Kapitel 27

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Aziraphale hatte den Atem angehalten, auch wenn er vermutlich nicht einmal atmen müsste um Leben zu können, da es eigentlich eine sehr menschliche Angewohnheit war, so etwas zu tun. Crowley spielte sogar kurzzeitig mit dem Gedanken, sich schnell in seine Schlangenform zu verwandeln, um Sandalphons Griff entkommen zu können, doch sein Blick wanderte zu Warlock, dem mittlerweile ein Messer an die Kehle gesetzt worden war. Wenn er sich dem Griff entwinden würde, dann würde dem armen Jungen bestimmt etwas angetan werden und das konnte er nicht zulassen. Nanny Ashtoreth würde es nicht zulassen!

Da der Dämon bisher noch nie die Flügel des Erzengels gesehen hatte, entging ihm natürlich, weswegen sein Freund eigentlich so erstaunt und erstarrt war. Gabriels Engelsgestalt hatte sich verändert. Die Flügel waren nicht mehr so wunderschön hell, wie sie zuvor gewesen waren, sondern nun durchzogen von pechschwarzen Federn, und hatten eine bedrohliche Aura angenommen. Auch die sonst so violetten Augen des Erzengels waren dunkler als zuvor. „Du bist ein Racheengel geworden", stellte Aziraphale leise und geschockt fest.

Gabriels – mittlerweile manischer – Gesichtsausdruck verzerrte sich ein wenig mehr. „Da siehst du, wozu ihr mich getrieben habt. Aber es war gut, dass ich auf diese Stufe hinabgestellt wurde. Sonst hätte ich das Schwert niemals mit dem Öl der alten Flammenwesen benetzen und es entflammen können. Eine grausamere Art, um euch beide zu töten, habe ich leider nicht gefunden." Aber er war sich sicher, nachdem er Crowley kurz zusammenzucken sah, dass es ohnehin schon grausam genug war, jemanden mit dieser Waffe zu verletzen. Und vielleicht würde es nicht bei den beiden bleiben. Die anderen Engel hatten ihn alle so abschätzig angesehen, nur weil er noch an die Apokalypse und den großen Kampf glaubte. Auch sie hatten seine Rache verdient.

Während Gabriel kurz diesem Gedanken nachhing, konnte man erkennen, dass seine Augen noch dunkler wurden, ebenso wie seine Flügel. „Gabriel hör mir zu, die Rache verzehrt dich. Lass dich nicht ..." „Halt deine verdammte Klappe, Aziraphale. Ich habe es dir schon beim letzten Mal gesagt. Stirb einfach!", brüllte der frühere Erzengel wütend und holte mit dem Schwert aus, und stach zügig zu.

Aziraphale hatte seine Augen fest geschlossen, als ihm klar geworden war, dass er seinen ehemaligen Vorgesetzten nur noch mehr erzürnt hatte. Also konnte er nur hören, wie sich das Schwert durch Schichten an Kleidung und schließlich durch Fleisch schnitt. Er taumelte in den Armen von Beelzebub leicht zurück. Ein Schrei erklang. Doch der Schmerz, den er befürchtet hatte, blieb aus.

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