Schnee rieselte vom Himmel hinab, als ich durch die vollen Straßen schlenderte. Dick eingepackt in Jacke, Schal und Mütze. Umhüllte vom süßen Duft von Punsch, Mandarinen und weihnachtlichem Gebäck. Überall standen Stände die diese und noch vieles mehr verkaufen wollten. Es war bereits dunkel und überall erhellten Lichterketten die Stadt. Ein sehr schönes Bild. Und irgendwo zwischen dem Gemurmel der Menschen und dem Geschrei glücklicher Kinder erklangen die Töne diverser Weihnachtslieder von Musikern oder Sängern. Die Vorweihnachtszeit war definitiv die beste Zeit des Jahres. An einem der Stände holte ich mir eine Tasse Punsch, um mich ein wenig auf zu wärmen. So ein Punsch gehörte zu einem Besuch beim Weihnachtsmarkt dazu. Man musste es ja nicht übertreiben und sich betrinken. Eine Tüte gebrannte Mandeln befand sich bereits in meiner Jackentasche. Diese würde wahrscheinlich nicht mal einen Tag in der WG überleben, wenn ich sie nicht in meinem Zimmer versteckte. In der WG herrschte ein geben und nehmen zwischen uns allen. Da brachte jeder mal etwas mit und teilte es auch mit jedem. Probleme gab es selten. Untereinander verstanden wir uns alle sehr gut. Ich war froh, in dieser WG gelandet zu sein und nicht in einer anderen. Diese war zwar etwas weiter weg, aber die Leute wesentlich sympathischer. Mit Freude sah ich mir die Stände weiter an, ging bei manchen etwas näher heran, um zu schauen, was sie anboten. Eine ältere Dame verkaufte kleine selbstbemalte Figuren. Ich kaufte ihr einen kleinen Engel ab und überließ ihr das Wechselgeld. Sie freute sich sehr darüber und bedankte sich mehrmals bei mir. Das schönste was es an Weihnachten gab, war anderen Leuten eine Freude zu machen. Mein Weg führte über einen etwas belebteren Platz mit einem Karussell. Überall rings herum leuchtende Kinderaugen. Auch wenn es schön war, so viele glückliche Kinder zu sehen, so waren mir hier doch zu viele Menschen. Es verschlug mich in eine Art Seitengasse. Hier war es deutlich ruhiger und so konnte man auch der Musik besser lauschen. Jemand stimmte gerade ein neues Lied an. Schon nach den ersten Tönen erkannte ich es. Wonderful Dream. Die Stimme war unglaublich schön und sanft. Unbedingt wollte ich sehen, wer hier so schön sang. Je näher ich der Stimme kam, desto mehr kristallisierte sich heraus, dass es nicht die Stimme eines Mädchens war, sondern die eines Jungen. Ich war fasziniert von dieser Stimme. Endlich konnte ich die Person sehen. Und was ich sah, hatte ich nicht erwartet. Ein Junge saß auf einer Decke, in dünnen zerrissenen und zerlumpten Klamotten. Schuhe hatte er keine, versteckte seine Füße aber unter der Decke. Seine braunen Haare waren lang, unregelmäßig geschnitten, hingen schlaff in sein Gesicht und wahren ein wenig fettig. An dem Jungen war nichts dran außer Haut und Knochen.Vor ihm stand ein Pappbecher, wo etwas Münzgeld drin lag. Er musste am ganzen Körper zittern, so dünn wie der Stoff war, den er trug. Seine Stimme war dafür hell und frei von zittern. Es war erstaunlich, wie gut er singen konnte, obwohl er auf der Straße lebte. Ich hatte noch etwas Rest Geld dabei und wollte mir eh nichts mehr kaufen. Da konnte ich genauso gut das Geld spenden und was gutes tun. Andere brauchten das Geld mehr. Außerdem hatte der Junge eine extrem schöne Stimme und konnte wunderbar singen. Ich wartete bis der Junge aufhörte zu singen, trat näher an ihn heran, legte den Schein und den Rest Kleingeld welches ich noch hatte in den Becher. Daneben legte ich die Tüte mit Mandeln. Wenn ich wollte, konnte ich mir morgen eine neue kaufen. Der Junge sah ungläubig zu mir herauf. In seinen Augen konnte ich Tränen sehen. „ Vielen dank. Ich hab das eigentlich nicht verdient.", bedankte er sich. Tränen tropften von seinen Wangen auf den Boden. Ich kniete mich zu dem Jungen runter und strich ihm die Tränen von den Wangen. Als er sich immer noch nicht beruhigte, nahm ich ihn kurzerhand in den Arm. Fest drückte er mich an sich. Ihn musste schon lange keiner mehr umarmt haben. Er suchte nach Nähe und Geborgenheit. Langsam löste ich mich von ihm und fuhr ihm durch die Haare. „ Doch deine Stimme ist wunderschön. Und du bettelst nicht darum, du tust was für deine Spenden. Mach weiter so.", flüsterte ich und richtete mich wieder auf. Ein aufrichtiges Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jungen und er begann weiter zu singen. Auch wenn ich schon längst wieder nach Hause sollte, blieb ich noch etwas stehen und lauschte der Musik. Nach drei weiteren Liedern hörte er auf und zog sich etwas weiter in einen überdachten Hauseingang zurück. Mein Blick und der des Fremden trafen aufeinander und er lächelte noch mal, bevor ich schließlich den Heimweg antrat.
DU LIEST GERADE
Venation Oneshots
Short StoryHier werden One Shots zum Shipping Venation (TobinationxVenicraft) hochgeladen. Ein Großteil werden wahrscheinlich null acht fünfzehn One Shots, vielleicht auch mal n Lemon. Wattpad braucht einfach mehr von diesem super süßen Pairing, es gibt viel z...