Viele Kerzen brannten in diesem Zimmer, große und kleine. In der Mitte des Saales stand ein großer Tisch mit drei Stühlen und einer roten Tischdecke. An der linken Seite waren wieder diese riesen Fenster mit den schweren Vorhängen. Generell ware dieser Saal sehr dunkel, bis auf die Kerzen natürlich. Doch als ich zur anderen Seite sah, gefror mir das Blut in den Adern. Dort stand ein Stuhl der aussah wie ein Thron, doch er war nicht "normal". Dieser Stuhl oder Thron, oder was das auch war, war voll geschmiert mit getrocknetem Blut. Ich spürte zwei Hände, die meine Schultern packten und unsanft zum Stuhl drückten.
"Nein, da setze ich mich drauf!", rief ich und versuchtete mich gegen Toms Griff zu wehren.
Er schob mich immer weiter in die Richtung des Stuhls und mit jedem Schritt, fühlte es sich an als würde ich der Hölle näher kommen. Vor dem Stuhl hielt er an, drehte mich zu sich um und sah mir in die Augen. Seine Augen waren blutrot, so habe ich sie noch nie gesehen.
"Noch irgendwelche Worte, bevor du für immer unseres bist?", fragte er mit dumpfer Stimme.
Panik, wie ich sie noch nie gefühlt habe, strömte durch meinen Körper und betäubte in nur wenigen Sekunden meine Sinne. Meine Beine knickten weg und schon saß ich auf diesem Blutstuhl. Sofort nahm Tom meine Hände und band sie an beiden Seiten, des Stuhles fest. Ich bereue es so, dass ich mit ihnen mitgegangen bin. Aber nun war es für alles zu spät. Wie gelähmt saß ich auf dem Stuhl und starrte vor mich hin. Ich konnte nicht mehr richtig denken, konnte nur noch die Umgebung um mich rum wahrnehmen. Es war kalt, wie überall in diesem Haus.
"Fang an...", murmelte Bill und reichte Tom ein Glas.
Obwohl ich nicht darauf achten wollte, tat ich es, denn das Glas sah sehr sonderbar aus. Es war eine Art Krug mit silbernen Verziehrungen und kleinen roten Steinen. Plötzlich ertönte eine Art Glockenschlag. Ich schaute um mich rum und entdeckte eine Uhr. Sie zeigte zwölf Uhr Mitternacht an. Bill und Tom stellten sich beide mit ihren Gläsein neben mich. Tom zog aus seiner Jackentasche ein Messer, reichte Bill sein Glas und zog sich dann den Ärmel hoch. Er schnitt sich tief in seinen Arm und sofort kam Blut raus. Dann nahm er sein Glas wieder und hielt es unter die Wunde, so dass das Blut hinein laufen konnte. Das machte er solange bis das Glas ungefähr eindrittel voll war, und dann füllte er sein Blut auch zu eindrittel in Bills Glas. Schließlich gab Bill seinem Bruder sein Glas, zog auch seinen Ärmel hoch und fuhr mit dem Messer genau die selber gerade Linie über den Arm. Er wiederholte das bei beiden Gläsern, so dass jetzt beide weiter, aber nicht komplett gefüllt waren. Ängstlich beobachtete ich das Geschehen.
"Das kann ja was werden.", meinte Bill und reichte Tom das Messer.
Der seuftzte, stellte sein Glas auf den Tisch ab und kam dann auf mich zu. Oh nein, das will er doch jetzt nicht bei mir machen, oder? Er nahm meine Hand und band sie von den Fesseln frei. Dabei tropfte etwas von seinem Blut auf mein Kleid, was ihn aber nicht störte. Mit festem Griff hielt er meine Hand und mit der anderen setzte er dann, mit dem Messer, auf meinem Arm an. Ich schrie auf, als das nasse und kalte Metal meine Haut durchschnitt. Es brannte höllisch. In meinen Augen bildeten sich Tränen. Immer wieder schrie auf, obwohl das Messer gar nicht mehr da war.
"Das die immer alle schreien.", sagte Tom, während er mein Blut ebenfalls in die Gläser laufen ließ.
Ich spürte Bills Blick auf mir ruhen, traute mich aber nicht zu ihm zuschauen. Die Wunde schmerzte nur noch und ich konnte einfach nicht mehr, ich hatte keinen Überlebens Willen mehr, ich wollte sterben! Wieso mache die das?
"Bill, gleich haben wir sie!", freute sich Tom und so das Gemisch aus unserem Blut an.
Alleine bei dem Hinblick wurde mir schlecht. Als ob das nicht schon genung wäre, wischte Tom einmal mit dem Finger über seine Wunde und leckte sich danach den Finger ab. Bill tat es ihm gleich. Meine Hand war nun wieder an den Stuhl gefesselt und ich konnte nichts mehr tun.
"Zum Wohl.", sagte Bill, stieß mit Tom an und setzte dann das Glas an seine Lippen.
Beide tranken, das Glas mit einem Zug leer und wischten sich danach den Mund ab. Ihre Augen leuchteten förmlich, als die Flüssigkeit ihre Kehle runter ran. Sie atmeten schwer und sahen sich gegenseitig an. Es ist noch nicht vorbei, dachte ich und so war es auch. Blitzschnell drehten sie sich zu mir um und sahen mich an. Ihre Blicke durchbohrten mich. Bill kam auf mich zu und riss die Fesseln los. Sofort sprang ich auf und rannte zur Tür. Tatsächlich schaffte ich es, und ich hörte nur ein lachen, als ich diesen Saal verließ. Verschwitz durch die Angst, klebten meine Haare an meinem Nacken. Ich konnte wirklich nicht mehr denken und wollte einfach nur noch weg. Ich rannte den entlos langen dunkelen Flur entlang. Es fühlte sich an als hätte es kein Ende.
"Wo wollen wir den hin?" Ich rannte genau in Bill, der plötzlich vor mir stand.
Schwer atment drehte ich mich um und wollte zurück laufen, doch da stand Tom. Beide grinsten als gäbe es keinen Morgen. Panisch drehte ich mich immer wieder um, doch es gab keinen Ausweg. Bill packte meinen Hals, drückte mich an die Wand und sah mich aus seinen roten Augen an. Er leckte sich über die Lippen und dann spürte ich nur noch diesen Schmerz. Diesen Schmerz der sich durch jede Zelle meines Körpers frass. Ich schrie, ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Ich spürte seine Zähne an meinem Hals, die sich tief in mein Fleisch bohrten.
"Tony, entspann dich, dann tut es weniger weh.", flüsterte Tom ganz nah an meinem Ohr.
Ist das sein Ernst? Auf einmal wurde der Schmerz weniger. Bill löste sich von mir, taumelte zur anderen Wand und schaute mit verschleierten Augen zu mir. Doch mein "Glück" hielt nicht lange an. Tom stellte sich vor mich und sah mich ebenfalls aus hungrigen Augen an. Ehe ich schalten konnte, war dieser unerträgliche Schmerz wieder da. Ich spürte seine Zähne, die mich fast in den Wahnsinn trieben vor Schmerz. Immer wieder schrie ich, als er mehr saugte.
"Tom, das reicht.", sagte Bill.
"Tom, hör auf!"
"Tom!"
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Schwarzer Engel
Mystery / ThrillerTony ist es gewohnt, keine Freunde mehr zu haben. Doch als sie mit ihrem Vater auf's Dorf zieht, ändert sich das schlagartig. Sie lernt die Zwillinge Bill und Tom kennen. Doch die beiden haben ein Geheimnis. Es fällt ihnen schwer sich von Tony fernz...