für dich machen sollte. Wir sind beste Freunde und das bleibt für immer, egal welches Geschlecht du bist. Ich habe dich lieb."

Lero:"Ich habe dich auch lieb. Danke, das bedeutet mir viel."

Wir umarmen uns.

Leona:"Vielleicht sollten wir so langsam wieder reingehen. Sonst erfrieren wir noch." zitter ich jetzt. Die kälte habe ich wegen der Aufregung, total verdrängt. Er nickt und gemeinsam laufen wir zurück zu mir nach Hause.
Am nächsten Morgen, erzählt Lero auch Merve von ihren Gefühlen, zwar etwas kürzer als mir gestern Abend aber es reicht aus, sodass sie es versteht. Sie will Lero ebenfalls unterstützen. Gemeinsam reden wir noch ein wenig über Sexualität generell, bis meine Eltern zum Frühstück rufen.

Verliebt in meine LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt