"𝚅𝚎𝚛𝚝𝚛𝚊𝚞𝚎𝚗"

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Ich atmete noch einemal tief durch und schaltete dann mein Licht aus. Mittlerweile ist es Abend geworden. Oder besser gesagt Nacht. Eigentlich wollte ich heute nicht schlafen, aber ich war so Müde, dass ich jetzt doch ins Bett ging. Ich hatte vorher alles doppelt und dreifach kontrolliert, ob es auch wirklich verschlossen war. Die Fenster bleiben geschlossen, in der Tür steckte der Schlüssel und unten im Wohnzimmer hatte ich die Vorhänge zugezogen.

Ich schlüpfte unter die Decke und zog sie mir bis unters Kinn. Mein komplettes Zimmer war stockdunkel. Wenn heute irgendetwas passieren sollte, muss es an ein Wunder grenzen. Vielleicht reagiere ich über, vielleicht auch nicht. Normale Menschen würden nicht so reagieren. Normale Menschen würden zur Polizei gehen oder für eine gewisse Zeit wo anders hingehen. Genau so würde normale reagieren. Ja, auch in diesem Fall merkt man, dass ich nicht normal bin.

Im Laufe des Tages hatte ich geschlagene drei Mal (!!!) versucht, Bill anzurufen. Sein Handy war die ganze Zeit aus. Naja, was verlange ich auch. Er hat besseres zu tun, anstatt mich zu babysitten. Zugegebender Weise, fand ich es ziemlich süß, als er geschrieben hat, dass ich ihn immer schreiben kann.
Mit diesen Gedanken schlief ich schließlich ein...

****

Ich schrie auf und schreckte hoch. Es war mitten in der Nacht, würde ich schätzen. Alles war dunkel, doch irgendetwas muss mich doch aus dem Schlaf gerissen haben. Wieso habe ich geschrien. Mir fiel sofort die letzte Nacht ein und ich versuchte mein Licht anzuschalten, um zu schauen, ob alles OHNE Blut war. Doch wann sollte ich einmal Glück haben-mein Licht ging nicht. Okay Tony, bloß keine Panik. Leichter gesagt (oder dem Falle-gedacht) als getan. Plötzlich zog sich mein Vorhang zurück und Mondlicht fiel in mein Zimmer. Es war also doch jemand hier! Wie soll man in dieser Situation keine Panik bekommen? Angsterfüllt griff ich nach dem Saumen meiner Decke und zog mir dieser über den Kopf. Ich wäre hier auch so sicher, ironischer Weise.

Dann wurde mir mit einem Ruck die Decke weggezogen. Ich stieß einen erstickten Schrei aus und hielt mir schützend die Hände vor's Gesicht. Ich merkte wie jemand auf mein Bett krabbelte.

"Es ist ja wirklich entzückent, wie du versuchst dich vor mir zu schützen.", kicherte eine Stimme.

Es war defenitiv nicht die Stimme wie vom letzten Mal, diese hier war etwas tiefer und rauer. Ich will das das endlich ein Ende hat! Dann spürte ich wie eine Träne sich den Weg über meine Wange bahnte. Womit habe ich das verdient?

"Nicht weinen...", meinte die Person.

Plötzlich spürte ich eine kalte Hand auf meinem Arm.

"Fass mich nicht an!", schrie in die Dunkelheit.

"Jetzt wollen jetzt aber nicht frech werden, oder?", raunte die Person, die mittlerweile ziemlich nah gekommen war.

Es fiel zwar etwas Licht ins Zimmer, aber ich konnte die Person trotzdem nicht erkennen. Wenn ich gewusste hätte wer es war, hätte ich vielleicht handeln können. Andererseits war es gut das ich sie nicht sah, denn wenn es eine Person gewesen wäre die ich kannte, dann weiß ich nicht wie ich reagiert hätte. Dann spürte ich die Hand, die vorher auf meinem Arm gelegen hatte auf meiner Wange ruhen. Mehr Panik machte sich in mir breit.

"Ich würde so gerne wissen, wie du schmeckst." Und damit verschwand er.

Sofort sprang ich aus dem Bett zum Schreibtisch, tasstete nach meinem Handy und rief Bill an. Zum Glück ging er ran.

"Bill...Bill bitte, du musst kommen. Hier war wieder jemand, hier war jemand in meinem Zimmer.", schluchzte ich.

"Was? Ja klar, Tom und ich kommen sofort.", sagte er und legte auf.

Mit zitternden Händen legte ich das Handy wieder hin. So kann das nicht weiter gehen. Ich habe solche angst, dass nochmal etwas passiert wenn ich hier bleibe. Ich lief also die Treppen nach unten, schaltete dabei jedes Licht ein und setzte mich dann, immer noch zitternd, auf die Couch. Es ist ein Albtraum, dachte ich. Um mich zu beruhigen, lehnte ich mich zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. So kurz war der Moment dann auch wieder nicht, denn ich schlief ein und wachte erst durch das laute geklopfe an der Tür auf. Ängstlich schlich hin, kurz zögerte ich doch dann öffnete ich sie einen Spalt breit. Vor der Tür standen die beiden und sahen mich aus besorgten Augen an. Ich fiel ihnen um den Hals und krallte mich so fest, weil ich immer noch angst hatte.

"Du erzählst uns gleich, was passiert ist. Wir nehmen dich mit zu uns nach Hause, da bist du sicher.", meinte Bill mit ruhiger Stimme und streichte mir über die Haare.

Er schaute über meine Schulter hinweg Tom an, der nickte. Da ich immer noch etwas angst hatte im Haus, machte Bill freundlicherweise das ganze Licht aus. So gingen wir die Straßen entlang. Es war ziemlich kalt für eine Sommernacht, die Gegend war dunkel nur die Laternen spendeten Licht und der Mond schien.

"Erlauben euer Eltern es überhaupt?", brach ich das schweigen.

Kurz schwiegen die beiden weiter, doch schließlich antwortete Tom.

"Unser Vater ist vor vielen Jahren gestorben und unsere Mutter ist für eine Woche bei einer Freundin."

"Das tut mir leid, wenn ich das gewusst-" Tom unterbrach mich.

"Nein nein, schon gut, konntest du ja nicht wissen."

So schwiegen wir wieder. Ich fühlte mich in ihrer anwesenheit einfach viel sicherer und geborgener. Auch wenn es mitten in der Nacht war und es schon ziemlich merkwürdig war so "alleine" hier her zulaufen. Ich zitterte nun nicht mehr so stark, doch tortzdem tat ich es noch. Nach ungefähr zehn Minuten Fußweg hielten wir vor einem Waldrand. Was wollen wir den hier, fragte ich mich. Bill nahm meine Hand und führte mich weiter am rand entlang. Seine Hand war kalt, genauso wie, als er mich nach der Schule umarmt hat. Doch ich dachte mir nichts dabei. Nach gut 200 Metern sah ich ein kleines Haus. Das musste also das Zuhause von den beiden sein. Als wir es betraten, wirkte es urgemütlich. Plötzlich knallte die Tür ins Schloss. Erschrocken drehte ich mich um. Die beiden sahen mich an. Spinne ich jetzt wieder, oder sind ihre Augen plötzlich rot.

"Willkommen zu Hause.", sagte Bill.

Dann öffnete er seinen Mund. Ich sah zwei spitze Eckzähne. Er fauchte und ich schrie auf, er trat einen Schritt auf mich zu, packte mich am Hals und dann...wurde alles schwarz.

Schwarzer EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt