♠Cody♠
"Ana?", rufe ich nach meiner Tochter die immer noch im Bett liegt. Gestern hat sie sich gar nicht mehr blicken lassen. Sebastian erzählte mir nur, dass sie geweint hätte als er herein kam, aber sie meinte dass alles okay sei und er sich keine Sorgen zu machen braucht. Zudem habe er sie untersucht, doch mit ihr sei soweit alles in Ordnung. Die Pflaster und Verbände könnten wir in eins bis zwei Tagen abnehmen. In den Stall dürfte sie auch, nur eben nicht reiten.
Nachdem Sebastian gegangen ist, habe ich dann noch nach ihr gesehen, doch sie schlief schon seelenruhig.
"Ich komme", ruft sie mir entgegen und kommt ins Wohnzimmer gelaufen.
"Wie geht es dir heute? Sebastian erzählte mir, dass du geweint hättest. Willst du darüber reden? Du weißt dass du mit mir oder auch Sebastian über alles sprechen kannst, oder?"
Meine Blicke ruhen besorgt auf ihr, doch sie lächelt mich fröhlich an und nickt.
"Ja das weiß ich, aber mir geht es schon viel besser Dad, alles okay, wirklich", sagt sie euphorisch und zeigt mir beide Daumen nach oben, während sie weiter in die Küche läuft.
"Okay, das freut mich", antworte ich erleichtert und gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel bevor ich meine Tasche fertig packe. "Ich muss leider zu einem Kunden, aber ich hoffe, dass ich in spätestens drei Stunden wieder hier bin."
"Das ist okay Daddy. Mir ist klar dass du nicht nur von zu Hause aus arbeiten kannst", sagt sie verständnisvoll. Ich überlege ob ich ihr verrate, dass Daniel vielleicht vorbei schaut, doch entscheide mich dagegen. So hat sie wenigstens eine kleine Überraschung.
Als ich sehe, dass sie sich selbst etwas zu essen macht, nehme ich meine Tasche und verabschiede mich von ihr.
Die Fahrt zu Mister Parker dauert eine gute Stunde. Eine Stunde in der ich genug Zeit habe mich noch einmal auf den neuesten Stand zu bringen. Da ich Joe und seiner Arbeit vertraue habe ich mich nicht mehr persönlich darum gekümmert.
Tatsächlich stehe ich genau eine Stunde später im Foyer der Firma Parker and Sons und warte, bis mich Mister Parker empfängt. Ich betreue die Firma nun schon seit es meine Firma gibt, doch noch nie habe ich Bekanntschaft mit Mister Parkers Söhnen gemacht. Ob die auch so unfreundlich sind wie ihr Vater?
"Mister Lynch? Sie werden erwartet."
Die Sekretärin steht auf und zeigt mir den Weg zu einem der Büros, aus welchem Mister Parker heraus kommt und mich anlächelt. Ich wusste gar nicht dass er das kann. Normalerweise verzieht er immer keine Miene. Er streckt mir die Hand entgegen welche ich in meine nehme um ihn zu begrüßen.
"Mister Parker, womit kann ich ihnen helfen?", frage ich ihn und gemeinsam machen wir uns auf zu seinem Serverraum.
"Da ich mich damit nicht auskenne, aber nichts so läuft wie sie es mir damals zugesichert haben, müssen sie sich das jetzt wohl persönlich anschauen." Er klingt nicht so aufgeregt wie man es von einem Wichtigtuer erwarten würde.
Im Serverraum angekommen setze ich mich auf den Hocker der dort immer steht, baue meinen Laptop auf und schließe ihn mit dem Hauptserver an. Sofort erkenne ich das Problem, welches nicht ganz einfach zu beheben aber doch leicht zu entdecken ist. Joe scheint hier jedoch gar nichts gemacht zu haben.
"Wie lange war mein Mitarbeit hier, wissen sie das noch?", frage ich Mister Parker. Dieser runzelt die Stirn und überlegt.
"Aller höchstens zehn Minuten. Ich kann meine Sekretärin fragen, sie schreibt die Zeiten immer auf wenn jemand das Gebäude betritt und verlässt", erklärt er, doch ich winke ab.
"Ich glaube ihnen, wenn sie das sagen."
Joe scheint hier einfach nur reingegangen zu sein und wieder verschwunden ohne irgendetwas zu tun. Was soll das denn? Da werde ich wohl ein Wörtchen mit ihm reden müssen, so geht das ja wohl nicht.
Ich behebe den Fehler in einer halben Stunde und als ich fertig bin packe ich zusammen und sehe Mister Parker entschuldigend an.
"Es tut mir leid. Ich hätte schon eher selbst auf ihre Anfragen reagieren und die Arbeiten meiner Mitarbeiter besser kontrollieren sollen. Das wird sich ändern. Es sollte jetzt alles korrekt funktionieren, aber falls weitere Probleme auftauchen zögern sie bitte nicht, mich erneut persönlich anzufordern."
"Mir tut es auch leid, dass ich sie damit gestresst habe, aber mir kam das Ganze sowieso komisch vor und ihr PA klang wirklich genervt als ich zum wiederholten Male anrief."
So wie er mich anlächelt verwerfe ich meine Gedanken die ich von ihm hatte. Er scheint doch eine nette Person zu sein und in einem Fall wie diesem hier wäre ich auch zu Tode genervt. Ohne korrekt funktionierendes Sicherheitsprogramm sind die Server angreifbar und wenn das passiert steht nicht nur mein Kunde sondern auch der Ruf meiner Firma auf dem Spiel, das darf nicht passieren.
"Grandpa, Grandpa", schreit eine Kinderstimme vor der Türe und Mister Parkers Lächeln wird noch breiter.
"Ja Kleiner, ich bin hier", ruft er zurück und plötzlich kommt ein kleiner Junge, vielleicht fünf Jahre alt, zur Türe herein und schmeißt sich Mister Parker in die Arme, der ihn lachend auffängt.
"Finny, du sollst in der Firma nicht so rennen", folgt eine männliche Erwachsenenstimme, wohl der Vater.
"Ach, lass ihn doch Junge, ist ja nichts passiert. Wo ist dein Dad, Finny?"
Oh, also ist das doch nicht der Vater?
"Büro", sagt er knapp und zieht eine beleidigte Schnute. "Aber Papa geht Eis essen mit mir bis Daddy fertig ist. Kommst du auch mit Grandpa?"
Verwirrt schaue ich zwischen den drei hin und her. Der Mann vor mir sieht Mister Parker wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, das wird wohl der Sohn sein. Aber da der Kleine von Daddy und Papa spricht, scheint der Sohn mit einem Mann verheiratet zu sein.
"Sie sind Mister Lynch, habe ich recht?", fragt der jüngere Mister Parker und ich nicke während wir uns mit Handschlag begrüßen.
"So, los Finny, lass und Eis essen gehen. Bei Papa dauert es sicher noch eine Weile bis er aus seiner Gruft heraus kommt."
Der Kleine quietscht, winkt uns zu und rennt dann seinem Vater hinterher. Ich drehe meinen Kopf und sehe Mister Parker an, welcher mit den Schultern zuckt und grinst.
"Wo die Liebe hinfällt. Mir ist es egal mit wem er glücklich ist, Hauptsache er ist es, oder nicht? Ich liebe sie beide so wie sie sind", gesteht er und ich habe das Gefühl mein Mund steht weit offen. Ich klappe ihn zu und zusammen verlassen wir den Serverraum.
Damit habe ich nicht gerechnet.
"Darf ich sie etwas fragen?"
"Aber natürlich. Doch zuerst, wir kennen uns schon so viele Jahre, wollen wir uns nicht duzen? Ich bin Walter"; meint er lächelnd und ich schaue zwischen seinem Gesicht und seiner ausgestreckten Hand hin und her.
"Cody", antworte ich dann und schlage ein.
"Das ist aber ein toller Name, Montana? Ich weiß dass sie nicht gebürtig von hier kommen."
"Ehm, ja, etwas außerhalb von Billings."
"Schön, schön. Aber ich habe sie jetzt unterbrochen, was wollten sie mich fragen?"
"Achso ja, beschäftigen sie auch noch andere Homosexuelle und arbeiten sie auch mit ebensolchen Geschäftspartnern zusammen?", frage ich kleinlaut und er sieht mich erschrocken an. In meiner Stimme liegt keinerlei Vorwurf.
"Aber natürlich, wieso denn auch nicht? Wir sind alles Menschen, ob hetero, schwul, lesbisch oder was es heute nicht noch so alles gibt. Ihre sexuelle Ausrichtung geht mich nichts an. Wenn sie gute Arbeit leisten sind alle willkommen", erklärt er mir und innerlich fällt mir ein Stein vom Herzen. Also falls ich mich outen würde, wäre die Firma Parker and Sons definitiv noch an meiner Seite. Das ist gut. Oder? Ja das ist gut. Wenigstens ein Lichtblick in meinem dunklen Schrank.
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Resort de la Pheya 3 - Cody
Romance🍀Buch 3🍀 ~Das ist Buch 3 der 'Resort de la Pheya' Reihe. Die Bücher sind in sich abgeschlossen. Es wird dennoch empfohlen das vorherige Buch zu lesen~ Probieren geht über studieren, so sagt man. Doch wenn sich das Schicksal einmischt, dann kann da...