Alpha und Omega 3

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Tobi lag klein zusammengerollt auf der Seite im Gras. Rafael lag ausgestreckt hinter ihm. Eine seiner Hände kraulte Tobi durch die Haare. Zwischen ihnen war alles entspannt und ruhig. Eine angenehme Atmosphäre, die ihre Beziehung zueinander und die aktuelle Stimmung widerspiegelte. Es war ein lauer Sommerabend. Angenehm milde Temperaturen, ein sanfter Wind, der durch die Baumkronen zog und alles Rascheln ließ. Leises Vogelgezwitscher in der Ferne und die untergehende Sonne am Horizont. Alles war in orange und gelb Töne getaucht. Tobi hatte die Augen geschlossen, war einfach nur vollkommen entspannt. Wann er sich zuletzt so wohl gefühlt hatte, konnte er schon nicht mehr sagen. Vergangene Woche hatte er lernen müssen, dass Rafael nicht so war, wie sein ehemaliger Alpha und dies auch nicht vorspielte. Er war einfach so. Überhaupt eine solche Erfahrung machen zu dürfen, war er schon unglaublich dankbar für. Seit er Rafael jetzt kannte, waren gerade mal zwei Wochen vergangen. Es waren die besten seines gesamten Lebens. Das konnte er mit Sicherheit sagen. Keine Unterdrückung, keine Ausnutzung. Er war regelrecht frei und das genoss er in vollen Zügen. Einfach Omega sein zu dürfen. Mit Rafael hatte er einen wirklich netten Alpha gefunden. Etwas wovon er geglaubt hatte, dass es nicht existierte. Inzwischen vertraute er ihm stark. So stark, dass er bereit war sich von ihm berühren zu lassen und mit ihm zu kuscheln. Für ihn war das mit der größte Vertrauensbeweis, dass er so etwas zuließ. Es zeigte, dass er keine Scheu mehr hatte. Das er bereit war freiwillig bei einem Alpha zu bleiben und seine Zeit mit ihm zu verbringen. Der letzte Schritt dieses Vertrauens, die Spitze des Eisbergs wäre eine freiwillige Bindung. Doch so weit war er noch lange nicht. Dafür war es viel zu früh. Bindungen zeugten von tiefem Vertrauen und langer Verbundenheit. Beides existierte nur in kleinem Maß zwischen ihnen. Dennoch änderte das nichts daran, dass er glücklich war. Würde man ihn jetzt fragen, was er an seinem Leben ändern wollte, würde er nichts antworten. Klar war er in keiner Beziehung, aber das war nicht alles im Leben. Dafür gab es so viel wichtigere Sachen. Er hatte alles, was er brauchte. Auch und gerade dank des Alphas. Dieser hatte ihm geholfen sein Leben wieder zu normalisieren. Einen geregelten Ablauf zu finden und ihn wieder an ein normales Leben zu gewöhnen. Eines ohne Alpha und in Selbstständigkeit. Ohne Abhängigkeit, im guten wie im schlechten Sinne. Etwas, was er noch nie gehabt hatte. Von seinen Eltern, die sich wirklich liebevoll um ihn gekümmert hatten direkt zu einem Alpha. Was er alleine erreichen konnte wusste er noch nicht. Genau wie ein selbstständiges Leben genau funktionierte. Bis jetzt hatte er immer Hilfe gehabt. Einen Wegweiser, der ihn etwas an die Hand nahm, damit er sich nicht im Dunkeln verirrte. Rafael war das im Moment für ihn, auch wenn er ihn weitestgehend alleine laufen und die Welt erkunden ließ. War nur für ihn da, wenn er sich alleine fühlte und Hilfe benötigte. Eine Stütze, die ihn fing, wenn er fiel. Rafael war ihm ein echter Segen. Er hatte ihm sogar für das nächste Semester einen Studienplatz besorgen können und er durfte bei Rafael wohnen bleiben, bis er sich dazu bereit fühlte sein eigenes Leben zu leben. Im Vergleich zu den letzten Monaten war er im Himmel. Mochte zwar übertrieben klingen, doch es war so. Rafael hatte alles getan, damit er sich wieder erholte und war einfach für ihn da. Dafür war er unendlich dankbar. Durch ihn hatte er anfangen können seine Träume und Ziele wieder aufzuarbeiten. Und er hatte sich auch wieder neue Ziele gesetzt, die er sich erfüllen wollte. Es war schön. Er fühlte sich, als wäre er wieder vor die Beziehung mit seinem Alpha zurück versetzt. Kein Zwang, kein Druck alles durfte er wieder selbst bestimmen. Er war wieder frei und das genoss er in vollen Zügen. Plötzlich hörte er ein tiefes Knurren und richtete sich alarmiert auf. Nie hatte solch ein Geräusch etwas gutes zu bedeuten. Rafael wollte ihn bereits wieder runter drücken, damit er einfach weiter entspannen konnte, ohne sich Gedanken zu machen, doch dann sah er einen schwarzen Wolf aus dem Gebüsch springen und richtete sich selbst auf. Wer auch immer das war, wollte sicher nichts gutes von ihnen. Er zog den zitternden Tobi hinter sich, um ihn zu beschützen und ihn nicht auf den Präsentierteller setzen. Knurrend näherte sich der Wolf und bellte sie an. Die Zähne gefletscht. Ängstlich wollte Tobi zurück weichen, um so schnell wie möglich weg zu kommen, doch er wurde hinter dem Alpha gehalten. „ Tobi ist das dein Alpha?", fragte Rafael, da er eine eine böse Vorahnung hatte, die ihm nur bestätigt wurde, als er Tobis nicken hinter sich vernahm. Kaum merklich und total verängstigt. Fast in einer Art Schockstarre gefangen. Er hatte schreckliche Angst im Moment. Gleißendes Licht blendete dem Omega plötzlich. Er kniff die Augen zusammen, weil es einfach so hell war. Als er wieder aufsah, versuchte Rafael gerade sich aus seinen Klamotten zu befreien. In seiner Wolfsform wohl gemerkt. Er baute sich vor Tobi auf und knurrte ebenfalls bedrohlich. Sein ehemaliger Alpha war ihnen schon ziemlich nah gekommen. Deutlich zu nah für seinen Geschmack. Bevor Tobi noch irgendwas machen konnte, hatte Rafael einen Satz gemacht und sich auf den anderen Alpha gestürzt. Beide rollten als eine große Fellkugel mehrere Meter über die Wiese und er konnte irgendeinen der beiden heulen hören. Die Kugel löste sich in eine braune und eine schwarze Kugel auf, wobei sich die braune zuerst aufrichtete. Rafael fletschte die Zähne, wobei Tobi sehen konnte, dass an seinen Lefzen Blut klebte. Also hatte er den anderen erwischt. Etwas beruhigt von dem Gedanken, dass Rafael für ihn Einstand und ihn beschützte, konnte er sich aus seiner Starre lösen. Immer mehr zog Tobi sich zurück, beobachtete mit geweitetem Augen die beiden Wölfe, die nun im Kreis umeinander liefen und immer wieder ein Stück aufeinander zugingen. In diesem Kampf könnte er nicht ausrichten. Dafür war er zu klein, zu schwach. Sein einziger Vorteil, den er sich erarbeiten könnte, wäre sein kleiner Körper, durch den er sehr flink und flexibel war. Sein Alpha machte nun den Satz auf Rafael zu, der zur Seite sprang und somit der Alpha über den Boden kugelte, ohne ihn verwischt zu haben. Wenige Meter später am Boden liegen blieb und einige Sekunden regungslos da lag. Rafael stürzte sich auf diesen und verbiss sich in dessen Nackenfell. Tobi konnte sich nun endlich von der Szene los reißen und tat das einzige, was für ihn im Moment sinnvoll war. Abhauen. So weit er konnte und in die entgegengesetzte Richtung. Einfach nur weg. Er war zu schwach, um gegen einen Alpha anzukommen. Natürlich musste seine perfekte Idylle wieder zerstört werden. Dann auch noch durch seinen ehemaligen Alpha. Warum musste das jetzt wieder passieren? Zu allem übel hörte er, das ihm mindestens einer der beiden hinterher rannte. Tobi rannte noch schneller, als sein Körper es eigentlich zuließ. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer. Keuchend, abgehackt und kaum mehr Luft bekommend. Sein angeschlagener Kreislauf vertrug das nicht so besonders gut. Zumal er schon gar nicht sportlich war. Jemand stürzte sich von hinten auf ihn, brachte ihn zu Fall. Etwas konnte er sich noch mit den Armen abstürzen, bevor er ganz mit dem Gesicht auf dem Boden aufkam. Schmerz durchzog seinen Körper für einen kurzen Moment. Er versuchte sich unter dem Wolf hervor zu kämpfen, doch dieser verbiss sich in seinem Nacken. Tobi blieb sofort ruhig liegen, jauerte still auf. Blut tropfte von seinem Nacken. Jemand zweites stürzte sich auf sie drauf, versuchte den Alpha von Tobi weg zu ziehen. Doch es gelang ihm nicht. Zumindest nicht, ohne Tobi schreckliche Schmerzen zuzufügen und sein Leben zu riskieren. Den einzigen Ausweg, den er sah war das Leben des Alpha selbst zu riskieren. So fest er konnte verbiss er sich im Nacken des anderen, der aufheulte und so endlich von Tobi abließ. Tobi kämpfte sich unter den beiden hervor, auch wenn er schmerzen hatte. Den Kopf konnte er gar nicht mehr bewegen, weil der Schmerz so schlimm war. Gequält blieb er liegen, weil er einfach das Gefühl hatte sich nicht mehr bewegen zu können. Im Nacken ein unerträgliches stechen, welches sich den Rücken runter in ein brennen verwandelte, was ihn lahmlegte. Wangen und Stirn durften mehrere Schrammen zieren und seine Nase blutete ebenfalls. Einer der beiden knurrte wieder bedrohlich. Schritte, die sich von ihnen entfernten waren zu hören. Sanft rieb sich eine Schnauze an seinem Hals, weshalb er den Kopf auf diese Seite drehte. Viel zu sanft, um nicht zu Rafael zu gehören. Das erste was er sah war braunes Fell, dann den leidlichen und doch liebevollen Blick, den Rafael ihm zuwarf. Ganz vorsichtig hob er einen Arm an und strich ihm durch das Fell als Zeichen des Dankes. Rafael verschwand einen Moment und kam dann als Mensch wieder zu ihm und kniete sich vor ihn. „ Bleib mal liegen und lass mich an deinen Nacken ran. Keine Sorge, ich bin vorsichtig. Hat er dich sonst noch wo erwischt?" Während Rafael ruhig auf ihn einsprach, waren seine Hände in Tobis Nacken gewandert und drückten vorsichtig einmal auf die Haut um der Wunde. Leicht kniff der kleinere die Augen zusammen und zischte ein wenig schmerzvoll. Noch behutsamer strich er mit dem Kragen seines Shirts das Blut weg und schaute sich die Wunde genau an. Zwar floss sofort neues Blut nach, doch man konnte sehen, dass es einfach nur eine offene Stelle war. Nichts weiter schlimmes und nur oberflächlich. Gott sei Dank. „ Komm langsam hoch. Sieht nicht so schlimm aus. Tut wahrscheinlich einfach nur höllisch weh." Wenn er den Kopf halbwegs ruhig hielt, ging es mit dem Schmerz. Langsam richtete er sich auf, bis er stand. Kurz taumelte Tobi gegen den anderen, doch er fing sich wieder. Schwindelig war ihm trotz allem. Rafael griff ihm unter die Arme, stützte ihn ein wenig. „ Können wir bitte heim gehen? Ich möchte mich hinlegen, bevor mein Kreislauf schlapp macht." „ Natürlich." Tobi kniff die Augen zusammen, als es ihn plötzlich stärker drehte und er stolperte einen Schritt nach vorne. Der Griff um ihn wurde fester, sein Gewicht welches er selbst tragen musste weniger. Rafael schien ihn den Großteil des Weges zu schleppen, sodass er quasi nur noch die Füße anheben musste. So dauerte der Weg zwar etwas länger als normal, doch letzten Endes konnte er sich bei Rafael im Bett hinlegen. Kaum lag er, war Rafael auch schon verschwunden, um etwas zum desinfizieren und zum reinigen zu holen. Zumindest die Wunde im Nacken wollte er versorgen. Bei den paar kleinen Kratzern machte er sich keine Sorgen. Danach müsste sowieso erstmal nach sich schauen. Ohne war er aus dem Kampf nicht rausgekommen. Bei ihm war es aber weitaus weniger schlimm, als bei Tobi. Das durfte ihnen nicht noch mal passieren. Schon gar nicht, wenn Tobi alleine sein sollte. Viele Alpha waren nun mal besitzergreifend, aber in einer solchen Form war es ungesund. Sowas hatte selbst Rafael noch nicht erlebt. Als er wieder zurück kam, lag Tobi unverändert auf seinem Bett. Er setzte sich an die Bettkante, legte behutsam eine Hand an Tobis Schulter. Ein leises Ächzen war alles, was als er als Reaktion bekam. Seine Schmerzen schienen wohl doch schlimmer zu sein, als er gedacht hatte. Mit aller Vorsicht, die er aufbringen konnte, wischte er mit einem nassen Tuch das Blut aus Tobias Nacken. Der kleinere zuckte immer mal wieder zusammen, wenn er die Haut berührte und zischte leise. Um ihn ein wenig zu beruhigen und von den Schmerzen abzulenken strich er Tobi durch die Haare. Als Rafael anfing die Wunde zu desinfizieren, begann Tobi sich zu winde und jammerte vor Schmerz. „ Sch es wird gleich besser. Ich mach da noch schnell n Pflaster drauf, dann hast du's geschafft. Halt durch." Zwar quengelte er weiter, doch er ließ sich ein Pflaster auf die Wunde kleben. Rafael ließ vollkommen von ihm ab, behielt nur eine Hand an seinem Hinterkopf und fuhr Tobi durch die braunen Haare. Er schien sich langsam wieder zu beruhigen. Dann konnte er jetzt bei sich schauen. Teilweise war das Blut in seinem Nacken schon getrocknet, wie er feststellte, als er sich selbst in den Nacken fasste. Zum Glück schien es nur ganz oberflächlich gewesen zu sein. Das könnte er so lassen und heute Abend beim duschen abwaschen. Es schien nur ein wenig Blut und die oberste Hautschicht zu sein. Somit konnte er sich zu Tobi legen, der sofort seine Nähe suchte. Als habe er Angst, dass Rafael ihn verlassen würde und dem anderen Alpha zur Beute vorwarf. Tun würde er das nur nie. Dafür mochte er Tobi schon zu sehr. Ganz zaghaft kuschelte sich der kleinere an seine Brust. Rafael schob einen Arm unter seinem Körper durch und zog ihn fester an sich. Leise seufzte Tobi. Er schien sich wieder wohl zu fühlen. Auch wenn er eigentlich nicht mit dem Thema kommen wollte, so musste er es dennoch irgendwann mit Tobi besprechen. Also konnte er das auch gut jetzt. Am Ende passierte noch was. Der kleinere sollte einfach in Sicherheit sein. Jetzt würde er es erstmal ganz vorsichtig und feinfühlig probieren. „ Möchtest du drüber reden? Ich weiß, es ist sicher nicht einfach, aber so bist du nicht sicher. So extreme Formen von Besitzergreifung sind gefährlich für dich als Omega. Er wird nicht eher von dir ablassen, bis er dich wieder gebunden hat." Nur ganz leicht schüttelte Tobi seinen Kopf. Im Moment wollte er nicht darüber reden. Nicht die alten Wunden wieder aufreißen, die gerade erst zu heilen begannen. Von dem Alpha wollte er kein Wort mehr hören. Er gehörte seiner Vergangenheit an und mit der hatte Tobi abgeschlossen. Endgültig. Einige Momente war es still. Man hätte selbst eine Feder zu Boden fallen hören können. Nur der leise Atem beider war zu hören. Rafael begann wieder Tobi durch die Haare zu fahren, um ihn etwas zu beruhigen. Klar hatte er gesagt, er wolle nicht darüber reden. Rafael war jetzt aber lieber, um ihn später nicht nochmal damit konfrontieren zu müssen. Zumal es da schon zu spät sein könnte. Und er wollte Tobi ganz sicher nicht an einen solchen Alpha verlieren. „ Zwei Minuten, dann lass ich dich in Ruhe. Das kann echt gefährlich werden Tobi und ich will nur, dass du sicher bist." Was genau jetzt eine gute Lösung für das Problem war, wusste er selbst nicht. Sicher war Tobi keinesfalls mehr. Weder in der Stadt noch daheim. Bestimmt hatte er Mittel und Wege, um Tobi selbst hier ausfindig zu machen. Und dann hatte Tobi sobald er weg war keine Chance mehr. Würde zurück in die Höhle geschleppt werden, oder wer weiß wo. Wiederfinden würde er Tobi niemals. Solche Alpha würden alles tun, um ihre Omega von allem und jedem fern zu halten. Solch ein Leben hatte Tobi nicht verdient. „ Du kannst mich hier aber nicht einfach einsperren. Ich bin kein Tier und schon gar kein Omega, der sowas mit sich machen lassen würde.", fauchte Tobi sofort wütend und rückte von ihm ab. Das hatte er doch mit keinem Wort gesagt. Hier drin wäre er zwar immer noch sicherer als draußen, deswegen würde er ihn aber niemals hier einsperren. Leider merkte man immer noch sehr stark, durch welche Art von Alpha Tobi geprägt war. So schnell würde er das auch nicht ablegen können. Trotz das er Tobi zeigen wollte, wie sehr er sich von seinem alten Alpha abhob, behielt er den Abstand erstmal bei. Tobi sollte nicht auf dumme Gedanken kommen. „ Das habe ich mit keinem Wort gesagt, gedacht oder behauptet. Ich würde dich niemals einsperren. Was ich sagen wollte. Du musst vorsichtig sein. Geh niemals raus, wenn du nicht in der Nähe von Leuten bist, die für dich einstehen würden. Sonst bist du ganz schnell wieder in seinen Fängen. Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich da noch mal rausholen kann. Pass bitte auf.", versuchte er Tobi zu erklären, wie er es den gemeint hatte. Eben jener drehte sich jetzt zu ihm um und sah ihn missbilligend an. Als sei er das pure Böse. Eigentlich war Rafael der Auffassung, Tobi könne daraus nichts mehr fehlinterpretieren. Tja eben doch. „ Oder du bindest dich an einem Alpha. Das ist es doch, was du mir sagen willst." Tobi spuckte ihm die Worte regelrecht entgegen. Voller Verachtung und Hass. Mit diesen Blicken könnte er Rafael töten, wenn sie den in einem Film wären. Dabei hatte er das Wort Bindung nicht mal in den Mund genommen. Geschweige den auch nur daran gedacht. Überhaupt würde er das Tobi in dem kurzen Zeitraum, in dem sie sich kannten niemals vorschlagen. Was wäre er für ein Alpha, wenn er Tobi erst rettete und jetzt so in Unterdrückung zwängte. „ Nein Tobi. Natürlich wäre es eine Möglichkeit, aber im Moment gibt es doch nicht mal einen Alpha, dem du so vertraust, dass du dich binden würdest. Es gibt genügend andere Möglichkeiten. Geh doch nicht immer von dem klassischen Alpha Bild aus, was du hast. Nicht alles trifft auf jeden von uns zu." Rafael konnte einen kurzen Augenblick einen Ausdruck von Schuld in Tobis Augen sehen. Jedoch verflüchtigte dieser sich genauso schnell, wie er gekommen war. Stattdessen wurde er nachdenklich. Was immer er überlegte, es war sicher nichts, was Rafael erfreuen würde. „ Rein theoretisch doch. Ich mag dich Rafael. Wirklich." Rafael glaubte selbst nicht, was er da zu hören bekam. Sag mal spinnt Tobi jetzt? Noch ehe er weiter reden konnte, unterbrach er ihn energisch. „ Tobi hör auf. Du zwingst dich selbst. Mir brauchst du nichts vorspielen. Für das bist du einfach noch nicht bereit. Glaub mir. Außerdem wäre es dazu viel zu früh. Du vertraust mir noch nicht genug. Und das ist auch gut so kleiner. Noch erwartet niemand von dir irgendwas." Natürlich mochte er Tobi auch, aber er wusste nicht mal, ob er sich mehr mit Tobi vorstellen konnte als bloße Freundschaft. Sie kannten sich dafür einfach zu kurz. Kränken wollte er ihn aber auch nicht, indem er ihn jetzt von sich stieß. Er wollte ihn nicht verunsichern, was er mit seiner Wortwahl wahrscheinlich gerade tat. „ Also heißt das.", wollte Tobi sofort sofort betrübt wissen. Natürlich verstand er genau das jetzt wieder falsch. Der kleine war einfach viel zu viel schlechtes gewöhnt. Vorwerfen konnte ihm da keiner was. „ Nein so war das nicht gemeint. Ich mag dich kleiner. Aber bis jetzt ist da nur Freundschaft meinerseits. Heißt nicht, dass da nie mehr sein wird, aber ich empfinde gerade noch keine Liebe für dich. Und ich werd dich sicher nicht an mich binden, nur weil du verzweifelt bist. Ein Bund sollte aus Liebe entstehen. Mach dir jetzt keinen Kopf mehr und ruh dich aus. Du bist noch total erschöpft." Tobi tränten schon nach dem ersten Satz die Augen. Keinesfalls war dies jedoch schlecht. Seine Lippen spiegelten das Lachen wieder. In den Tränen spiegelte sich pure Dankbarkeit. Er hatte Bestätigung gesucht. Dafür das er hier nicht gezwungen wurde, es dennoch Möglichkeiten gab, dass er sich binden konnte um nicht mehr vor jedem Alpha Angst haben zu müssen. Tobi rutschte wieder ein Stück näher, schmiegte den Kopf leicht gegen Rafaels Brust. Behutsam legte er beide Arme um den kleineren und fing an ihm durch die Haare zu kraulen, bis er vollkommen ruhig und entspannt neben ihm lag. Der Atem des kleineren wurde immer ruhiger, bis er schließlich drohte in seinen Armen einzuschlafen. Jetzt schon schien er zwischen der realen Welt und dem Traumland nicht mehr unterscheiden zu können. Zu dösen schien er jedenfalls schon mal. Sollte er ruhig mal schlafen. Schaden konnte es nicht nach dem ganzen Stress. Rafael entwich ein Gähnen. Die Müdigkeit schien aus dem nichts zu kommen, überfiel ihn aber regelrecht und riss ihn mit ins Land der Träume. Einen Moment alle Sorgen und Probleme vergessen und einfach mal träumen. Wenig später folgte er Tobis Beispiel und schlief dicht an den Omega gekuschelt ein. Zwar spürte er ab und zu noch Tobis Füße gegen ihn treten. Wohlgemerkt ohne Absicht. Wach wurde Rafael davon nicht, daher störte es ihn nicht. Solang Tobi durchschlief, war alles ok. Und das tat er auch. Seit langem mal wieder.

Venation OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt