Babysitting

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Percy:


Annabeth spazierte mit dem Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt in die Küche. Ich blickte kurz von dem Apfel, den ich gerade schnitt, auf. „Dieses Wochenende?“, fragte Annabeth plötzlich. Sie war an die Küchenzeile gelehnt stehengeblieben.
„Aber wir haben schon was vor!“

Naja, genau genommen wollten wir einen Film nach dem Anderen gucken, Popcorn und Chips essen und uns das ganze Wochenende nicht vom Sofa wegbewegen. Der Unbekannte am Telefon erwiderte wohl etwas, denn Annabeth verzog ihr Gesicht. Ich blickte fragend in ihre Richtung, aber sie sah meinen Blick entweder nicht, oder sie ignorierte ihn. Jetzt übernahm der Anrufer anscheinend die Gesprächsführung, denn Annabeth grunzte zwischendurch immer nur mal. Schließlich seufzte sie schwer und sagte „Okay, von mir aus. Aber dafür haben wir etwas gut bei dir!“ Wieder sprach der Anrufer. „Gut, bis morgen.“

Annabeth legte auf und drehte sich seufzend zu mir um. „Wer war das?“, fragte ich. „Mein Dad. Wir müssen übers Wochenende auf die Zwillinge aufpassen, Dad sagt, sie hätten etwas Geschäftliches zu tun und könnten die Jungs nicht mitnehmen. Ich glaube aber, sie machen sich einfach nur ein schönes Wochenende irgendwo am anderen Ende der Welt.“

Mit ‚Sie‘ waren immer Annabeths Dad und seine neue Frau gemeint. Annabeth sah mich entschuldigend an. „Unser Filmemarathon fällt dann wohl leider ins Wasser.“ „Das macht doch nichts, wir machen ihn einfach nächstes Wochenende.“ Ich zog sie in eine Umarmung. „Wann müssen wir morgen los?“ Er hat gesagt, ihr Flieger geht um zwölf, das heißt, wir müssen so um halb zehn dort sein.“


„Verdammter Mist!“, fluchte Annabeth, als wir um halb zehn mitten in einem Stau feststeckten, ohne Aussicht auf baldige Weiterfahrt. Ich saß auf dem Beifahrersitz, streckte meinen Kopf nach draußen und sah an der langen Reihe von Autos vorbei. „Da vorne ist anscheinend eine Ampel ausgefallen, ich glaube es geht gleich weiter.“, versuchte ich Annabeth zu beruhigen. „Na das will ich doch hoffen“, brummte sie.


Schließlich kamen wir um kurz nach zehn am Haus von Annabeths Eltern an. Ihre Stiefmutter saß schon im Auto, Ihr Vater stand in der Haustür und hielt offensichtlich nach uns Ausschau, denn er rannte auf unser Auto zu, kaum dass Annabeth es geparkt hatte. „Vielen, Vielen Dank ihr zwei! Wenn was ist, ruft uns an!“ Dann drückte er der verdatterten Annabeth den Hausschlüssel in die Hand, sprang in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt.

Die Zwillinge rannten aus dem Haus und sprangen um Annabeth herum, ich holte unsere Taschen aus dem Auto und wir begaben uns mit den hüpfenden Zwillingen ins Haus. Drinnen rannten die Zwillinge sofort die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Annabeth stieß die Luft aus. „Dad hat gesagt, er hat uns das Gästezimmer im ersten Stock hergerichtet.“ Wir brachten unsere Taschen nach oben und betraten dann das Zimmer der Zwillinge.
Es war, als wären wir in die Legohölle eingetaucht. Auf dem Fußboden lagen überall Legosteine und halb fertige Bauwerke. „Oh je,“ hörte ich Annabeth leise murmeln.

Die mit ihrem Ordnungsfimmel erlitt hier vermutlich gerade einen Kreislaufkollaps. Ich grinste sie an. „Auf in den Kampf!“ und hockte mich neben die Zwillinge, um mit ihnen eine Ritterburg zu bauen.

Anni suchte sich irgendwelche Steine aus dem Haufen heraus und sortierte sie vor sich, bevor sie begann, irgendetwas zu bauen. Matthew, Bobby und ich hatten viel Spaß, aber ich musste leider zugeben, dass wir nicht besonders viel Talent hatten. Nach ungefähr drei Stunden sah unsere Ritterburg eher aus wie eine Kreuzung aus einem Hobbithaus und dem schiefen Turm von Pisa. Zweifelnd blickte ich auf unser Bauwerk hinab. Annabeth hinter mir kicherte. Ich drehte mich zu ihr um. Sie, ganz die Architektin, hatte ein wunderschönes stilvolles Meisterwerk gebaut, in verschiedenen Blautönen und mit hübschen Türmchen und Erkern. Die Zwillinge waren begeistert, schnell war unsere Hobbit-Pisa-Burg vergessen.

PERCABETHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt