07|𝘿𝙀𝘽𝘽𝙄𝙀

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„𝐄𝐢𝐧 𝐌𝐞𝐞𝐫 𝐯𝐨𝐧 𝐅𝐞𝐭𝐳𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐩𝐥𝐢𝐭𝐭𝐞𝐫𝐧."

.~•♕︎•~.

Die Schwere, die auf meinem Gang liegt wie eine Decke, die mich mit Kälte füllt statt mich zu wärmen, hat nichts mit dem Gewicht des Turnbeutels zu tun, der an meinem Arm hängt.

Liz trottet neben mir her, mit einer Hand streicht sie sich nervös eine vereinzelte, dunkle Haarsträhne aus den Augen.

Von Louis und Aaron haben wir uns eben getrennt, und sind nunmehr auf uns allein gestellt, da wir in die Umkleidekabine der Mädchen müssen.

Ich erinnere mich daran, dass Liz früher immer ganz allein in der Ecke saß, an ihre zusammengekniffenen Augen, während sie den Kommentaren lauschte, die die Mädchen über ihre Körper abgaben.

Gute Kommentare, schlechte Kommentare, hinterhältige Kommentare, die freundlich klingen, sich dann aber wie Gift in dir ausbreiten und schmerzen, ohne, dass du wirklich verstehst, weshalb.

Kommentare, die ich jetzt noch häufiger aushalten muss als früher.

„Debbie, wegen dem Ball...", meldet sich Liz zu Wort.

Das Wort „Ball" bohrt sich wie ein Dorn in meinen Geist, wo es widerhallt und widerhallt und kein Ende finden möchte, während ich verzweifelt versuche, mich zu verteidigen.
Mich zu erklären.

Mir selbst zu versichern, dass ich nicht böse bin, nicht betrügerisch, nicht doppelzüngig.

Doch tief im Innern weiß ich, dass ich es bin, denn in meinem Handy befindet sich der Beweis, den ich nicht verleugnen kann, so sehr ich es auch versuche.

Der Chat zwischen mir und Mary, den ich vor einigen Wochen komplett gelöscht habe.

Genau, wie ich die Fotos mit ihr zerfetzt und den Lipgloss, den sie mir geschenkt hat, zerbrochen habe.

Ein Meer von Fetzen und Splittern und Schmerz und Erlösung.

Jetzt ist der Chat nicht mehr leer, als hätte ich einen Fotofetzen aus meinem Papierkorb gefischt.

Ich bin dabei. Nur dieses Mal, diese Nacht, diese Krone.
Denk bloß nicht, ich würde dir verzeihen.

Das habe ich ihr geschrieben.

„Lass uns später darüber reden.", schneide ich Liz das Wort ab, weil ich ihre Aufmunterung nicht verdiene.

Ich verdiene ihre traurigen Augen nicht, denn ich habe sie verraten, auch, wenn sie es nicht weiß.

Sie wird es wissen und ihr zusammengeklebtes Herz wird mich hassen, genau wie Aaron und Louis.

Ich möchte sie nicht verlieren.
Ich möchte nicht zu Mary zurück.

Ich möchte lediglich ihre Gesichter sehen, wenn Eine aus der Loserclique die Krone einsackt und ihnen beweist, dass sie niemals eine Chance gegen uns haben werden.

Aber dafür brauche ich Mary.
Mary, mit der ich mir auf dem ein oder anderen Weg schon immer geholt habe, was ich wollte.

Und das verstehen meine Verbündeten leider nicht.

Sie sind die fehlende Anerkennung so gewohnt, dass sie noch nicht einmal mehr probieren, sie zu erlangen.

Und so werde ich tun, was ich tun muss, hier und dort tricksen, vortäuschen und verschleiern, bis ich am Ziel angekommen bin, selbst, wenn ich sie dafür vorerst vor den Kopf stoßen muss.

Es tut mir leid, denke ich, betrete die Umkleide und ertaste ganz unten in meiner Hosentasche einen Splitter, an dem ein Rest Lipgloss klebt.

𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐤𝐫𝐨𝐧𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt