Kapitel 6

280 18 1
                                    

Am nächsten Morgen stand ich schon früh auf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch es war schon hell. Es kostete mich echt Überwindung aus meinem warmen Bett zu kriechen, mich anzuziehen und zu dem Trainingsplatz zu gehen. Als ich dort ankam war es totenstill. Es war einfach keine Menschenseele dort. Ich zog meine schwarze Lederjacke aus und legte sie abseits neben einen Boxsack. Dann fing ich an zu laufen. Ich lief einmal um das ganze Trainingsgelände. Erst jetzt fiel mir auf wie groß es war. Nach einiger Zeit machte ich eine Pause und sah dabei zu wie die Sonne aufging. Es war wirklich wunderschön. Ich kehrte zu den Trainingsplätzen zurück und beschloss noch ein wenig an den Boxsäcken zu trainieren bevor das offizielle Training begann. Ich ließ alle Wut aus mir heraus und schlug auf den Boxsack ein. Ich war so beschäftigt damit, dass ich gar nicht bemerkte wie Eric hinter mir vorbeilief und grinste als er mich sah.

Nach und nach trafen alle Initianten ein und wir trainierten an den Boxsäcken. Neben mir half Four gerade Tris und ich seufzte. Irgendwie hatte ich das Gefühl das etwas zwischen den beiden lief den Four hielt sich ziemlich oft in ihrer Nähe auf. Ich beschloss eine kleine Pause zu machen und drehte mich um. Auf einem der Kampfringe ganz in der Nähe kämpfte Christina gerade gegen Molly. Molly war jedoch um einiges größer und stärker als Christina. Eric ging am Rand des Rings auf und ab und beobachtete die beiden beim Kämpfen. Molly schlug ein paar Mal heftig auf Christina ein. Daraufhin kroch Christina von Molly weg und rief:" Aufhören, ich gebe auf". Eric sah sie ruhig und ernst an. "Du gibst auf". Christina nickte. Ich sah von Eric zu Christina und dann wieder zurück. Ich bereitete mich auf eine Reaktion auf Eric's Art vor doch alles was er sagte war: "Ok". Christina sah ihn ein wenig erstaunt an. "Dann lass mich dir helfen". Er streckte ihr seine Hand hin. Sie überlegte einen Moment nahm sie dann jedoch und Eric half ihr hoch. "Ok wir machen eine kurze Pause!". Wir alle folgten Eric und Christina aus dem Trainingsplatz. Eric und Christina gingen ganz vorn. Ich ging mit ein bisschen Abstand hinter ihnen. Eric legte die Hand auf Christinas Rücken. Irgendetwas hatte er ja doch anscheinend vor. Wir kamen zu einer kleinen Art Brücke die über eine Schlucht führte. "Geht's dir schon ein wenig besser", fragte Eric während sie auf die Brücke zugingen. "Ja mir geht es gut", sagte Christina. Als sie die Brücke betraten, packte Eric blitzschnell Christinas Arm und stieß sie seitwärts die Brücke hinunter hielt sie jedoch an der Hand fest. Christina konnte gerade noch nach dem Rand der Brücke greifen und sich dort festhalten. "Halt dich fest oder lass es sein", sagte er und ließ Christinas Hand los. Sie musste sich nun mit ihrer ganzen Kraft festhalten um nicht hinunterzustürzen. "Du hast drei Optionen: Entweder du lässt los und stirbst, du gibst auf aber dann bist du raus oder du hältst dich fest und stehst das durch wie eine Ferrox". Eric lehnte sich ans Geländer der Brücke. Ich sah zu Tris die entsetzt Christina anstarrte. Christina stöhnte während sie sich mit Müh und Not sich an der Brücke festkrallte. Ich konnte das nicht länger mit ansehen. "Eric hol sie sofort wieder hoch", sagte ich und sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet. Eric wandte seinen Blick sofort zu mir und ich sah wie seine Augen amüsiert aufblitzten. "Da möchte wohl jemand ihren Platz einnehmen, zieht sie hoch". Sofort kamen Tris und ein anderer Junge und zogen Christina hoch. "Na los komm her", befahl Eric. Ich schluckte. Ich wusste was jetzt kam, aber ich wollte vor den anderen nicht als Feigling dastehen der nur eine große Klappe hatte. Ich ging zu Eric und stellte mich vor ihn hin. Ohne Vorwarnung packte er auch mich und stieß mich hinunter. Voller Panik schnappte ich mir den aus Metall gefertigten Rand der Brücke. Eric hielt mich noch an der Hand fest und starrte mir direkt in die Augen, zog die Hand aber dann auch wie bei Christina einfach weg. Es war schrecklich wie hilflos ich mich fühlte. Meine Arme schmerzten doch meine Angst zu sterben ließ mich neue Kraft schöpfen. Ich stöhnte. Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Endlich sah ich jemanden näher kommen. Doch es war nicht Tris oder jemand der anderen. Eric ging in die Hocke und packte zuerst meinen linken und dann meinen rechten Arm und zog mich mühelos hoch. Wir schauten uns kurz in die Augen, er hatte immer noch meine beiden Arme gepackt ließ sie jedoch langsam los. "Pass lieber auf was du sagst".

In der Mittagspause beschloss ich mich etwas abseits am Trainingsplatz auf eine Bank zu setzen. Meine Schwester und Christina setzen sich neben mich. "Danke für vorhin", Christina lächelte mich an. "Nichts zu danken," sagte ich leise. "Was war das eben vorhin eigentlich zwischen dir und Eric", sagte jetzt Tris. "Häh was meinst du bitte?". "Na ich hab doch gesehen wie ihr euch angeschaut habt". "Wie wir uns angeschaut haben?". "Wenn ich du wäre würde ich mich von ihm fernhalten". "Was redest du da eigentlich". "Ich sage nur das was ich heute gesehen habe". "Eric ist ein Arsch und er wird auch immer einer bleiben", mit diesen Worten stand ich auf und ging. Ich dachte noch einmal über Tris Worte nach. War da wirklich nichts? Seit ich bei den Ferrox war fühlte ich mich irgendwie zu ihm hingezogen. Eigentlich hatte Tris ja wirklich nicht gelogen. Doch ich durfte mir nichts anmerken lassen.

The Leader (Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt