Kapitel 1

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Ich habs dir ja gesagt. Immer wieder hallten die Worte durch seinem Kopf, während er durch London eilte. Er hatte es nicht gewagt in ein Taxi zu springen, aus Angst, dass sie ihn so einfacher finden würden, oder er im Berufsverkehr stecken bleiben könnte und er wertvolle Zeit vergeudete. Erneut blickte er auf sein Smartphone, das er noch nicht so lange in seinem Besitz hatte. Eigentlich wollte er es gar nicht, aber in letzter Zeit hatte es sich doch als nützlich erwiesen. Bis zum heutigen Tag, an dem es ihn kläglich im Stich ließ. Dass dieser Umstand jedoch nicht an dem Kommunikationsgerät lag, verdrängte er dabei vollkommen. Immerhin brauchte es auch eine zweite Person, die das Handy am anderen Ende der Leitung bediente, und wenn diese nicht reagierte, konnte das eigene Smartphone nichts dafür.

Der Schweiß lief über seine Stirn und die Wangen waren gerötet. Normalerweise war er nicht sonderlich sportlich, und bewegte sich nur schnell, wenn es ums Essen ging, aber ihm blieb keine andere Wahl. Wie ein gehetztes Tier eilte er über die Straße, und war froh, als er endlich angekommen war. Zumindest stand er nun endlich von dem großen und kalt wirkenden Gebäudekomplex, in der sich die Person befinden sollte, die er verzweifelt zu erreichen versuchte. Er wusste nicht, was ihn erwartete und es machte ihm Sorgen, dass er auf etwas Fürchterliches treffen könnte. Doch es könnte auch etwas vollkommen Normales sein. Vielleicht schlief er seit Stunden und reagierte deswegen nicht. Für alles gab es schließlich auch eine vollkommen einfache Erklärung. Für gewöhnlich war der vollkommen Unsportliche auch kein Schwarzmaler.

Sein Finger zitterte, als er auf die Klingel drückte und er musste erst einmal nach Luft schnappen. Natürlich meldete sich und öffnete niemand. Erschöpft seufzte er, sah kurz über seine Schulter, um zu prüfen, ob ihm auch niemand gefolgt war, oder ihn beobachtete, und stieß dann die Tür auf. Ein kleines Wunder ließ alle verschlossene Tore sofort aufspringen. Für einen kurzen Augenblick dachte der Blondschopf darüber nach, ob er den Fahrstuhl nehmen sollte, doch er entschied sich dagegen. Selbst wenn es schneller ging, würde er in diesem kleinen Raum verrückt werden, bis er am Ziel angelangt war. Also wischte er sich die schweißverklebten Locken von der Stirn und eilte die Treppe hinauf.

„Crowley? Crowley, bist du da?", keuchte er, endlich oben angekommen und gegen die Tür hämmernd. Keine Reaktion. „Verdammt, Crowley! Mach auf! Sie waren bei mir ... sie ..." Er schnappte nach Luft und lehnte sich gegen die verschlossene Tür. Es war so knapp gewesen. Sie waren heute Morgen einfach in seinen Buchladen gekommen, unangekündigt. Glücklicherweise hatte der Blonde ein paar Warnsysteme installiert, die ihn davon in Kenntnis setzten, wenn sich engelsgleiche oder okkulte Wesen dem Laden näherten. Nur so konnte er über die Hintertür rechtzeitig fliehen, als er sich im Hinterzimmer befunden hatte. Dennoch hatte er einen kurzen Blick auf die Eindringlinge erhaschen können. Ein Engel und ein Dämon. Jeder trug eine Waffe bei sich, die vermutlich von den jeweiligen Obrigen gesegnet worden waren, um die Feinde der jeweiligen Seite nicht nur entkörpern konnten, sondern vermutlich komplett zu vernichten.

Was, wenn so ein Duo nicht nur bei ihm aufgetaucht war? Crowley war nicht an sein Telefon gegangen. Er machte sich Sorgen, fürchterliche Sorgen, da sein Freund keine dieser Warnsystem installiert hatte. Tatsächlich hatte der Dämon ihn dafür ausgelacht, da er sich sicher gewesen war, dass ihr kleiner Trick funktioniert hatte und sie in Ruhe gelassen wurden. Doch irgendetwas schien sich geändert zu haben. Doch was war es? Warum jetzt?

Hard TimesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt