Lilian P.O.V.
Als ich den Raum betrat, standen alle auf und empfingen mich mit besorgten Blicken. Als Niall's Blick den meinen traf wurde mir ganz schwer ums Herz. Er hatte blutunterlaufene Augen und seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen.
Am liebsten hätte ich ihn jetzt in meine Arme geschlossen, aber ich musste es ihnen erst erzählen, ehe mich der Mut verließ.
Unsicher blickte ich zu Bea, die sofort verstand und das Wort ergriff. "Setzen wir uns doch erstmal." wies Bea die anderen an und wir setzten uns im Kreis auf den Boden. Bea setzte sich neben mich, legte einen Arm um meine Schulter und nickte mir ermutigend zu.
Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief durch, ehe ich meinen Blick durch die Runde schweifen ließ. Alle schauten mich besorgt, vielleicht sogar etwas gespannt an.
Ich selbst spannte mich an und kaute so fest auf meiner Unterlippe, dass sie zu bluten begann. Mein Magen drehte sich und es würde mich nicht wundern wenn ich mich jeden Moment übergeben müsste.
Jetzt oder nie, oder?
"Ich habe euch etwas verschwiegen." hauchte ich. Eine einsame Träne kullerte meine Wange hinab und fiel mir in den Schoß. "Ich habe Depressionen." ich schluckte heftig und wischte mir eine weitere Träne aus dem Gesicht. Man konnte in den Gesichtsausdrücken der anderen deutlich erkennen, dass sie vieles erwartet hatten, nur nicht das.
"Vor drei Jahren ist etwas passiert, worüber ich immer noch nicht bereit bin zu sprechen. Nicht einmal Bea weis was damals genau passiert ist." ich versucht abermals den Kloss, der sich in meinen Hals gebildet hatte, runter zu schlucken. Bea verstärkte ihren Griff und zog mich näher an sich.
Ich schniefte "Ich werde bis heute jede Nacht von Albträumen heimgesucht. Ich muss Schlaftabletten nehmen, um überhaupt einschlafen zu können. Ich wache jeden Tag schweißgebadet auf und muss Beruhigungstabletten nehmen um mich wieder zu beruhigen."
"Darf ich fragen was damals passiert?" fragte Harry vorsichtig und erntete gleich einen bösen Blick von Bea. "Sie hat doch gesagt, dass sie nicht darüber sprechen will." fauchte Bea ihn an. Worauf Harry sofort begann sich bei mir zu endschuldigen.
"Ist schon gut. Ich eh..." stotterte ich und schluckte meine Tränen runter. "Hey wenn du nicht willst, brauchst du es uns nicht erzählen." äußerte sich Niall schaute mich aufmunternd an.
"Aber ich will es euch erzählen." schluchzte ich. Auch wenn es nur die halbe Wahrheit sein würde, musste ich es ihnen erzählen. Vor allem Niall sollte wissen, dass es nicht seine Schuld war wenn ich mal wieder ausrastete.
Ich wischte mir mit dem Ärmel über meine Wangen und atmete zittrig ein. "Vor etwa drei Jahren wurde ich von dem Jungen verletzt, von dem ich dachte geliebt zu werden. Er hat mich nicht nur seelisch sondern auch physisch verletzt und ich..." mir stockte der Atem, meine Luftröhre zog sich schmerzhaft zusammen und heiße Tränen strömten mir über die Wangen.
Bea reagiert sofort und griff nach ihrer Handtasche und reichte mir meine Medikamente und eine Wasserflasche. Ich schluckte beides und wurde keine Sekunde danach von sechs Armpaaren empfangen.
Wir verharrten einige Zeit so, keiner traute sich etwas zu sagen. Doch die Stille war keineswegs unangenehm, im Gegenteil. Ich fühlte mich dadurch besser. Keiner stellte Fragen, reagierte abwertend oder zeigte sein Mitleid.
Nein, sie umarmten mich bloß und dass ist die beste Reaktion die ich mir hätte vorstellen können. Ich dachte sie würden wütend sein, mich verabscheuen. Ach, ich weis doch selbst nicht, was ich mir dabei gedacht habe.
Diese fünf Personen haben mir bewiesen, dass Promi Sternchen nicht immer arrogant und selbstverliebt sein mussten. Nein. Harry, Liam, Louis, Niall und Zayn waren das genaue Gegenteil.
Sie waren hilfsbereit, liebevoll und kein bisschen eingebildet, naja meistens zumindest. Aber genau das schätzte ich an ihnen. Sie nahmen sich selbst nicht richtig ernst und konnten einen immer zum lachen bringen.
"Leute versprecht mir bitte eins. Bitte behandelt mich jetzt nicht anders als vorher auch. Ich bin kein Sonderfall." nuschelte ich in die Umarmung hinein.
Unsere Umarmung löste sich Stück für Stück bis wir wieder im Kreis saßen. Niall der gegenüber von mir saß, lehnte sich vor und nahm meine Hände in die seinigen. "Wir würden dich nie anders behandelt. Jeder von uns hat seine Ecken und Kanten. Harry macht die schlechtesten Witze überhaupt, Zayn kann nicht schwimmen, Louis kann ohne eine Tasse Tee nicht schlafen, Liam hat Angst vor Löffeln und ich habe auch meine Fehler. Aber diese Macken machen uns zu Menschen nicht wahr."
Seine Worte rührten mich so sehr, dass mir wieder eine Träne über meine Wange lief. Er wischte mir diese mit seinem Daumen weg, löste dabei aber seinen Blick nicht von den meinigen.
Ich schreckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel und ich bemerkte, dass nur noch Niall und ich im Raum waren. Schmunzelnd schaute ich zu Boden, denn ich wusste ganz genau, dass Bea und die andere an der Tür klebten und versuchten zu lauschen.
Vorsichtig hob Niall mein Kinn an und zwang mich so ihn anzuschauen. Er schaute mir mit ernstem Blick in die Augen, fast so als würde ihr etwas suchen.
"Hat er dir die ganzen Narben zugefügt?" Ich schaute ihn perplex an und mein Herz machte einen Aussetzer. "Glaubst du, ich habe sie nicht bemerkt? Lilian, wer hat dir das angetan?" In seiner Stimme lag Zorn, aber auch Sorge.
Eine Träne kullerte mir übers Gesicht, als die Erinnerungen an jene Nächte zurück kamen, in denen ich auf dem kalten Badezimmerboden gesessen habe und mir mit der bereits blutverschmierten Rasierklinge durchs Fleisch gefahren bin.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Niall seine Arme um mich schlang, mir beruhigend über den Rücken streichelte und einen leichten Kuss auf meinem Scheitel platzierte.
"Lilian." hauchte er mir besorgt ins Ohr. "Ich wars." schluchzte ich in seine Schulter. Er zog mich auf seinen Schoß und drückte mich so nah wie möglich an ihn. "Aber ich mache es schon seit einem ganzen Jahr nicht mehr." ergänzte ich mit zittriger Stimme und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
"Versprich mir, dass du es nie wieder machst." flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte heftig, ich hatte schließlich nicht vor rückfällig zu werden.
Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte löste ich mich von seiner Umarmung. "Das ändert doch nichts zwischen uns, oder?" fragte ich unsicher. "Natürlich nicht." empörte sich Niall und nahm meine Hand in die seinige "Das würde ich nie zulassen" Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen und mein Magen schlug Purzelbäume.
"Nein geh da nicht rein!" ertönte Bea's Stimme von der anderen Seite der Tür, gefolgt von Schreien, die ich nicht eindeutig zuordnen konnte.
Die Tür wurde geräuschvoll aufgestoßen und ein wütender aber auch besorgter Paul stand im Türrahmen. "Lili komm bitte mit."
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Save my Soul
FanfictionLili ist ein ganz normales Mädchen, doch in ihrer Vergangenheit sind Dinge geschehen, die sie auch noch nach drei Jahren verfolgen. Durch Zufall bekommt ihre beste Freundin einen Job bei Lou Teasdale und Lili bekommt die große Chance ihren Traum zu...