Kapitel 11

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♠Cody♠

Ich reibe mir mit einer Hand durchs Gesicht und gehe wieder zurück zu dem Bett in welchem Anastasia drin liegt.

"Ich möchte nach Hause, Dad", wimmert sie und ich kann sie gut verstehen. Krankenhäuser gehören nicht unbedingt zu den Orten die man mag.

"Ich schau mal ob ich jemanden finde. Einen Arzt oder so."

"Onkel Seb hat Dienst", informiert mich Anastasia und ich nicke.

Gerade als ich die Türe öffnen will, wird die Klinke schon von außen herunter gedrückt. Bevor die Türe mich trifft mache ich einen Schritt zur Seite und Sebastian sieht mich überrascht an.

"Dich habe ich versucht zu erreichen, wo warst du? Und wie siehst du eigentlich aus? Diese Frau ist unmöglich", schimpft er, während er mein Kinn zwischen seinem Zeigefinger und Daumen ergreift und meinen Kopf daran hin und her dreht. "Okay, ich seh schon. Bist nicht so gesprächig. Ich komme heute Abend bei euch vorbei. Sehe nach Ana und dann kannst du mir erzählen was genau passiert ist." Dann lässt er von mir ab und wendet sich meiner Tochter zu. „So, jetzt zu dir Süße. Wie fühlst du dich?"

"Mir ist nur etwas schlecht und ich hab Kopfweh. Die anderen Verletzungen tun auch weh, aber nicht so dolle. Ich möchte aber trotzdem Heim. Darf ich?"

"Ja ich entlasse dich jetzt und wie schon gesagt komm ich später bei euch vorbei."

Anastasia nickt und schlägt die Decke zurück. Sie hat nur dieses dünne Krankenhaus Hemdchen an und ich frage mich jetzt, wo ihre Reitsachen sind.

"Wo...?"

"Oh. Die Hose haben wir entsorgt. Die war vom Sturz zerrissen und voller Blut. Ich besorg' dir Klamotten. Moment", sagt Sebastian und ich sehe ihn dankend an.

Nachdem Sebastian meiner Tochter Kleidung gebracht hat sind wir nun auf dem Weg nach Hause. Die ganze Fahrt ist Anastasia ruhig. Zu ruhig für ihre Verhältnisse. Aber ich kann es ihr auch nicht verübeln, nach so einem Schreck.

In der Blockhütte angekommen verzieht sie sich gleich in ihr Zimmer. Ich gehe in die Küche und koche einen Tee. Vielleicht hilft er ihr ja. Ich muss dringend mit ihr sprechen. Was sie vorhin zu mir sagte, dass sie Angst hatte, ich würde das selbe machen wie ihre Mutter, das macht mir wirklich Sorgen. Ich möchte nicht dass sie so denkt. Ich würde sie niemals verlassen, doch ich weiß auch nicht wie ich ihr das beweisen soll, außer für sie da zu sein.

Als der Tee fertig ist, gehe ich mit der Tasse und Schmerztabletten in der Hand zu ihrem Zimmer und Klopfe an. Nachdem sie mich herein bittet betrete ich den Raum und muss erst einmal blinzeln, denn sie hat die Läden zugemacht und das Zimmer in völlige Dunkelheit getaucht.

"Hey Süße", flüstere ich und setze mich auf die Bettkante nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Sie setzt sich auf und greift nach der Tasse die ich ihr anbiete.

"Danke Dad."

"Gerne. Hör mal. Ich wollte noch einmal mit dir reden. Ich weiß dass es dir nicht so gut geht, aber ich denke du kannst dich besser ausruhen, wenn du nicht dauernd darüber nachdenken musst, dass ich dich alleine lassen könnte. Egal was heute passiert ist und was auch immer noch in der Zukunft geschieht, ich werde dich niemals im Stich lassen und immer für dich da sein, okay?"

"Ja, okay. Ich glaube dir, aber ich hatte wirklich Angst. Ich konnte nicht einmal aufhören zu weinen." Ihre Hand zittert und ich nehme ihr den Tee ab, stelle ihn auf ihren Nachttisch und ziehe sie in meine Arme. "Es tut mir wirklich leid", entschuldige ich mich noch mal bei ihr und streichle ihr über den Kopf und sie klammert sich an mich.

„Warst du wirklich bei einer Frau?" Ihre Stimme klingt so leise und unsicher, dass ich schreien könnte, doch das würde jetzt nicht helfen. „Miss Blewitt", beginne ich zu erklären, da löst sie sich ruckartig aus meinen Armen und starrt mich ungläubig an. „Emilys Mom? Schon wieder?", ruft sie verärgert aus und ich nicke. „Sie lässt sich keine Gelegenheit entgehen mir auf die Pelle zu rücken. Sie weiß, dass ich ihrem Mann nichts sage, weil er einer meiner besten Kunden ist und weil ihre Tochter deine beste Freundin ist."

Ein lautes Klopfen unterbricht uns und ich stehe mit zusammengezogenen Augenbrauen von Anastasias Bett auf. "Ich schau mal kurz nach wer da stört, ok?", zwinkere ich meiner Tochter verschwörerisch zu. Sie nickt und zeigt mir ein schwaches Lächeln, als ich das Zimmer verlasse.

Ich öffne die Türe und starre Daniel ungläubig an. "Was machst du hier?", frage ich ihn nicht ganz so erfreut darüber, dass er weiß wo wir wohnen und jederzeit einfach vorbeikommen kann.

"Kann ich zu Anastasia, bitte? Ich hab ihre Schleife und die Urkunde dabei. Sie bekam den 2. Platz", flüstert er, wohl damit sie es nicht hört. Ich nicke und lasse ihn in die Hütte eintreten. Hinter ihm schließe ich die Türe und gebe ihm zu verstehen, dass er mir folgen soll. Ihre Tür steht noch offen und ich rufe leise hinein.

"Daniel ist da, kann er rein kommen?"

"Ja klar." Ihre Stimme klingt schon fester. Sie zieht sich im Bett nach oben in eine sitzende Position, während ich die Läden etwas aufmache und Licht herein lasse. Dann verlasse ich das Zimmer und lass die beiden alleine.

Im Wohnzimmer setze ich mich an meinen Laptop und versuche mich etwas mit Arbeit abzulenken, doch immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich Blicke auf Anastasias Zimmertüre werfe.

Gekicher von ihr und lautes Lachen von ihm hallt durch die Hütte. Sofort muss ich lächeln, denn sein Lachen verleitet einen gerade dazu. Melodisch und wunderschön. Das würde ich gerne öfter hören.

Mein Handy unterbricht meine Gedanken über Daniels Lachen. Ich sehe auf das Display und kann Maxwells Namen ausmachen.

"Maxwell. Wie kann ich dir helfen?"

"Hallo Mister Lynch, Mister Parker hat angerufen und sich beschwert, Joe hat anscheinend etwas falsch gemacht als er bei ihm war um die Software neu zu installieren. Jetzt macht er Theater und besteht darauf dass sie dieses mal persönlich zu ihm kommen", erklärt er mir und aus seinem Ton kann ich heraushören, dass er nicht begeistert ist. Demnach war Mister Parker wirklich angepisst.

"Okay Maxwell. Ruf ihn bitte an und sag ihm, ich komme morgen Vormittag vorbei. Vielleicht ist dann endlich Ruhe."

Wir tauschen uns noch kurz aus, bevor ich auflege und Daniel im Zimmer auftaucht.

"Anastasia kann dir sicher noch erklären, was genau passiert ist, falls du es überhaupt noch wissen willst. Die Krankenhausrechnung hat, wie du weißt, der Reitstall übernommen, also sollte es von der Seite aus keine Probleme geben. Da das alles während unseres Turniers passiert ist, greift unsere Versicherung. Du musst also gar nicht erst wieder mit deinen Superanwälten drohen."

Schmunzelnd setze ich mich an den Tisch auf dem auch mein Laptop steht und sehe ihn an. Eigentlich sieht er richtig niedlich aus wenn er sich aufregt. Wie lange er mir wohl noch die Beleidigung seines Pferdes nachtragen wird?

"Es tut mir leid, dass ich dein Pferd einen Gaul geschimpft habe. Ich war einfach aufgebracht, wütend und vor allem besorgt. Ich weiß mittlerweile, dass eines der anderen Pferde erschrak und gegen den Zaun gesprungen ist, was wiederum die Pferde, die in der Nähe standen, erschreckt hatte. Keine Angst, ich hetze meine Anwälte weder auf dich noch auf den Reitstall."

Perplex und etwas verwirrt sieht er mich an und nickt dann, bevor er die Hütte ohne ein weiteres Wort verlässt und die Türe hinter sich zuzieht. Sehnsüchtig sehe ich ihm hinterher und frage mich ob er mir je wieder einen bläst. 

Resort de la Pheya 3 - CodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt