Teil.11

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Als es endlich zum Unterrichtsende klingelt, verlasse ich so schnell wie möglich den Raum. Die Stunde war schrecklich, ich habe überhaupt nicht aufgepasst und damit keine Ahnung worum es in den heutigen Hausaufgaben geht.
"Was hat sie zu dir gesagt?" fragt Merve.
"Ich muss nachsitzen, kann mir jemand erzählen worum es in der Stunde ging?" lenke ich ab.
"Äh, was ist los, sonst würden wir dich fragen worum es im Unterricht ging?" fragt Lis misstrauisch.
"Ich war einfach abgelenkt, wegen vorhin, dass war eine richtig dumme Aktion." beantworte ich ihre Frage.
"Na schön, komm ich habe gut aufgepasst, ich denke ich kann dir alles erklären." sagt Merve und gemeinsam bewegen wir uns zu den Bänken. Lis schaut sich vorsichtig in der Halle um.
Ich beobachte dies still und wende mich dann von ihr ab um mich auf Merve zu konzentrieren.

Als der Schultag endlich geschafft ist, verabschieden sich meine Freunde von mir und lassen mich in der Schule zurück. Meiner Mutter habe ich schon bescheid gesagt (das wird nachher mächtig Ärger geben), sie kommt später. Im Klassenraum, wo ich Nachsitzen werde, setze ich mich an einen Tisch in der Mitte des Raums und warte auf den Lehrer der das Nachsitzen beaufsichtigt. Kurz darauf geht auch schon die Tür auf, verblüfft schaue ich ihn ihre Augen, die sich sofort mit meinen verbinden.
~Weshalb ist "sie" hier?~
"Was machst du, ich meine was machen Sie hier?" frage ich, immernoch den Blickkontakt haltend.
"Herr Sucuk ist krank er hat mich gebeten, dass Nachsitzen für heute zu übernehmen." antwortet sie kalt und wendet sich ab.
"Bist du immer noch sauer wegen heute morgen, weil ich geschwänzt habe oder wegen...?" frage ich vorsichtig.
"Nein ich bin enttäuscht von dir, so etwas hätte ich von dir nicht erwartet, du kannst dir das nicht erlauben nur weil zwischen uns etwas war..." unterbricht sie mich, stoppt aber als sie merkt was sie da grade gesagt hat.
Tränen bilden sich in meinen Augen, schnell wische ich sie fort. Ich senke den Blick und versuche ihren, nun entschuldigenden Blick zu ignorieren. Langsam kommt sie auf mich zu.
"Leona, es tut mir leid, dass wollte ich nicht sagen..." sagt sie jetzt sanfter.
Ich schaue angestrengt auf mein Heft, dass aufgeschlagen vor mir liegt und darauf wartet, beschrieben zu werden.
Sie steht jetzt genau vor mir und schaut mich eine Weile an, dann sagt sie:" mach deine Hausaufgaben, dann kannst du gehen!" damit wendet sie sich von mir ab und geht zurück zum Lehrerpult.

Irgendwann, ich bin fast fertig, hebe ich leicht meinen Kopf an um zu sehen, was sie macht. Sie sitzt konzentriert am Pult und korrigiert scheinbar Arbeiten. Plötzlich schaut sie auch auf und unsere Augen treffen aufeinander. Ich breche sofort den Blickkontakt und wende mich wieder meinen Hausaufgaben zu.
~wie soll das bitte funktionieren, ich kann sie nicht ignorieren...~

"Ich bin fertig, ich gehe dann." sage ich irgendwann in die Stille hinein.
Sie schaut überrascht auf, nickt dann aber und wendet sich wieder den Arbeiten zu.

Zuhause lasse ich mich auf mein Bett fallen.
~hat doch eigentlich ganz gut funktioniert~ denke ich und verdrehe die Augen.
~Es ist endlich Wochenende und dann ist die Klassenfahrt, hoffentlich muss ich nicht in eine andere Klasse, für die Zeit.~
Ich nehme mein Handy zur Hand und schaue auf Whatsapp, die Storys von meinen Freunden durch. Bei Lis's Status stoppe ich verdutzt.
~was hat das zu bedeuten, sie hat in letzter öfter sowas in ihrer Story stehen und sie verhält sich irgendwie komisch, anders als sonst oder ist mir das vorher nur nie aufgefallen.~
Ich gehe auf ihren Chat und überlege ~soll ich sie fragen?~
Kurz darauf fange ich ein Gespräch mit ihr an.

Chat
I=Ich
L=Lis
I:Hey, was machst du?
L:Musik hören, du?
I:Ach nichts besonderes, hast du Lust zu telen?
L:Ok

Telefongespräch
L:" Was ist los?"
I:" Äh, darf ich dich mal was fragen?"
L:" Klar, schieß los."
I:" Was haben die Storys zu bedeuten und weshalb verhältst du dich in letzter Zeit so komisch?"
L:" Äh..., ich weiß nicht was du meinst, ich bin doch ganz normal."
I:" Ok, keine Ahnung, ich hatte da nur so ein Gefühl, als würdest du dich nicht so wohlfühlen. Aber wenn alles so wie immer ist, dann ist ja alles gut."
L:" Jaa..., wie war das nachsitzen?"
I:" Ganz ok, sie hat mich meine Hausaufgaben machen lassen."
L:" Warum den sie, ich dachte Herr Sucuk beaufsichtigt dass Nachsitzen?"
I:" Ja, keine Ahnung, sie meinte er sei krank."
L:" Und, ist alles in Ordnung bei dir?"
I:" Ja, alles gut...."
L:" Ok, ähm ich muss jetzt auflegen, es gibt Essen."
I:" Ok, bye.
L:" Bye.

~dann habe ich mir das wohl nur eingebildet~ denke ich erleichtert.
Ich setze mich gemütlich hin und schalte Netflix ein um mich von allem abzulenken. Das hat bei mir bislang immer gut geklappt.

Als meine Mutter zum Essen ruft, merke ich erst wie hungrig ich bin und rutsche erfreut die Treppen runter.
"Was bist du denn so glücklich?"
"Keine Ahnung, ich bin einfach froh dass endlich Wochenende ist."
~Netflix hat mir mal wieder sehr gut geholfen~
Während des Essens, sprechen meine Eltern die Klassenfahrt an. Direkt dreschen alle Gefühle und Gedanken wieder auf mich ein und meine Laune ändert sich drastisch.
~Wirst du nächste Woche in eine andere Klasse gehen?" fragt meine Mutter mich.
"Keine Ahnung, ich weiß nichts, niemand hat mir irgendwas gesagt."
~stimmt, ich habe absolut keine Ahnung, wo ich am Montag hin soll. Na toll, dann darf ich am Montag erstmal zum Sekretariat gehen, also hüpfen.~ innerlich verdrehe ich meine Augen.
Nach dem Essen, verschwinde ich wieder hoch in mein Zimmer und versuche meine Gedanken zu ordnen. Alles mögliche schwirrt mir durch den Kopf, Ideen was ich ab Montag in der Schule mache, Frau Esball, Lis's Verhalten, Frau Esball, die Klassenfahrt die ohne mich stattfinden wird, Frau Esball und noch mehr Frau Esball.
Sie beherrscht meine Gedanken. Jedesmal wenn ich an etwas anderes denke, bringt mich irgendwas davon zurück zu ihr. Irgendwann schlafe ich ein und drifte ab in meine Traumwelt.

Verliebt in meine LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt