19|𝘿𝙀𝘽𝘽𝙄𝙀

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„𝐒𝐡𝐨𝐰𝐭𝐢𝐦𝐞.“

.~•♕︎•~.

Mit einem kecken Lächeln drehe ich mich um mich selbst, meine Hände elegant mit Marys verflochten.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Louis, der sich mit schweren Schritten auf den Weg zur Bühne macht.
Kein Wunder, ich habe gehört, dass er eine Rede halten soll.

Gott sei Dank wird das, was ich vorhabe, ihm so ziemlich jede Blamage ersparen.

Du schaffst es!, denke ich.

Ich nehme meinen Mut zusammen, wende meinen Kopf in Liz´ Richtung und zwinkere ihr zu; nicht mehr als eine Andeutung dessen, was gleich passieren wird.

„Wir werden da oben stehen, wie es sich gehört.“, haucht Mary mir ins Ohr. „Dafür wird Mark sorgen. Wie du dich vielleicht erinnern kannst, ist er für die Auszählung der Stimmen zuständig!“

Idioten.
Sie haben wirklich den korruptesten Typen unserer Schule mit der Auszählung betraut?

Na ja, mir soll es recht sein – ich wusste ja schon, dass Mary das Ganze irgendwie deichseln würde.

Ich warte, beobachte gelangweilt, wie der Rektor mit großer Geste einen Umschlag hervorholt, still den Namen der ersten Ballkönigin liest und bedeutungsvoll lächelt.

Denkt er wirklich, ich und Mary würden unter gewöhnlichen Umständen gewinnen?

Wir gehören noch nicht einmal zu den Absolventen.

Doch man traut uns nicht zu, etwas so Durchtriebenes zu tun, schließlich sind wir nur die geschminkten, selbstbezogenen Zicken.

In dem Moment, in dem mein Name vorgelesen und ich nach vorne gebeten werde, zucke ich mit keiner Wimper, zeige niemandem, was ich von diesem Triumph halte.

Dabei zeige ich innerlich jedem den Mittelfinger, der je an mir gezweifelt hat.

Ich schreite nach vorne, lasse mir die Krone aufsetzen, sage kein Wort.

Im Publikum entdecke ich Aaron, an eine Wand gelehnt zeigt er mir spöttisch einen erhobenen Daumen.

Louis steht hinter dem Rednerpult.
Liz in der ersten Reihe vor der Bühne.
Man könnte meinen, sie hätte meine Gedanken gelesen.

„Showtime“, murmele ich Mary zu, die einzige Aussage, die ich mir gestatte.

Sie steht neben mir, erhält ebenfalls eine Plastikkrone und versteht nicht ansatzweise, was ich eigentlich meine.

„Ich übergebe das Wort nun an sie, Louis.“, sagt der Rektor mit gespielt stolzem Lächeln.

Louis räuspert sich, wirft einen Blick auf sein Blatt… und macht ein panisches Gesicht.

„Ich- entschuldigen Sie, ich habe das falsche Blatt. Das hier ist- also, es ist nicht die Rede. Es ist privat.“, flüstert er entsetzt, doch sein Mund ist so nah am Mikrophon, dass die versammelte Menge ihn hören kann und in Getuschel ausbricht.

Lediglich der Rektor, der Einzige, der ihm tatsächlich helfen könnte, scheint nicht durchzublicken.

„Nicht so schüchtern, kommen Sie schon! Sie müssen nur ablesen, keine Angst!“

Louis schluckt.
Und fängt an zu lesen.

𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐤𝐫𝐨𝐧𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt