Lernstress

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Fröstelnd zog Tobi die Decke enger um seine Schultern und kuschelte sich stärker hinein. Ein starker Husten schüttelte ihn und raubte seine letzte Kraft. Es erinnerte mehr an ein trockenes krächzen. Sein Hals war unglaublich gereizt, aber sich einen Tee zu machen schaffte er nicht mehr. Geschweige den überhaupt das Bett zu verlassen. Hustenbonbons hatte er ebenfalls keine mehr und einkaufen schaffte er gleich drei mal nicht. Erschöpft beugte er sich wieder über seine Zusammenschriebe, mit denen er auf die nächste Prüfung lernte. Seit über einer Woche. Als er sich auf die Worte konzentrierte, verschwamm alles zu undeutlichen schwarzen Flecken und er griff sich an den Kopf. Tobi ließ sich zurück ins Bett sinken und schloss einen Moment die Augen. Eigentlich konnte er sich das nicht erlauben. Dringend musste er weiter lernen. So hatte er schon viel zu spät angefangen. Und jetzt kam diese lästige Grippe und fesselte ihn ans Bett. Sein Handy, welches mit hier irgendwo im Bett zwischen Decken, Kissen, Unibüchern, Aufschrieben, Taschentüchern und Verpackungen von Hustenbonbons lag, fing plötzlich an zu klingeln. Kraftlos suchte Tobi danach, bis er es irgendwann unter seinem Kopfkissen fand. Zwar hatte es schon längst aufgehört zu klingeln, aber er wollte trotzdem schauen, wer es war. Ein verpasster Anruf von Veni. Bestimmt wollte er sich einfach nur nach ihm erkundigen. Gemeldet hatte er sich schon etwas länger nicht mehr. Veni wusste aber auch, dass er auf seine Prüfungen lernte. Auch wenn er ihn eigentlich nicht beunruhigen wollte, indem Tobi zeigte, wie krank er war, sich nicht zu melden würde noch mehr Sorge hervorrufen. Die Nummer war schnell gewählt und Tobi ließ das Handy neben sich fallen, weil er den Arm kaum gehoben bekam und es ihn zu sehr anstrengte. Auf Lautsprecher natürlich, da er sonst nichts hören würde. „ Ach der Herr hat sich auch mal wieder dazu erbarmt mit dem Fußvolk zu kommunizieren. Wie läuft die Vorbereitung auf deine Prüfungen?" Veni war ihm viel zu motiviert. Es verursachte ein unangenehmes pochen in seinem Kopf. Ein teils gequälter, teils gekrächzter Laut entfloh seinen Stimmbändern. „ Was ist den bei dir los? Du hörst dich gar nicht gut an." Seine Stimme wurde ruhiger und trug die Besorgnis deutlich mit. Tobi musste wieder anfangen zu husten, weil einfach alles in seinem Hals kratze. Zeitgleich musste er auch noch niesen. Tobi hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so elend gefühlt. „ Erkältung.", krächzte er schließlich, als sich alles ein wenig beruhigt hatte. Nicht mal nach seiner op hatte er sich so schrecklich gefühlt. Und die war echt nicht ohne gewesen. Das hier hatte ihn wirklich unvorbereitet und hart getroffen. Und er stellte sich nicht an, nach dem Motto Männer Grippe mit ein bisschen husten und schnupfen. Er kam gerade wirklich nicht mal mehr hoch. „ Hört sich aber schlimmer an als nur ne Erklärungen. Hustensaft, Hühnerbrühe und Erkältungssalbe. Was besseres kannst du deinem Körper im Moment nicht geben. Abgesehen von Ruhe. Damit kommst du dann auch ganz schnell wieder auf die Beine." „ Dazu müsste ich erstmal aus dem Bett kommen." Seine Stimme hörte sich wirklich schrecklich an, aber genauso fühlte er sich auch. Er würde es in dem Zustand nicht mal mehr ins Bad zum Hustensaft schaffen. Den Rest konnte er vergessen. Es war schon ein Wunder, dass er überhaupt noch aufrecht sitzen konnte. Mehr oder weniger jedenfalls. „ So schlimm?", fragte Veni mitleidig und Tobi gab einen zustimmenden verzerrten Laut von sich. Die Kraft für lange Antworten fehlte ihm gänzlich. „ Pass auf. Du ruhst dich aus und ich komm zu dir. Wenn du nicht mal mehr aus dem Bett kommst, wird's nie besser und deinem Körper fehlt die Kraft für die Abwehr." Veni überrumpelte ihn damit ziemlich. Es war nicht ihr erstes Treffen, dennoch kam es unerwartet. Auch wenn Tobi nicht wollte, dass Veni extra zu ihm fuhr, um ihn gesund zu pflegen, so musste er sich doch eingestehen, dass er auf Hilfe angewiesen war. Und Veni war da doch ne ganz gute Wahl. „ Das ist lieb. Hol dir bei Frau Marschner den Schlüssel für meine Wohnung.", krächzte Tobi schwach und räusperte sich, da seine Stimme drohte zu brechen. Er sollte sich jetzt wirklich ausruhen, damit er wieder fit wurde. Das ganze ging schließlich von seiner Zeit zum lernen ab und da brauchte er jede Sekunde, die er kriegen konnte. „ Ok. Ich bin in ein paar Stunden bei dir. Ruh dich wirklich einfach aus. Ich kümmere mich dann schon gut um dich kleiner. Mach's gut." Noch bevor er zur Antwort angesetzt hatte, tutete auch schon sein Handy, was ihn signalisierte, dass Veni aufgelegt hatte. Tobi zog die Decke fester um seinen mittlerweile zitternden Körper und schloss die Augen. Einfach das tun, was Veni von ihm gewollt hatte. Sich ausruhen und schlafen. Schneller als gewollt rissen ihn die Klauen ins Reich der Träume und gaben ihn auch nicht mehr so schnell frei. Es tat seinem Körper unglaublich gut einfach mal abzuschalten und zu schlafen.

Venation OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt