09|𝙇𝙊𝙐𝙄𝙎

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„𝐃𝐚𝐬 𝐡𝐢𝐥𝐟𝐭 𝐝𝐞𝐧 𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐧 𝐤𝐞𝐢𝐧 𝐒𝐭𝐮̈𝐜𝐤.“

.~•♕︎•~.

Es ist also passiert.
Ich habe es gewusst.

Was ich aber nicht gewusst habe, ist, wie sehr es trotzdem wehtun würde.

Ich hatte gedacht, es würde nicht mehr so schmerzen wie früher, die Wahrheit zu hören.

Zu wissen, dass das Messer von hinten kommen wird, lindert das Gefühl, wenn es eintrifft, leider nicht.

Debbie ist zwar nicht tief gefallen, jedoch scheinbar falsch aufgekommen. Irgendetwas ist mit ihrem Fuß, sie konnte nicht mehr gut auftreten und wurde auf die Krankenstation gebracht.
Allein.

Deshalb stehe ich in diesem Moment vor der Tür von besagter Krankenstation.

Aaron hat verächtlich geschnaubt, als ich sagte, ich würde gucken, wie es ihr geht, und Liz ist meinem Blick ausgewichen.

Auch ich bin wütend, enttäuscht.
Aber niemand sollte so allein sein, wie ich es bis vor kurzer Zeit noch war.

Deshalb nehme ich all meinen Mut zusammen und drücke die Klinke nach unten, um das karge, weiße Zimmer zu betreten, in dem Debbie auf einem Stuhl sitzt.

Ein Verband, der genauso weiß ist wie die Zimmerwände, ziert ihren auf einem Stuhl liegenden Fuß und neben ihr steht eine vertrocknete Pflanze.

„Louis. Du bist hier!“, sagt sie überrascht, als sie mich erblickt.

In die Augen sehen möchte sie mir nicht. Das verwirrt mich, denn für gewöhnlich steht Debbie zu ihren Taten.

„Ich soll dir von den Anderen eine gute Besserung ausrichten.“, lüge ich.

„Das sollst du nicht. Aber lieb von dir.“
Sie durchschaut mich direkt.

Ich sage nichts mehr, kann mich noch nicht einmal zu der Frage überwinden, wie es ihr geht.

„Es tut mir leid.“, sagt sie leise. „Ehrlich. Ich konnte nicht anders, obwohl ich es nicht wollte. Nicht wirklich, zumindest.“

„Das hilft den Losern, die jetzt nur noch zu dritt sind, kein Stück.“
Ich bin von meiner eigenen Schroffheit überrascht.

Ich weiß, dass Debbie uns nicht hasst.
Ich hasse sie auch nicht, und ich weiß, dass auch Liz und Aaron es nicht tun.

Aber ich habe auch recht.
Nicht sie ist es, die verletzt wurde, obwohl der Verband an ihrem Fuß eine andere Geschichte erzählt.

„Ihr seid nicht zu dritt. Ich möchte euch nicht verlieren… es ist nur so, dass ich keine Statistin in meiner eigenen Geschichte sein möchte.“

„Deswegen machst du lieber uns zu Statisten. Und zwar zu denen, mit denen man höchstens noch Mitleid hat.“

Sie kneift die Augen zusammen, offensichtlich behagt es ihr überhaupt nicht, in welche Richtung dieses Gespräch sich bewegt.
Ich habe keine Ahnung, was in mich gefahren ist, dass ich sie so zur Rede stelle. Es bringt ja ohnehin nichts.

„Ich hoffe, es wird dir bald besser gehen.“, murmele ich, halte ihre Gegenwart plötzlich nicht mehr aus. „Und, dass der Verband an deinem Fuß zu dem Kleid passt, das du zum Ball trägst.“

Das war es. Ich drehe mich um und gehe.

Ich kann das nicht, meine Nerven liegen blank und ich möchte, dass Debbie sich auf eine Seite stellt.

Sie soll sich nicht verteidigen, ich möchte wissen, ob sie gut oder böse ist, damit ich sie lieben oder sie verachten kann.
Ich wünschte, es wäre so leicht.

𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐤𝐫𝐨𝐧𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt