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|ᴊɪʜᴏᴏɴ
|⸙⸙⸙

Es ist beinahe ein Uhr, als wir aufbrechen. Nach dem wirklich coolen Konzert, mit vielen verschiedenen Sängern, sind wir noch spazieren gewesen und dann wieder in der Innenstadt, um ein bisschen das Nachtleben zu erkunden. Für Yejun war das alles, aber nichts gewöhnliches und dementsprechend fertig hängt er jetzt auf meinem Rücken und versucht krampfhaft den großen, babyblauen Teddybären festzuhalten, den ich für ihn gewinnen konnte. Immer wieder murrt er leise etwas vor sich hin, befindet sich aber geradewegs auf die Durchreise ins Land der Träume. Sein warmer Atem streift meine Ohren, doch sein Kopf wird immer schwerer und hängt mit immer weniger Kontrolle irgendwo auf seinem Arm, der über meine Schulter geworfen ist. Mir tut es beinahe ein wenig leid, dass er so kaputt ist, doch er hat so viel gelacht und sich mit Freude ausgepowert, dass ich doch ganz froh bin, dass es so gekommen ist. Vor allem während unseres Spazierganges hat er mir nochmals bewiesen, dass seine Blindheit ihn nur gering einschränkt. Wir haben zwei Spielplätze unsicher gemacht, ein Wettrennen veranstaltet und ein paar Streetfoods probiert. Die gut sechs Stunden die wir jetzt noch unterwegs waren, waren durchaus belebt. Auch ich spüre langsam die Müdigkeit in meinen Knochen. Ein Glück weiß Baekho Bescheid, dass wir gerade auf dem Heimweg sind. Wenn ich mich jetzt auch noch darum kümmern müsste, würde ich den Jungen wahrscheinlich einfach mit zu mir nach Hause nehmen. Das wäre deutlich einfacher, doch so mache ich das natürlich nicht.

Yejun's Bruder erwartet uns schon vor der Tür und streicht dem Kleineren lediglich einmal durch die Haare, als wir vor ihm stehen. ,,Würdest du ihn nach oben bringen?", fragt er dann an mich gerichtet, ,,Aber nicht so laut, Eomma und Appa sind auch schon in Bett." ,,Ja, alles gut.", nicke ich und mache mich schnell, aber leise, auf den weg in sein Zimmer. Die kleine Lampe auf dem Nachttisch leuchtet und zum Glück ist es gut klimatisiert. Die Luft draußen ist zwar warm, aber trotzdem unangenehm.

Ich lasse Yejun auf seinem Bett ab und schlage die Bettdecke zur Seite. Er ist tatsächlich eingeschlafen; ein Wunder, dass der Teddy noch in seinen Armen ist. Vorsichtig entferne ich die Brille von seiner leicht roten Nase und blicke in sein, meiner Ansicht nach, makelloses Gesicht.

Wie von selbst streiche ich über seine Wange und lasse meine Hand dann über seine Arm bis hin zu einer seiner Hände wandern. Ich hebe sie vorsichtig an, so kann ich das Plüschtier in seine Arme leben, und küsse seine zarte Haut einmal leicht. Gerne würde ich auch seine prallen, dunklen Lippen probieren, doch da muss er selbstverständlich erst noch zustimmen. Ich kann es mir dennoch nicht nehmen lassen, die linke Wange seines rundlichen Gesichts ganz sanft zu liebkosen, was mein Herz beinahe unangenehm vor Aufregung pochen lässt. Glücklicherweise wacht er davon nicht auf und ich kann ihn ungestört - natürlich noch mit der Jeans an den Beinen an, auch wenn sie zum Schlafen eher unbequem ist - zudecken, damit er auch sicher und wohlig schlafen kann. Wie gut er tatsächlich in diesen Klamotten schlafen wird, weiß ich nicht, aber ich würde ihn nur ungern ausziehen, wenn ich seine Zustimmung nicht habe.

,,Danke Jihoon. Komm gut nach Hause und schlaf gut." ,,Du auch, Baekho.", nicke ich und verlasse das recht große Stadthaus. Trotz der Müdigkeit muss ich lächeln. Die Zeit mit Yejun verging wie im Flug und trotzdem habe ich jede einzelne Sekunde genossen. Sein Lachen hat dich in mein Gedächtnis gebrannt, genauso wie jedes noch noch so kleine Detail seines Gesichts.

Wenn ich gedurft hätte, hätte ich mich gleich neben ihn gelegt und in meinen Armen gewogen. Aus irgendeinem Grund habe ich das Bedürfnis nach seiner Nähe. Ich will seine Präsenz spüren, seine Wärme. Seine Stimme hören und immer wieder über seine butterweichen Haut streichen. Und küssen will ich ihn. Diese Lippen sind so unfassbar verführerisch.

Als ich grinsend zuhause ankomme, kommt Eomma gleich mit einem Glas Wasser in der Hand aus der Küche zu mir. ,,Hast du getrunken?", will sie sofort wissen. Seufzend schüttel ich den Kopf. ,,Ich war nicht mit Jiwon und Dohyun unterwegs." ,,Sondern mit dem süßen Jungen?" Ich nicke schnell, obwohl süß untertrieben ist. ,,Du solltest ihn uns mal offiziell vorstellen, findest du nicht?" ,,Und du solltest so langsam ins Bett, findest du nicht?", entgegne ich und schmunzelnd hakt sie sich bei mir ein, damit wir zusammen die Treppe nach oben gehen können. ,,Um neun Uhr gibt's Frühstück." ,,Eomma, ich treffe mich morgen früh mit den Jungs.", sage ich schnell, schaue sie entschuldigend an und küsse ihre Stirn, doch sie ist zum Glück keineswegs böse deswegen. Stattdessen soll ich schöne Grüße ausrichten und dafür sorgen, dass sie meine besten Freunde mal wieder zu Gesicht bekommt.
Dabei sollte sie vielleicht böse sein, denn ein Treffen steht noch gar nicht.
– Ich sehe es aber als notwendig! Ganz notwendig!

⸙⸙⸙|

the light in my eyes ❁ུ۪۪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt