Auszeit? Nicht mit ihm

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„ Ich hab ehrlich kein Bock mitzufahren. Im Spätsommer geht das ja noch, aber jetzt ist es unerträglich. Bei der brütenden Hitze möchte ich nicht mit den Jugendlichen Volleyball spielen. Die letzten Jahre sind viele dehydriert oder mit Kreislaufproblemen im Schatten gelegen und dafür möchte ich nicht verantwortlich sein. Ich übernehme gerne Anfang Herbst die zweite Auszeit, aber nicht die." Im Sommer an diesen Campingplatz zu fahren war wirklich nicht auszuhalten. In der Hitze zu Zelten war purer Selbstmord. Und die kleinen Holzhütten, die sie eventuell gemietete hatten, heizten sich leider genauso schnell auf. Bäume die Schatten und angenehme kühle spendeten, gab es so gut wie keine mehr und auch das Volleyballfeld lag komplett in der Sonne, wie die restlichen Aktivitäten auch. Der See war eine willkommene Abkühlung, wenn es a nicht so brechend voll wäre und b er sich nichts so aufheizen würde. In den oberen Schichten erreichte der kleine künstliche See schon so an die dreißig Grad. Das war dann auch keine Abkühlung mehr. Einzig Eis und gekühlte Getränke halfen noch und das konnte gar nicht alles so schnell kalt werden, wie es verbraucht wurde. Und die ganzen Stechinsekten waren die Krönung. Nein er würde einen Teufel tun und mitfahren. „ Ach komm, so schlimm ist es nun wirklich nicht. Sie haben recht milde Temperaturen angesagt. Außerdem ist sonst niemand mehr frei und wir brauchen noch mindestens eine Person. Zumal alle gesagt haben, sie wollen dich dabei haben, weil es mit dir immer lustig wäre. Also tu ihnen den Gefallen.", bat ihn Pat nun schon zum mindestens zwanzigsten Mal. Die Taktik würde bei ihm ziehen und das wusste er zu gut, aber heute nicht. Er wurde sich auf Teufel komm raus nicht freiwillig für diese Auszeit melden. Sollten sie jemand anderen finden. Sicher war noch jemand hier, der mitgehen würde. Nur kam er halt besser bei den Jugendlichen an und sie wollten ihn deswegen dabei haben. Dieses Jahr aber nicht. „ Ach komm schon Schatz. Das wird super, da bin ich mir sicher. Verdirb dir und den anderen doch nicht den Spaß. Außerdem ist es sicher romantisch unter dem Sternenhimmel im Gras zu liegen, fernab der Zivilisation. Dein nackter Körper dicht an meinen geschmiegt." Eins musste er ihr lassen. Sie war verdammt gut ihm süße Versprechungen ins Ohr zu flüstern und ihn damit zu überzeugen. Wenn er so unbedingt mit sollte, würde er halt gehen, aber zu seinen Bedingungen. Kurz gab er Lu einen Kuss auf die Wange, bevor er sich zurück an Pat wandte. „ Okay ich komme mit." Er sah schon, wie Pat sich innerlich freute und ihm zu Füßen liegen wollte. Na das wollen wir mal sehen, dachte er. „ Aber nur unter einer Bedingung. Ich habe keine Aufsicht oder Schuld daran, wenn noch mal einer mit Kreislaufproblemen am Boden liegt. Ich werde Trinkpausen einrichten und mich um dir kümmern, die trotzdem umkippen, aber ich werde nachher wenn sich Eltern beschweren mit keinem Ton erwähnt. Das Gemotze tu ich mir nicht mehr an. Wir nehmen drei Kühlboxen mehr mit, damit jeder immer etwas kühlen zu trinken hat und ihr stellt Mückenspray gegen diese lästigen Viecher. Wenn das passiert, komm ich mit." Pat sah ihn einige Sekunden verwundert an, dann lachte er aber, als wären seine Forderungen lächerlich. „ Gut das kann ich einrichten. Darf es sonst noch was sein? Das waren keine Forderungen, dass war ein reines Sicherheitsnetz, was wir sowieso hätten überarbeiten müssen, damit es weniger Beschwerden gibt." Gut okay was fehlte ihm sonst noch? Eigentlich nichts. Mehr Schatten wäre schön, aber sie nahem sicher wieder drei Dutzend Schirme mit, damit es auszuhalten war. Eine Klimaanlage wäre schön, aber die konnten sie da unten vergessen. Ventilatoren gab es ja schon in den Aufenthaltszelten, damit sie einen Ort zum runter kommen hatten. Eigentlich war da nichts mehr, was er noch fordern konnte. „ Sonst passt das. Ich würde mich allerdings ungern ums Essen kümmern." Das er's mit einer der schlimmsten Sachen. Zwar hatten sie eine Portable Küche dabei, aber der Großteil wurde in den Gemeinschaftsräumen da zubereitet und die hetzten sich unheimlich auf. Da zu stehen und zu kochen war, als würde man in der Sauna stehen. Jedem lief nur noch der Schweiß und man war bemüht, dass nichts davon im Essen landete. Das war mit die größte Qual. „ Fürs Essen haben wir schon jemanden. Dann kommst du also mit. Sehr schön. Dann sind wir vorerst vollzählig. Dann würde ich vorschlagen, ist die Versammlung hier erstmal beendet. Wenn ihr es noch mitgetan habt, fangt an Koffer zu packen, damit wir übermorgen pünktlich losfahren können. Tobi auf ein Wort unter vier Augen bitte." Was den jetzt noch? War nicht schon alles geklärt. Sie sollten ihn einfach in Ruhe lassen. Trotzdem blieb er stehen und gab seiner Freundin noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie raus ging und dort sicherlich auf ihn warten würde. Als der Raum endlich leer war und die Tür sicher zum, sprach Pat ihn an. „ Danke dir. Ich hatte echt Mühe jemanden zu finden. Du warst meine fast letzte Rettung. Ich wollte Elouise nicht fragen, ob sie mit ihrem verstauchten Knöchel mitkommen will und der Rest hat sich im Urlaub gemeldet, oder ist krank. Ich hatte wirklich nur noch dich und ich bin sehr dankbar, dass du ja gesagt hast. Eine Kleinigkeit gibt es da allerdings noch. Ich weiß, du kommst mit Rafael nicht sonderlich gut klar, aber er wird ebenfalls mitkommen. Ich hatte wirklich Personalknappheit, sonst hätte ich dich nicht gefragt. Ihr werdet zwei verschiedene Gruppen haben und am jeweils anderen Ende unseres Camps einen Platz haben. Ihr solltet euch so gut wie nicht über den Weg laufen. Tut mir leid, aber es ging nicht anders." Tobi seufzte. Natürlich war er dabei. Die Kinder liebten Rafael fast so sehr, wie ihn. Leider sahen sie nicht, was er für ein arroganter Idiot war. Tobi hatte nur zu Beginn mal ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber allein da war ihm schon aufgefallen, wie überaus aufgeblasen sein Ego war. Vor den Jugendlichen gab er bei jeder Gelegenheit an und die fanden das natürlich toll. Er allerdings nicht. Aber wenn sie unterschiedliche Gruppen hatten und jeweils am anderen Ende waren, sollten wirklich keine Probleme entstehen. „ Schon okay. Solang ich nicht mit ihm zusammen arbeiten muss, kann mir das herzlich egal sein, dass er dabei ist. Beim Training kann ich ihn schließlich auch ertragen." Ertragen war ein sehr gutes Wort. Denn mehr konnte man bei diesem Typen wirklich nicht. Naja es waren nur zwei Wochen. Das würde er durchhalten. „ Danke dir. Du rettest mir echt den Arsch. Ich wäre ja selbst mitgefahren, aber meine Ex hat mir ie Kinder verfrüht aufgedrückt. Klar liebe ich sie über alles und hab sie gerne um mich, aber ich wäre auch gerne mit euch Campen gefahren. Ist halt jetzt so und ich mach mir ne schöne Woche mit den beiden. Wirklich noch mal danke das du mit gehst. Hast was gut bei mir." Das Pat selbst nicht mit ging, war ihm neu. Bis jetzt hatte er keine dieser Auszeiten verpasst. Aber er kannte auch seine beiden Zwillinge, die null Interesse für Volleyball zeigten. Oder Campen. Es war schon in Ordnung. Es war nur eine Woche und bis dahin hatte sicher Doris das Kommando. So schlimm würde es schon nicht werden. Zumindest redete er sich das erfolgreich ein.

Venation OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt