"Bitte versuch jetzt weiter zu schlafen, ich rede mit Tom. Außerdem solltest du aufhören, dauernd irgendwelche Sachen aus unserem Privatbesitz zu nehmen. Der Stab ist nichts für dich, hinterher machst du deine Gedanken noch wahr."
Mit einer Hand nahm er unter dem Pullover den Satb raus und drehte ihn dann ein paar Mal in der Hand. Dann packte er den Griff und schleuderte den Stab gegen den Kleiderschrank. Als der Stab auf das dunkele Holz aufkam, zersplitterte er in tausend Teile. Es kam ein hässliches Geräusch, was uns beide zusammenzucken ließ.
"Das hätte schon viel früher machen sollen.", lachte Bill.
Ich stand wohl ziemlich neben mir, denn was danach passierte weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube ich bin in seinen Armen eingeschlafen, denn am nächsten Morgen, wachte ich in seinen Armen auf. Langsam blinzelte ich mir den Schlaf aus den Augen. Als ich jedoch bemerkte, wo ich lag, rutschte ich ein Stück zur Seite. Bill sah anders aus, als gestern. Er trug andere Kleidung, seine Haare waren glatt nach unten gekämmt, doch trotzdem waren seine Augen geschminkt.
"Hast du besser geschlafen?", fragte er.
Ich gähnte nur und streckte mich dann. Bill lachte und legte dann das Buch zur Seite, in dem er gerade noch geschrieben hatte. Dann ging die Tür auf und ein gut gelaunter Tom kam in das Zimmer. Ohne etwas zu sagen, kam er auf's Bett und legte sich vor uns auf den Bauch. Er nahm Bills Buch und blätterte darin herum.
"Bist ja wieder fit.", stellte er beiläufig fest.
Fragend schaute ich zu Bill, doch er lächelte nur. Dabei sah ich seine spitzen Eckzähne aufblitzen, deswegen schaute ich Tom an und bei ihm war das gleiche. Das konnte nichts gutes heißen. Verlegen schaute ich wieder auf die Bettdecke.
"Willst du was Frühstücken?", wollte Bill wissen, doch ehe ich antworten konnte, funkte Tom dazwischen.
"Du kannst ihr doch nichts zu Essen geben, wenn wir selber nicht mal was hatten. Bill, du weißt was ich meine. Ich kann sie nicht mal ansehen ohne hunger zu bekommen."
Erschrocken sah ich ihn an. Er hatte sich nun richtig hingesetzt und blickte mich aus roten Augen an. Langsam verstehe ich alles nicht mehr. Erst tun sie, oder zumindest einer, so als wäre sie nett und dann wollen sie wieder mein Blut, sollen die mich doch sofort umbringen. Ich könnte schon wieder ausrasten, ich will endlich mal Klartext!
"Kannst sie ja mal fragen, ob du sie Essen darfst. Sie wird sicher erfreut sein, unter dir zu liegen und langsam von dir in den Tot gesaugt zu werden. Du weißt wie du bist, wenn du im Rausch bist. Außerdem hattest du gestern nicht genug?"
Tom verdrehte die Augen.
"Unter mir liegen? Dafür würden so viele Frauen töten! Und was kann ich dafür wenn sie so gutes Blut hat. Du kannst mir doch nicht sagen, dass du sie nicht gerne als deine Eigene hättest. Komm schon Bill, erzähl ihr, was du mir gesagt hast, als du das erste Mal ihr Blut auf deinen Lippen gespürt hast. Erzähl ihr, wie stark dein Verlangen nach ihr ist, oder besser-Lese ihr gleich aus deinen Tagebüchern vor. Seit dem Tag, als du sie das erste mal hier gesehen hast, träumst du doch nur davon für immer an ihrem Hals zu hängen. Bill, du kannst mich nicht verarschen. Am liebsten würdest du sie, wie in all den alten Traditionen, in Ketten schließen, mit deinem Blut übergießen und sie nur für dich Leben lassen."
Mir stockte der Atem. Hat Bill das wirklich zu Tom gesagt? Wie konnte ich nur so jemandem vertrauen. Ich dachte nur Tom wäre so. Geistesabwesend rutschte ich vom Bett und wich immer mehr Schritte zurück, bis ich vor die geschlossenen Vorhänge stieß. Bill saß auf dem Bett und hatte seinen Blick stur auf die Wand hinter Tom gerichtet. Die Erkenntnis, dass ich bis an mein Lebensende hier bei den Monstern bin, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Als wäre das nicht von Anfang an klar gewesen, dass Blutdurstige Vampire niemals nett oder gefühlvoll sein können. Obwohl ich nichts über Vampire weiß, war das Offensitlich. Wie kann ich nur so blöd sein. Ich habe einfach zu wenig Kontakt zu Menschen gehabt, dass ich sofort daran glaube, wie "NETT" ein Dämon, ein Monster sein kann.
"Raus..."
Ich sah Bill an. Er zeigte mit einem Finger zur Tür und sah Tom ernst an.
"Raus Tom!", schrie er.
Tom stand plötzlich neben der Tür, öffnete diese und mit einem lauten Knall flog sie auch schon wieder zu. Ich ließ mich an der Wand nach unten gleiten. Bettgeraschel und dann spürte ich eine kalte Hand auf meinem Arm. Bill hockte neben mir. Langsam hatte ich wirklich keine Kontrolle mehr über meinen Körper, denn wieder liefen Tränen über meine Wange.
"Glaube nicht was dieser Idiot sagt. Es gibt auch durchaus nette Vampire.", flüsterte Bill und wischte mit seinem Daumen eine Träne weg.
"Hat wer gesagt, dass ich dich nett finde? Ich verstehe dich nicht. Erst warst du richtig gemein zu mir, plötzlich kommt es mir vor als hättest du deine Persönlichkeit ausgetauscht und jetzt das? Wieso zum Teufel machst du das? Ich dachte Vampire waren auch mal Menschen und jeder Mensch hat Gefühle. Mann Bill, weißt du nicht wie ich mich fühle? Komplett verarscht!"
Ich hatte aufgehört zu weinen und plötzlich war alles weg. Meine ganzen Emotionen, ich spürte nur noch hass und den drang, dass das alles hier ein Ende hat. Jegliche anspannung löste sich von mir und ich stand auf. Ich holte tief Luft und blickte dann in Bills Augen. Seinem Blick hielt ich stand, obwohl seine Augen rot waren und ich diesen Anblick hasste.
"Tony bitte, ich weiß wie du dich fühlst, aber wenn du wüsstest wieso wir das tun, dann würdest du es eh nicht verstehen. Ich will das alles einfach hinter mich bringen, auch wenn es mir leider jetzt ziemlich schwer fällt."
"Du kannst dir deine gespielte freundlichkeit und besorgnis, sonst wo hinstecken. Von mir aus beiß mich. Ja genau, ich gehe zu deinem Bruder und lass mich von ihm in den Tot saugen, so wie du es gesagt hast. Sei bitte wieder so wie früher, da wusste ich wenigstens wie ich mit dir reden sollte.", giftete ich ihm entgegen.
Seine Geschichtszüge wurden lockerer und sein Blick eiskalt. Angst hatte ich nicht. Wenn ich jetzt einen Rückzieher mache hat das alles nie ein Ende. Also schritt ich an ihm vorbei, Richtung Tür. Als ich gerade die Türklinke nach unten drücken wollte, wurde ich zurück gerissen. Mein Körper schwebte für ein paar Sekunden in der Luft, ehe ich unsanft auf dem Bett landete. Über mir beugte Bill, die Hand um meinen Hals und mit geflätschten Zähnen.
"Wie du willst, nur dann muss ich Tom recht geben."
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Schwarzer Engel
غموض / إثارةTony ist es gewohnt, keine Freunde mehr zu haben. Doch als sie mit ihrem Vater auf's Dorf zieht, ändert sich das schlagartig. Sie lernt die Zwillinge Bill und Tom kennen. Doch die beiden haben ein Geheimnis. Es fällt ihnen schwer sich von Tony fernz...