Kapitel 3

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Anders als Crowley, entschied sich Aziraphale dazu, das Chaos zu beseitigen, dass in der Wohnung seines Freundes vorherrschend war, auch wenn er nicht so ganz wusste, wieso er das tat. Sein eigener Bücherladen war ein bisschen chaotisch, auch wenn er eine gewisse Ordnung für seine Bücher hatte, so wirkte er doch stets ein bisschen unaufgeräumt. Dieser Umstand schreckte ein paar Kunden ganz gut ab, sodass er nichts verkaufen musste. Hier in diesem Fall war das Aufräumen jedoch eine reine Beschäftigungstherapie, um nicht ganz in Trauer zu zerfließen und vielleicht einen Plan auszudenken. Irgendwie musste er sich einfach dazu bringen, weiter nachzudenken.

Als er selbst damals entkörpert worden war, war es als geisterhafte Gestalt von Körper zu Körper gewandert. Vielleicht war Crowley in einem ähnlichen Zustand, weil das Feuer nur seinen Körper zerstört hatte. Aber da war immer noch das Weihwasser. Vorausgesetzt natürlich, dass auch bei seinem Freund ein Angreifer-Duo auf der Matte gestanden hatte. Er musste einfach Hoffnung haben, weswegen er an einem Plan tüftelte, oder zumindest versuchte, einen klaren Gedanken in diese Richtung zu fassen. Es war nicht so leicht, sich abzulenken, dass musste er schon zugeben.

Mit einem Besen fegte er die Erde zusammen, die auf dem Boden verteilt war und pflanzte die ausgerissenen Pflanzen neu ein. „Ihr armen Pflänzchen, ihr musstet so viel mitmachen. Habt ihr vielleicht gesehen, was mit Crowley passiert ist?" Er hatte einmal gesehen, dass der Dämon mit seinen Pflanzen sprach, daher tat er es ihm nun gleich und es hatte einen kleinen beruhigenden Effekt auf ihn. Vermutlich machte der Rothaarig es deswegen. „Ich vermute, dass ein Engel und ein Dämon hier gewesen sind, nicht wahr?" Nur leider konnten Pflanzen eben doch nicht wirklich antworten, und so blieben Aziraphales Fragen ohne Antworten.

Sogar das Bett überzog er neu und setzte sich anschließend darauf. Erst da bemerkte er das Mobiltelefon, dass hinter das Bett gefallen schien. Der Blonde fischte es hervor und sah die unzähligen unbeantworteten Anrufe, allesamt von ihm. Doch auch wenn er nicht dachte, dass er etwas finden würde, entsperrte er das Handy, und öffnete die Anrufliste. Er stutzte ein bisschen bei dem Namen, den er dort sah. Wieso hatte Crowley mit dieser Nummer gesprochen? Kurz bevor Arziraphale versucht hatte, ihn das erste Mal zu erreichen. Anscheinend war der Dämon doch nicht im Schlaf überrascht worden, sondern wach gewesen. Ob er gewusst hatte, was ihn erwartete?

Plötzlich fühlte der Blondschopf, wie wieder etwas Leben in seine Gliedmaßen kam. Er musste zu dieser Person. Bestimmt konnte sie ihm weiterhelfen. Auch wenn es nur ein dünnes Grashalm war, an das er sich nun klammerte, so würde er nichts unversucht lassen, um Crowley zurück zu holen, oder zumindest zu finden, wo auch immer es ihn hin verschlagen hatte.

Noch während er auf dem Handy, das er noch in Händen hielt, nach der App für dieses seltsame Taxiunternehmen, von dem Crowley berichtet hatte, weil er daran beteiligt war, suchte, hörte er plötzlich ein Geräusch. „Der Verräter ist bestimmt hier. Wohin sollte er sonst laufen, als in die Arme seines Freundes", erklang es von der Eingangstür her. Es waren die beiden Eindringlinge, die zuvor in seinen Bücherladen eingedrungen waren. Aus Schreck wäre ihm fast das Gerät aus der Hand gefallen. Mit zittrigen Fingern packte er es weg und versuchte leise einen Ausweg zu suchen.

Sein Weg führte ihn zu den Fenstern, die mit Vorhängen verhangen waren. Vorsichtig zog er sie beiseite, um nach draußen blicken zu können. Es gab keinen Balkon, keine Treppe, keinerlei Fluchtmöglichkeit. Nur ein Hausdach zur linken Seite des Hauses. Verzweifelt verzog er seine Mundwinkel zu einer Grimasse. Es würde ihm wohl nichts anderes überbleiben, als seine alten Flügel auszupacken und versuchen zu fliegen. Seit Jahren hatte er das nicht mehr gemacht, weswegen er ein bisschen mit seinem Vorhaben haderte, aber was sollte er sonst tun? Solange noch die Hoffnung bestand, dass Crowley am Leben war, würde er alles wagen, um es selbst auch zu bleiben. Also fasste er sich ein Herz, öffnete das Fenster und setzte sich auf die Fensterbank.

„Da ist er!", brüllte jemand hinter ihm, was ihn zusammenzucken ließ. Dabei verlor er das Gleichgewicht und kippte nach vorne. „Oh nein ...", murmelte er leise und schloss die Augen, während er spürte, dass die Schwerkraft an seinem Körper zog.

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