♠Cody♠
Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, dauernd geisterten mir die Sätze von Anastasia und Daniel durch den Kopf und vor allem die Frage, ob Anastasia etwas weiß oder ob das Gespräch wirklich nur ein Zufall war.
Auch das Gespräch mit Walter Parker lässt mich nicht in Ruhe. Natürlich geht man mit seiner oder der Sexualität seiner Kinder nicht hausieren, aber dass ich davon so gar keine Ahnung hatte, obwohl wir schon so viele Jahre Parker and Sons unterstützen, macht mich traurig. Mir scheint als wäre ich ein Mensch dem man nur im Beruf vertrauen schenken kann.
Wenn ich auch mal genauer drüber nachdenke, vielleicht hatte Letizia ja recht und meine Mitarbeiter verlassen die Firma wirklich einer nach dem Anderen wegen mir. Wegen meiner distanzierten, kalten und unfreundlichen Art.
Vielleicht sollte ich diese Art mal ändern und die Menschen näher an mich heranlassen, aber wie macht man das? Ich kenne nichts anderes als die Mauer, die ich um mich herum gebaut habe und die Maske, mit der ich herum spaziere. Wie reiße ich beides herunter?
Ein Knall ertönt und ein Ruck fährt durch meinen Körper und plötzlich habe ich einen weißen Ballon im Gesicht. Gott tut das weh. Was zum Teufel ist passiert? Mit meinen Händen versuche ich den weißen Stoff von mir zu drücken, schnalle mich ab und verlasse den Wagen.
Ich war unterwegs zur Firma und so wie es aussieht habe ich nicht aufgepasst wohin ich fahre. Verdammte Scheiße. Langsam, mit zittrigen Beinen, gehe ich zu dem Auto vor mir, gegen das ich gefahren bin und öffne die Fahrertüre.
"Hey, alles okay?", frage ich, doch der Mann sieht mich nur erschrocken an. "Gott es tut mir so leid. Ist ihnen etwas passiert?", versuche ich es noch einmal.
Vorsichtig steigt er ebenfalls aus und schüttelt leicht den Kopf. "Nein, ich denke mit mir ist alles okay."
Ich atme erleichtert auf. "Gott sei dank, aber es wäre trotzdem besser wenn wir einen Rettungsdienst holen", biete ich an und greife nach meinem Handy, als in meinem Augenwinkel ein Mann auftaucht, den ich nur allzu gut kenne. Extrem blass rennt er auf uns zu.
"Liebling? Was ist passiert? Oh mein Gott, geht es dir gut?"
Ernsthaft jetzt? Womit habe ich das verdient? Noch nie, wirklich noch nie wurde ich so oft an meine Sexualität erinnert wie in den letzten paar Tagen. Dass ist als wenn du nie einen Smart auf der Straße gesehen hast, dann kommt der Erste und plötzlich siehst du sie überall. Ich fasse es nicht.
"Alles okay Max. Dein Chef hat nur einen ordentlichen Rumms drauf", sagt der Mann aus dem Auto lachend.
"Maxwell, es tut mir schrecklich leid. Ich war nicht bei der Sache", gebe ich zu und mein PA wird noch blasser als er eh schon war.
"Ausgerechnet den beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben passiert sowas. Nicht zu fassen. Ich rufe einen Krankenwagen", sagt er und ich halte inne. Wie bitte? Die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben? Also bei dem Mann aus dem anderen Auto kann ich mir das vorstellen, wenn Maxwell ihn schon Liebling nennt, aber wieso ich? Weil ich ihn bezahle? Muss ja so sein, denn befreundet sind wir nicht. Er ist nur mein persönlicher Assistent.
Ich gehe zurück zwischen die Autos und begutachte den Schaden. Ziemlich gequetscht. Oh man das hat mir gerade noch gefehlt, wirklich.
"Mister Lynch ist bei ihnen alles okay? Sie habe ich gerade gar nicht gefragt, tut mir wirklich Leid", besorgt mustert Maxwell mich.
"Ja, alles in Ordnung. Nur die Autos sind Schrott", sage ich ohne großes Bedauern, denn eigentlich wollte ich mir eh ein Neues kaufen. Der Sportwagen ist schon alt und irgendwie fühle ich mich in der engen Kiste nicht mehr wohl.
"Ich kümmere mich gleich um die Versicherung. Wir sind immer noch auf dem Gelände der Firma. Sie müssen dann nichts mehr tun außer unterschreiben", beginnt er eilfertig doch eigentlich ist mir das gar nicht so wichtig. Wie immer verspricht sein Tonfall, dass er sich schnell und zuverlässig um alles kümmern wird, aber das braucht er nicht. Er sollte sich vielleicht erstmal um seinen Mann oder Freund kümmern.
"Dafür ist später noch Zeit, Maxwell. Wenn der Krankenwagen da war, dann bringen sie erstmal ihren Freund dorthin wo er hin möchte. Sie können ihn ja schlecht laufen lassen", lächle ich und ernte einen skeptischen Blick von Maxwell. 'Für alle anderen bist du nur ein mieses, arrogantes Arschloch' dröhnt die Stimme meines besten Freundes in meinem Ohr und einmal mehr wird mir klar, dass ich etwas an mir ändern muss.
"Da mein Mann es immer und immer wieder versäumt hat ihnen reinen Wein einzuschenken, stelle ich mich einfach kurz selber vor." Übernimmt mein Unfallopfer jetzt das Wort. „Mein Name ist Valentin Penn. Maxwell und ich sind schon seit der Highschool ein Paar und seit drei Jahren verheiratet."
Ich sehe zwischen ihnen hin und her, Maxwell wirkt blass und Valentin sieht ihn entschuldigend an, bevor er sich wieder mir zuwendet. „Ich hoffe wirklich dass das für sie okay ist. Maxwell sieht gerade aus wie das Kätzchen am Bauch, denn all die Jahre, die er nun schon für sie arbeitet, hatte er Angst ihnen die Wahrheit zu sagen. Er befürchtete dass sie ihn rausschmeißen wenn sie wissen dass er schwul ist."
"Val...." versucht Maxwell ihn gequält zu bremsen doch sein Mann schüttelt nur den Kopf.
"Nein Schatz. Die Katze ist jetzt sowieso aus dem Sack, da können wir auch gleich alle Karten auf den Tisch legen. Auch wenn es nun einen Autounfall bedurfte ist es doch besser, dass es jetzt raus ist", sagt er bestimmend und legt seine Hand auf Maxwells Wange um sie liebevoll zu streicheln.
Der dreht den Kopf und sieht mich aus angstvoll aufgerissenen Augen an als würde ich ihn gleich prügeln.
Theatralische werfe ich die Hände in die Luft und lache. Gott das ist wirklich unglaublich.
Ich lege eine Hand auf Maxwells Schulter, atme tief ein und halte dann die Luft an. Warum fangen wir nicht einfach gleich hier an? Ja.
"Ich bin auch schwul", gestehe ich kurzerhand, drehe mich dann weg und laufe zum Firmeneingang während ich die Luft aus meiner Lunge wieder herauspresse. Und soll ich mal was sagen? Es tat gut es auszusprechen, wirklich gut. Doch Maxwells geschocktes Gesicht wollte ich jetzt nicht sehen, deswegen bin ich gleich gegangen. Darüber sprechen können wir später noch falls Bedarf herrscht.
Bevor ich ins Gebäude eintrete kann ich den Krankenwagen sehen wie er hinter meinem Schrotthaufen anhält. Mir geht es gut, zumindest hab ich nirgends Schmerzen. Deshalb gehe ich einfach weiter.
Mein Weg führt mich sofort in Joes Büro, wo ich die Türe öffne ohne anzuklopfen. Und darüber bin ich froh, denn dadurch kann ich gut beobachten wie Joe im Eiltempo seine Füße von seinem Schreibtisch zieht und erschrocken in den Hörer ruft, "Ich melde mich wieder" bevor er einfach auflegt. Ich hoffe für ihn, dass das ein privates Gespräch war, auch wenn das ebenfalls kein gutes Bild auf ihn werfen würde.
"Joe, ich war gestern ja noch mal bei Mister Parker, wie sie vielleicht mitbekommen haben und dort wurde mir sehr schnell klar, wieso unser Kunde so wütend war und mich unbedingt persönlich sprechen wollte. Ich habe sie eingestellt weil sie ein hervorragender Service Systemtechniker sein sollen, doch jetzt frage ich mich ehrlich gesagt warum ich das getan habe."
"Mister Lynch. Es tut mir leid, aber das war viel zu kompliziert für mich",unterbricht er mich und ringt nach einer Ausrede, doch das macht mich nur noch wütender.
"Auch wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie mich anrufen können, anstatt nach nicht einmal zehn Minuten wieder zu verschwinden und sich dafür zwei Stunden Außendienstpauschale anrechnen zulassen. Also wirklich, verarschen kann ich mich alleine Joe. Wie oft ist das schon vorgekommen?", donnere ich lautstark los.
Ja ich weiß, ich habe beschlossen persönlich etwas freundlicher aufzutreten, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich mir von meinen Angestellten auf der Nase herumtanzen lasse. Eher, dass ich meine Kunden wieder ernster nehmen werde.
„Wissen sie was? Vergessen sie es, sie würden mich eh anlügen. Ich werde das kontrollieren. Ab heute ziehe ich hier andere Saiten auf", schimpfe ich und verlasse dann ohne jeden weiteren Kommentar sein Büro.
Okay, heute ist der Tag an dem ich den alten Cody verabschiede und den neuen begrüße. Heute ist der Tag an dem ich einiges ändern werde.
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Resort de la Pheya 3 - Cody
Romance🍀Buch 3🍀 ~Das ist Buch 3 der 'Resort de la Pheya' Reihe. Die Bücher sind in sich abgeschlossen. Es wird dennoch empfohlen das vorherige Buch zu lesen~ Probieren geht über studieren, so sagt man. Doch wenn sich das Schicksal einmischt, dann kann da...