Kapitel 6

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♠Daniel♠

"Ja Anastasia, genau so. Gerader Sitz und Waden ans Pferd ran. Gut so. So gefällt mir das. Da werdet ihr beiden beim Turnier sicherlich weit kommen", rufe ich aus der Mitte der Reithalle Anastasia zu, die gerade für das Turnier, welches bald hier im Reitstall stattfindet, trainiert.

Sie wird mit Colonel bei der Dressur und dem Springen antreten. Ich bin richtig stolz auf sie. Sie macht das so gut und kommt auch immer besser mit diesem Dickkopf klar.

Ob ihr Dad auch zum Turnier kommt und zusieht? Von Anastasia habe ich erfahren, dass sie jetzt vorübergehend im Resort wohnen. Es geht mich nichts an, aber irgendwie interessiert mich schon der Grund dafür. Ob ich ihm jetzt noch öfter über den Weg laufen werde? So wie gestern Abend?

Seine halbherzige Gegenwehr war ja schon irgendwie niedlich. Ich bin oft recht fordernd und hole mir gerne das was ich will, doch was da gestern geschehen ist war so nicht geplant. Oder besser gesagt: Es gab überhaupt keinen Plan. Aber dieser Mann macht mich verrückt. Wenn er in der Nähe ist habe ich das Gefühl nicht klar denken zu können und meine Reaktion war der beste Beweis dafür. Wer hätte auch gedacht das wir uns bei einem Abendspaziergang im Resort wiedertreffen.

Auch wenn ich nicht zum Schuss kam, war es ziemlich erregend. Ich habe es genossen ihn aus der Fassung zu bringen. Ihm schien es wirklich gefallen zu haben, wie er in mich stieß, so wie er stöhnte.

Oh Gott, wenn ich nur daran denke, werde ich schon hart. Das sollte nicht passieren, nicht hier, nicht in dieser verflucht engen Reithose....argh...und vor allem nicht wenn Anastasia um mich herum reitet.

"Daniel ist alles okay mit dir?", höre ich sie auch schon fragen. Ich lächle ihr zu und nicke.

"Du kannst dann für heute aufhören, aber lass Colonel da. Ich möchte noch etwas trainieren", beende ich den Unterricht in einem lobenden Tonfall den sie sich für die gezeigten Leistungen verdient hat. Sie hält direkt vor mir an, steigt ab und übergibt mir die Zügel.

Wir verabschieden uns und kurz darauf verlässt Anastasia die Reithalle.

Nachdem ich noch eine Stunde lang im Kreis reite ohne irgendwas sinnvolles zu trainieren, entschließe ich mich nach Hause zu gehen. Trainingsstunden sind heute Abend keine, so kann ich mich vor meinen Fernseher setzen und mal nichts tun. Das brauche ich gerade, denn in letzter Zeit bleibt mein Kopf nicht einmal ruhig.

Zu dem baldigen Turnier gesellt sich immer wieder Anastasias Dad hinzu. Wie er wohl heißt? Ich finde er sieht aus wie ein Richard, oder ein Damian, düster und geheimnisvoll. Ach was denke ich, er wird einfach Peter heißen. Ich muss lachen. So gerne würde ich noch einmal mit ihm in die Kiste, doch jetzt wo ich weiß das er Anastasias Vater ist, habe ich da doch etwas Bedenken. Ja ich weiß, gestern hat es mich auch nicht gestört, aber das war eine spontane Reaktion auf den Augenblick, ich habe nicht nachgedacht.

Als ich sie vorhin jedoch zusammen gesehen habe, mit eingeschaltetem Gehirn, wusste ich zunächst nicht wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Dabei ist das so ein Quatsch. Sie wird von dem was ihr Vater treibt wenn sie schläft sicher nichts wissen.

Ich hingegen wüsste so gern noch viel mehr über die beiden. Wohnt sie schon immer bei ihm? Nein ich glaube da war doch immer eine Mutter. Letizia hieß sie, glaube ich. Was ist passiert?

Maaan warum bin ich so neugierig? Vielleicht frage ich Anastasia mal, oder vielleicht erzählt es mir ja irgendwann auch ihr Dad. Allerdings sollten wir da nicht unbedingt im Bett liegen.

Ich frag mich auch wieso er so kalt ist. "Nichts persönliches, kein Küssen...." blabla.

Hätten wir eine Art Freundschaft aufbauen können, wenn wir uns nicht im Bett sondern hier im Reitstall kennengelernt hätten? Aus der hätte sich dann vielleicht mehr ergeben. Oder auch nicht, Klammer zu. Nun dafür ist es jetzt eh zu spät.

Zuhause angekommen springe ich unter die Dusche, ziehe bequeme Klamotten an und anstatt den Fernseher anzumachen nehme ich meinen Laptop auf den Schoß und gebe Lynch in Windington ein. Doch die Suchmaschine findet nichts, also versuche ich es mit der nächsten Großstadt.

Da spuckt sie gleich einen ganzen Haufen aus. Artikel über Sicherheitssoftware und einen Firmennamen. Lynch Solutions. Er ist also ein sexy Informatik Geek? Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Und was ich noch am wenigsten erwartet habe, er heißt Cody. Wow. Was für ein schöner Name für einen schönen Mann, auch wenn der Name eher verspielt klingt.

Ob sich so jemand in diesem Eisblock versteckt? Ich hoffe es ja so sehr. Neugierig lese ich mir seinen Lebenslauf durch, doch finde leider nichts interessantes mehr. Es geht nur um seine Firma und seine beruflichen Erfolge; keinerlei private Details. Ob er sonst noch irgendwelche Überraschungen verbirgt? Ich würde sie am liebsten alle aus ihm herauskitzeln. Dieser Mann wird immer interessanter und weckt meinen Jagdinstinkt noch mehr.

Ich klappe den Laptop zu und schalte den Fernseher noch an, doch so richtig konzentrieren kann ich mich nicht. Irgendwann habe ich genug und gehe ins Bett. Leider finde ich nicht den erholsamen Schlaf den ich so dringend mal wieder bräuchte, denn mein sexy Geek hat mich die halbe Nacht davon abgehalten. Sogar so sehr, dass ich mir zweimal einen runter geholt habe. Ich habe mich gefühlt wie ein Teenie mit überschüssigen Hormonen. Echt schlimm. Aus diesem Grund bin ich heute etwas später aufgestanden.

"Mister Stryker?", höre ich Emilys Mutter hinter mir und drehe mich um.

"Ich würde mit ihnen gerne über Emily sprechen."

Sie steht so nah vor mir dass ihr schlechtes, stinkendes Parfüm mich umhüllt wie eine Giftgaswolke. Sie weiß dass ich schwul bin, aber irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass sie zu den Frauen gehört die glauben sie könnten einen schwulen Mann bekehren indem sie sich ihm aufdrängen. Ganz schlimme Sorte.

Ich mache einen Schritt zurück, doch sie folgt mir.

"Miss Blewitt, wenn sie mich zum wiederholten Mal darum bitten, Emily in irgendeiner Weise zu verzaubern, damit sie das Turnier gewinnt, dann haben sie sich geschnitten. Ich kann und will da auch nichts tun. Sie muss es aus eigener Kraft schaffen, wie jeder andere Reitschüler auch."

Sie schnaubt theatralisch, dreht sich auf ihrer Hake wieder um und stolziert aus der Stallgasse raus. „Ich gebe ihr aber gerne ein paar Privatstunden zusätzlich, um sie dabei zu unterstützen!", rufe ich ihr hinterher und schüttle dann den Kopf, als darauf keine Reaktion kommt.

"Es tut mir so leid Daniel."

Erschrocken drehe ich mich um und kann Emily erkennen, die aus Checkers Box kommt.

"Ich will nicht, dass sie sowas tut. Es ist mir wirklich peinlich. Ich möchte es aus eigener Kraft schaffen, aber ich weiß, dass ich nicht so schnell lerne wie die anderen und noch nicht alles kann. Wenn ich etwas gewinne ist es natürlich toll, aber wenn ich nichts gewinne bin ich trotzdem nicht am Boden zerstört. Das gibt mir nur noch mehr Ansporn weiter zu trainieren", erklärt sie mir offen und ehrlich und man kann sehen wie peinlich ihr der Auftritt ihrer Mutter ist. Ich streiche ihr über den Kopf und ziehe sie tröstend an meine Brust.

"Mit dieser Einstellung schaffst du es irgendwann ganz nach oben. Wenn nicht jetzt dann später. Und mein Angebot für ein paar Privatstunden für dich steht."

Lachend nickt sie. „Ich sprech mit ihr. Ich weiß, was ich sagen muss, damit sie mir die Zusatzstunden bezahlt." Ich mag Emily, sie ist ein tolles Mädchen und kommt zum Glück kein Stück nach ihrer Mutter.

Ich löse mich von ihr und gehe zurück in mein Büro um die Planung fürs Turnier, welches in etwas mehr als einer Woche stattfindet, fortzusetzen. 

Resort de la Pheya 3 - CodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt