Teil.12

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Das Wochenende geht schnell rum und ehe ich es mich versehe, klingelt auch schon mein Wecker am Montag morgen. Genervt schalte ich ihn aus und drehe mich noch mal um.
Meine Mutter kommt in mein Zimmer und nimmt mir die Decke weg. Sie weiß das ich absolut keine Lust auf diese Woche habe, und achtet deshalb besonders darauf, dass ich nicht zu spät komme. Ätzend.

In der Schule angekommen, sehe ich grade noch wie der Reise Bus mit meiner Klasse davon fährt.
~Ok, los gehts~ denke ich augenverdrehend. Am Sekretariat angekommen, klopfe ich an und warte bis ich herein gerufen werde.
"Guten Morgen, ich hätte da eine Frage." sage ich höflich mit einem fake Lächeln und bekomme ein freundliches "Guten Morgen" zurück.
"Also, meine Klasse ist auf Klassenfahrt und ich würde gerne wissen, was ich in der Zeit machen soll."
"Gut, dein Name ist?"
"Leona Küstel."
"Ahja, also du sollst die ganze Woche in deinen Klassenraum gehen, ein Lehrer wird dich beaufsichtigen. Zufälligerweise kommt sie nähmlich auch nicht mit auf die Klassenfahrt, deiner Klasse, so wie es eigentlich geplant war."
~Wie bitte, WAS? Das kann doch nicht wahr sein, warum ausgerechnet sie, warum?"

Missmutig betrete ich den Klassenraum. Sie ist noch nicht da. Ich setze mich auf meinen gewohnten Platz und warte. Irgendwann klingelt es zum Stundenanfang, aber Frau Esball ist noch nicht aufgetaucht. Die Zeit vergeht, erst sind es nur 10min, dann sind es schon 40min. Langsam mache ich mir echt Sorgen.
~was ist nur los, das ist jetzt schon das dritte mal das sie zu spät kommt...~
Plötzlich geht die Tür auf, sie betritt den Raum. Erleichtert schaue ich sie an und vergesse, dass ich sie eigentlich ignorieren wollte.
"Was ist passiert? Warum kommst du zu spät?" frage ich besorgt.
"Könntest du mich bitte siezen, auch wenn wir alleine sind..." antwortet sie gereitzt.
"Ist das jetzt Ihr ernst, ich habe mir Sorgen gemacht." antworte ich beleidigt.
"Tut mir leid, aber es ist alles in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen zu machen." murmelt sie leise, während sie ihre Sachen auspackt.
"Was soll ich machen?" frage ich.
"Ehm, hast du noch Hausaufgaben zu erledigen oder sowas?" fragt sie auf meine Frage hin.
"Nein, alles fertig."
"Dann kannst du machen was du willst." antwortet sie abwesend während sie anfängt Arbeiten zu korrigieren.
"Aber ich kann doch nicht eine Woche lang nur rumsitzen." sage ich empört.
"Oh, stimmt ja, warte kurz." murmelt sie.
~Irgendwie ist sie heute komisch, sie ist so durcheinander, unkonzentriert. Irgendwas stimmt da doch nicht, von wegen, es ist alles in Ordnung. Ich muss herausfinden, was sie so fertig macht.~
Ich stehe auf und humpel vorsichtig um den Tisch herum. Sie schaut auf und schaut mich fragend an.
"Was wird das?" fragt sie mich.
"Ich weiß das etwas nicht stimmt, du kannst es mir erzählen, wenn dir das hilft." versuche ich es sanft. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und schaue ihr in die Augen. Sie erwiedert den Blickkontakt, sagt aber nichts. Sie scheint zu überlegen. Dann schiebt sie meinen Arm von der Schulter, bricht den Blickkontakt und antwortet :"es ist nichts, wie schon gesagt."
"Und warum, verhalten Sie sich so komisch, Sie haben nichts für mich vorbereitet. Das sind nicht Sie. Sonst sind Sie immer gut vorbereitet, organisiert und konzentriert. Heute sind sie das Gegenteil von allem. Was ist passiert?" frage ich nun fordernd.
"Hör jetzt auf zu fragen und setz dich wieder hin, das ganze geht dich nichts an und wenn du unbedingt eine Aufgabe haben willst dann schreib in diesem Buch..." Sie klatscht mir ein Buch auf den Tisch. "Von Seite 1 bis 30 alles ab." antwortet sie gereitzt und wendet sich dann wieder ab.
Eine Zeit lang sehe ich sie nur verwirrt an, dann nehme ich das Buch und setze mich an den Tisch vor ihrem Pult.
Ich packe einen Block und meine Federmappe aus und fange missmutig an die Seiten abzuschreiben.

Als es zur Pause klingelt, verlässt sie den Raum. Ich bleibe sitzen und schaue Gedankenverloren aus dem Fenster.
Plötzlich geht ein Handy los. Da meins auf leise gestellt ist, kann es nur ihres sein. Ich schaue zur Tür und überlege, dann schaue ich auf ihr Pult und sehe es unter einem Stapel Blätter liegen. Vorsichtig nehme ich es hervor. Auf dem Display steht "Schatz ruft an".
~Was, wieso "Schatz" hat sie es deswegen beendet, weil sie...weil sie jemand anderen liebt? Wie konnte ich ihr nur Vertrauen oder denken dass sie mich mag, die Sache im Krankenhaus die war auch nicht echt, wie konnte sie mir das antun.~ Ich lege das Handy zurück und widme mich wieder meiner Aufgabe. Zumindest versuche ich es. Meine Gedanken und Gefühle schwirren durcheinander, ich weiß gar nicht mehr was ich glauben kann und was nicht. Ich merke gar nicht wie die Türe aufgeht und sie zurück kommt. Erst als sie sich vor mich an ihren Pult setzt, bemerke ich sie, schnell schaue ich nach unten und versuche meine Gedanken zu ordnen.
Nach einer Weile in der ich nur meinen Block angestarrt habe, räuspert sie sich, was mich erschrocken aufschauen lässt.
"Ehm, das vorhin tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anmaulen, du kannst ja nichts dafür." sagt sie sanft.
Verwirrt sehe ich sie an.
~ist das ihr ernst, will sie wirklich weiter so nett tun? Und für was kann ich nichts?~
Ich sage nichts und schaue aus dem Fenster.
"Was ist los?" fragt sie verwirrt.
"Ihr "Schatz" hat angerufen." antworte ich verbittert, und schaue auf ihre Reaktion. Ihre Augen werden groß und sie fasst sich an den Kopf.
Dann sagt sie:" du verstehst das falsch, ich..."
"Was verstehe ich falsch, dass Sie mir  jemand anderen vorziehen und Sie mir die ganze Sache im Krankenhaus nur vorgespielt haben?" antworte ich gereitzt und sehe sie wütend an.
"Na los, erklären sie es mir!"
"Es ist nicht so wie du denkst, aber ich kann es dir nicht erklären." antwortet sie verzweifelt.
"Achso, also soll ich ihnen das jetzt glauben, ich soll ihnen jetzt noch vertrauen?"
"Du...ich, ich weiß es nicht." murmelt sie und schaut wieder zurück auf ihre Arbeiten.
~Was ist los mit ihr, warum sagt sie es mir nicht einfach? Weil sie es nicht zugeben kann das sie mich belogen hat, weil sie das Spiel immer noch weiter spielen will...~
Ich wende mich wieder meiner Aufgabe zu.
~Aber eigentlich läuft da ja nichts zwischen uns. Ich verstehe nichts mehr...~
~Warum kann sie mir nicht einfach egal sein, warum musste ich Gefühle für sie entwickeln, warum passiert das ganze eigentlich, warum kann nicht alles ganz normal sein. Ich bin auf der Klassenfahrt und habe mit meinen Freunden Spaß und muss mir keine Gedanken über irgendwelche Lehrer machen. Das wäre normal, dass hier ist aber das Gegenteil davon und es ist schrecklich, warum musste mir das passieren?~

Verliebt in meine LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt