10|𝙇𝙄𝙕

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„𝐃𝐚𝐦𝐢𝐭 𝐦𝐮̈𝐬𝐬𝐞𝐧 𝐰𝐢𝐫 𝐤𝐥𝐚𝐫𝐤𝐨𝐦𝐦𝐞𝐧.“

.~•♕︎•~.

Ich zittere, eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme, meinen Rücken.

Ich habe Debbie wehgetan.
Und sie hat mir wehgetan.

Ich und Aaron sitzen zu zweit an unserem angestammten Vierertisch.
Louis ist zu Debbie gegangen, die logischerweise auch nicht bei uns sitzt, und so sind wir so einsam wie schon lange nicht mehr.

Seit Louis gegangen ist, haben ich und Aaron kein Wort gesprochen.
Wir sitzen uns nur gegenüber und sehen Beide auf unsere Art ins Leere, hoffend, die Realität verdrängen zu können.

Mein Blick bohrt sich in die von Gebrauchsspuren bedeckte Tischplatte, auf der mein Tablett mit dem widerlichen Essen aus der Schulcaféteria steht.
Schon an normalen Tagen schmeckt es mir nicht, doch heute bekomme ich beim besten Willen nichts herunter.

Endlich bricht Aaron das Schweigen.
„Willst du einen Kaugummi? Dürfte wenigstens ein bisschen gegen den Hunger helfen.“

Ich nicke, froh darüber, dass sich noch jemand um mich kümmert.

Er fischt einen der schmalen, in Silberpapier gewickelten Streifen aus der Tasche seiner Lederjacke und reicht ihn mir.

Ich schiebe mir den Kaugummi in den Mund, kaue.
Schmecke nichts.

Kaue trotzdem weiter.

Auf dem Silberpapier spiegelt sich das Tageslicht, das in die Caféteria fällt und meine Stimmung so wenig aufhellt, wie es sonst nur ein wolkenverhangener Nachthimmel vermag.

Ich möchte die Sterne sehen.
Ich möchte die Sterne so sehen, wie wir es in der Nacht getan haben, in der wir die Spinde besprüht haben, oder in der, in der wir gemeinsam auf meinem Dachboden saßen.

„Also.“, meldet sich Aaron, offenbar deprimiert darüber, dass er meinen Therapeuten spielen muss. Das tun für gewöhnlich Louis und Debbie. „Möchtest du reden?“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Das weiß ich sehr wohl.

„Ich glaube, du hast einiges zu sagen. Du musst aber nicht mit mir drüber sprechen.“

Manchmal vergesse ich, dass Aaron Menschen zwar nicht sonderlich mag, sie aber dennoch zu verstehen scheint.

„Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich Debbie nicht gehalten habe. Ich bin aber auch nicht so richtig wütend auf sie. Ich möchte nichts lieber, als das Alles rückgängig zu machen, nie wieder darüber zu sprechen und zu vergessen.“

Für eine Sekunde sieht Aaron nicht gleichgültig oder wütend aus, sondern genauso traurig, wie ich mich fühle.

Dann schluckt er, schließt kurz die Augen und guckt mich fest an.

„Das können wir nicht. Es ist passiert, und damit müssen wir klarkommen.“

„Ich weiß. Es ist auch nur ein Wunsch.“

Er lächelt verkrampft und drückt knapp meine Hand.

„Eigentlich müssten wir es gewohnt sein, dass unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen.“

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𝐇𝐢, 𝐢𝐜𝐡 𝐦𝐞𝐥𝐝𝐞 𝐦𝐢𝐜𝐡 𝐦𝐚𝐥 𝐰𝐢𝐞𝐝𝐞𝐫 𝐡𝐚𝐡𝐚
𝐄𝐢𝐠𝐞𝐧𝐭𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐰𝐨𝐥𝐥𝐭𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐮𝐫 𝐟𝐫𝐚𝐠𝐞𝐧, 𝐨𝐛 𝐢𝐡𝐫 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐕𝐞𝐫𝐦𝐮𝐭𝐮𝐧𝐠 𝐡𝐚𝐛𝐭, 𝐰𝐢𝐞 𝐞𝐬 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐠𝐞𝐡𝐭: 𝐛𝐥𝐞𝐢𝐛𝐭 𝐃𝐞𝐛𝐛𝐢𝐞 𝐛𝐞𝐢 𝐌𝐚𝐫𝐲, 𝐰𝐞𝐢𝐥 𝐞𝐬 𝐝𝐚𝐬 𝐢𝐬𝐭, 𝐰𝐚𝐬 𝐬𝐢𝐞 𝐬𝐢𝐜𝐡 𝐢𝐧𝐬𝐠𝐞𝐡𝐞𝐢𝐦 𝐰𝐮̈𝐧𝐬𝐜𝐡𝐭, 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐡𝐚𝐭 𝐬𝐢𝐞 𝐞𝐭𝐰𝐚𝐬 𝐤𝐨𝐦𝐩𝐥𝐞𝐭𝐭 𝐚𝐧𝐝𝐞𝐫𝐞𝐬 𝐢𝐦 𝐒𝐢𝐧𝐧?
𝐇𝐚𝐛𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐠𝐮𝐭𝐞 𝐖𝐨𝐜𝐡𝐞, 𝐢𝐡𝐫 𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐟𝐭 𝐝𝐚𝐬 𝐬𝐜𝐡𝐨𝐧!

- 𝐥𝐚𝐭𝐞𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭𝐓𝐕

𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐤𝐫𝐨𝐧𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt