Ausbruch aus der Pandemie 2

57 8 5
                                    

Am Morgen werde ich von einer kleinen Zunge geweckt, die über meine Wange leckte. Leo hatte sich an meinem Kissen hoch gekämpft und leckte nun meine Wange ab. „ Morgen mein süßer.", lächle ich und streichelte ihm über den Kopf. Als meine Augen durch den Raum schweifen, bleiben sie an Venis Blick hängen. „ Ich bedanke mich für das Kompliment. Dir auch einen guten Morgen.", wizelte Veni. Er wusste genau, dass ich Leo gemeint hatte. Der kleine Kater purzelt in dem Moment unbeholfen von meinem Kissen runter und tapste dann zu Veni, der ihn hoch hebt und auf seine Brust setzte. Der kleine Kater rollte sich dort zusammen und ließ sich von Veni kraulen. Da hatte wohl jemand einen neuen Freund gefunden. Sie passten schon echt gut zusammen. Ich rollte mich auf die Seite, um mir nicht den Hals verdrehen zu müssen, um die beiden ansehen zu können. „ Geht mir da einer fremd? Du bist mir einer.", grinse ich und kraule Leo mit einem Finger unter dem Kinn. Der Kater macht jedoch keine Anstalten wieder zu mir zu kommen. Verräter. Sobald Leo Fremde hat, die ihn kraulen, kam er nicht wieder zu mir. Erst wenn die Leute keine lust mehr hatten, kam der kleine wieder zu mir, um sich von mir weiter kraulen zu lassen. „ Wenn du willst, setz ihn einfach runter, wenn du fertig bist. Dann kann er sich hier ein wenig umsehen und auch mal aufs Klo gehen. Meist muss es morgens schnell gehen." Fragend sah Veni mich an. Venis Bett war deutlich niedriger als meins, dennoch viel zu hoch für den kleinen Kater. Er kam hier vielleicht runter, wenn man ihm ein weiches Kissen hinlegte, jedoch nicht hoch. Und hauptsächlich wollte er nachts auf seinem Kissen liegen. Bei mir konnte er ja immerhin über die kleine Treppe runter. „ Leo ist für sein Alter winzig, er kommt hier nicht hoch. Nachts bleibt er meist ruhig liegen und schläft. Dafür wird er morgens aktiv. Seine typische Runde einmal quer durch die Wohnung, aufs Klo, eine Runde krallen schärfen am Kratzbaum. Danach trinkt er meist was und kommt dann wieder zu mir ins Bett. Meist will er dann gekrault werden, oder aber er hat hunger." Es war jeden morgen das selbe. Manchmal erst um acht, manchmal schon um fünf. Das war dann nicht optimal, doch das dauerte nicht mehr lange, dann konnte er feste Nahrung zu sich nehmen. Ich würde es vermissen ihn mit einer Flasche zwei bis drei mal am Tag zu füttern. „ Ich setz ihn wohl mal besser runter. Gerade kann er nur im Schlafzimmer rum tapsen." Veni hebt den kleinen Kater sanft mit einer Hand unter dem Bauch vom Bett runter. Ich setze mich auf, schaue vom Bett runter. Veni hatte gestern wohl noch das Klo aufgestellt, denn Leo tapste darauf zu und setzte sich in das Streu. Ich wende den Blick ab und sehe derweil wieder zu Veni. Ich bemerkte den Blick, der auf meinem Körper lag und von niemand anderem als Veni stammt. Erst da wird mir bewusst, dass mein Shirt, welches ich im Moment trage, nicht mehr das lag, wo es liegen sollte. Der Saum hing knapp unter meiner Brust. Hastig zerrte ich ihn wieder nach unten und versuchte nicht all zu rot zu werden. Wie peinlich. Veni hat derweil den Blick abgewandt und tat so, als hätte er nie in meine Richtung gesehen. Leo mauzte vor meiner Bettseite. Als der Kater Anstalten machte, hier hoch zu springen, machte ich platz, dass er nicht zu hoch springen musste. Leo versuchte es, blieb aber im Bettlaken auf halber Höhe hängen. Sanft umgriff ich ihn und holte seine Krallen aus dem Laken, bevor ich ihn zwischen uns absetzte. „ Lass dich noch ein wenig kraulen, ich mach dir ein Fläschchen.", lächle ich und erhebe mich dann aus dem Bett. Ich gehe zu der kleinen Tasche und krame kurz darin herum und ziehe dann eine Flasche mit Saugnapf und eine Flasche Katzenmilch heraus. An der kleinen Lasche zog ich den Deckel ab und leere die Milch in die andere Flasche um. Schnell schraube ich den Deckel drauf, hebe noch das Kissen auf. Ich setze mich wieder hin und gebe Veni beides. Der hatte da sicher Spaß dran. Leo lässt sich sofort auf dem Kissen nieder, welches in Venis Schoß lag und rollte sich dann auf den Rücken. Sofort begann Leo an dem Aufsatz zu saugen, als Veni ihm den hin hielt. Auch wenn ich nur Augen für den kleinen Kater hatte in letzter zeit, so konnte ich jetzt nur Veni anstarren, wie er mit aller Herzensgüte Leo fütterte. „ Gott das ist so niedlich. Wie hältst du das aus?" Indem ich jedes Mal einen Zuckerschock bekam, wo ich das tat. Man gewöhnte sich zu sehr daran. Es würde mir schwer fallen damit wieder aufzuhören. Aber er wurde nunmal älter und brauchte irgendwann keine Flasche mehr und das würde bald sein. „ Genieß es. Ich werd ihn dir nicht hier lassen.", lächle ich. Das fiel den meisten schwer. Loslassen bei so einem süßen Kater. Er war auch einfach noch so winzig und mit der weißen Stupsnase und den blauen Kulleraugen, konnte man ihm einfach nicht widerstehen. Unauffällig musterte ich Veni, wie er den kleinen fütterte. Veni hatte diesen sanften, liebevollen Blick drauf, während er Leo fütterte. Zudem kraulte Veni dem kleinen sanft über den Bauch, während er an der Flasche nuckelte. Ich wand den Blick ab und quälte mich erneut aus dem Bett, um mir frische Klamotten zu holen. Nebenbei vielleicht noch aus dem Grund, dass ich gleich einen Herzinfarkt bekam, wenn ich dem weiter zusah. „ Ihr zwei kommt sicher klar.", sagte ich, bevor ich mit einem Stapel Klamotten im Bad verschwand. Ich schlüpfte aus meinen alten Klamotten und zog mir nur neue Boxershorts und ein Shirt an, sowie die Jeans von gestern. Mit der Hand versuchte ich meine verwuschelten Haare zu richten, doch es klappte nicht. Sie blieben genauso zerzaust wie davor. Nach weiteren zwei Minuten gab ich auf und ließ meine Haare schlaff ins Gesicht hängen. Ich verließ das Badezimmer mit den alten Klamotten in der Hand und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich schmeiße alles auf meine Tasche und schaue dann zu Veni. Die Flasche war halb leer. Leo nuckelte immer noch daran. Träger als sonst, fast schon ein wenig schläfrig. Dafür umso süßer. „ Er ist wirklich süß. Warum hast du mir nie Fotos von dem kleinen geschickt? Wir quatschten fast jeden Tag, da hättest du das ja mal erwähnen können.", meinte Veni vorwurfsvoll. So lang hatte ich Leo nicht. Erstmal hatte ich ihn durchbringen müssen, damit er nicht seinen Krankheiten und Verletzungen erlag. Zu dem Zeitpunkt hatte ich einfach nichts sagen wollen, weil nicht sicher war, dass er übeleben und bei mir bleiben würde. Seit aber sicher war, dass er bleiben würde, hatte ich ein paar Bilder verschickt. Veni durfte ich da wohl einfach vergessen haben. So ein kleiner Kater war aber einfach viel Arbeit und man musste ihn ständig im Auge haben. Ich hatte mich noch nicht getraut Leo länger als ein paar Stunden alleine zu lassen, wenn ich einkaufen musst, oder andere Termine hatte. Wo es ging, nahm ich den kleinen Kater mit. Da ich sonst nichts zu tun hatte, setzte sich mich neben Veni. Mein Arm streifte seinen. Sofort begann die Stelle zu kribbeln. Viel zu hastig zog ich meinen Arm zurück. Veni sah kurz fragend zu mir auf. Sofort bekam ich Panik. Was, wenn er es ansprach? Wie sollte ich reagieren? Konnte ich ihm die Wahrheit sagen? Wollte ich das überhaupt? Es würde doch alles nur noch komplizierter machen. Venis Blick durchbohrte mich förmlich und er war gerade dabei seine Lippen zu öffnen, um irgendwas zu sagen, als Leo mauzte. Sofort wand er sich dem kleinen Kater wieder zu und ließ mich außer acht. Danke Leo, du hast mir vermutlich den Arsch gerettet. Ich hätte nicht gewusst, wie ich auf einen dummen Kommentar, oder eine Frage reagiert hätte. Vermutlich mit Panik und gestottert. So wie immer, wenn es um meine Gefühle zu Veni ging. Eins konnte ich da mit Sicherheit sagen. Es wurde kompliziert. Verdammt kompliziert. Und ich wollte ungern herausfinden, wie Veni auf mein Geständnis reagierte.

Venation OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt