Kapitel 25

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Wo die Verräter sich befinden könnten, wurde Gabriel ziemlich schnell klar. Auch wenn für ihn alle Menschen irgendwie gleich aussahen und unwichtig waren, so waren ihm die beiden Individuen im Buchladen doch irgendwie bekannt vorgekommen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er sich daran erinnert hatte, wieso ihr Anblick auch so einen schalen Nachgeschmack hinterlassen hatten. Natürlich kannte er ihre Namen nicht, aber er nahm an, dass diese wertlosen Kreaturen nur von einer Person geschickt worden waren, und sie mit ihm in Kontakt stehen mussten. Seit sowohl Crowley und auch Aziraphale aus den Augen verloren wurden, waren auch ihre Präsenzen auf Erden irgendwie verschwunden. Normalerweise war es gerade für jemanden wie dem Erzengel ein leichtes, solche Wesen auf der Erdoberfläche ausmachen zu können. Daher war es auch zuerst so einfach gewesen, die beiden zu finden und zu überraschen, obwohl beide untergetaucht waren. Aber diesmal waren sie einfach komplett verschwunden.

Zunächst hatte er tatsächlich kurz angenommen, dass die beiden ein paar Galaxien weiter weg wären, aber da Sandalphon davon berichtet hatte, dass sie den Dämon am Bein erwischt hatten, war es wohl kein allzu weit weg gelegener Ort, an den die beiden geflüchtet sein könnten, schließlich würde der gefallene Engel ohnehin bald sterben. Also blieb nur ein möglicher Fluchtort: Tadfield. Wo könnte man sich besser verstecken, als am offensichtlichsten Ort? Die Aura des jungen Antichristen lag immer noch über dem Dorf, sodass die beiden anderen nicht weiter auffallen würden. Eigentlich ein kluger Einfall, dass musste Gabriel schon zugeben. Nur leider waren sie so dumm gewesen, ihn auf diese Fährte zu locken. Aber er hatte da auch noch ein Ass im Ärmel.

Ein bisschen humpelnd, seit die Nadel in verletzt hatte, schritt er die Straße entlang. Hinter ihm folgten Sandalphon, Beelzebub und ein entbehrlicher Dämon, dessen Namen er nicht kannte, der allerdings jemanden bei sich hatte, der nicht gerade freiwillig mitgekommen war. Gabriels Plan war recht simpel. Und würde auch recht einfach über die Bühne gehen, wenn alles genauso verlaufen würde, wie er es sich ausgedacht hatte. Natürlich war er sich ziemlich sicher, dass es wirklich so passieren würde. Wieso sollte sich noch jemand gegen ihn widersetzen? Der abtrünnige Dämon war so gut wie tot, wenn er nicht schon längst das Zeitige gesegnet hatte und der softe Engel war kein ernstzunehmender Gegner. Nichtsdestotrotz hatte er sich für alle Fälle mit seinem unfreiwilligen Gast etwas abgesichert. Man konnte ja doch nie wissen.

Die seltsame Gruppe, die da durch die Straßen zog, wurde mit seltsamen und skeptischen Blicken bedacht. Immerhin sah man so einen Aufmarsch nicht alle Tage. Doch niemand, nicht einmal R.P. Tyler von der Nachbarschaftswache, wagte es, sie anzusprechen. Man war sogar recht froh, dass sie schweigend vorüberzogen und schon bald etwas außerhalb von Tadfield waren. Niemand wollte Ärger und diese – augenscheinlich alles – Männer strahlten diese Eigenschaft aus, als wäre es Gift.

Dieser Umstand hielt Adam nicht davon ab, ihnen plötzlich entgegen zu treten. „Was wollen Sie schon wieder hier?", fragte er ohne auf jegliche Höflichkeitsfloskeln zu achten, auf die seine Eltern stets beharrten, „und lassen Sie den Jungen gehen!" Es war vermutlich nicht das Klügste, sich diesmal alleine einem Haufen Erwachsener zu stellen, aber er hatte keine Zeit verloren und war von Anathemas Haus direkt und ohne Umwege hierher gelaufen. Die anderen würden schon nachkommen, da war er sich ziemlich sicher.

„Ach, der junge Herr Antichrist. Schönen guten Tag, heißt das, mein Junge ... hat dir niemand Manieren beigebracht?", meinte Gabriel und setzte sein falsches Grinsen auf. „Wenn du uns sagst, wo deine Freunde sind, dann kommt der Junge frei ... vielleicht!" Schließlich hatte er mit dem etwas anderes vor. „Also?", hakte er nach und versuchte so freundlich wie möglich zu wirken.

Adam schüttelte jedoch den Kopf. „Ihnen sage ich gar nichts. Eigentlich darf ich nicht mit Fremden wie ihnen reden!" Sein Hund, der ihm natürlich gefolgt war, bellte und knurrte den Engeln und Dämonen entgegen. Doch auch ihm entging etwas. „Gut, dann kümmere dich um ihn, Hastur!", befahl der Erzengel und sofort umschlag jemand Adam von hinten. „Lassen Sie mich loooos", rief der Junge und sah kurz zu Dog, der sich sofort in dem Bein des Dämons festbiss, der jämmerlich aufjaulte und sein Bein schüttelte, um den Hund wieder los zu werden. Tatsächlich gelang es ihm, den Höllenhund so weit weg zu schleudern, dass er gegen eine Straßenlaterne prallte und liegen blieb. „Du solltest dich nicht wehren, denn Hastur ist jetzt ziemlich sauer", empfahl Gabriel böse grinsend.

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