Schwarzer Engel

𝚆𝚊𝚑𝚛𝚑𝚎𝚒𝚝 𝚍𝚎𝚜 𝚃𝚘𝚍𝚎𝚜

Ich ging an ihnen vorbei in das Zimmer. Es war stockdunkel, bis auf das Licht welches vom Fernsehr kam. Hinter mir schloss Bill die Tür und quetschte sich dann an mir vorbei.

"Also...", forderte ich sie auf.

"Willst du dich nicht erstmal hinsetzten?", fragte Bill leise.

Ich schnaufte, blieb aber da stehen wo ich stand. Die Zwillinge ließen sich beide auf das rote Sofa fallen und schaute für einige Zeit in der Gegend rum. Ich verdrehte die Augen und räusperte mich. Bill drehte den Kopf in meine Richtung. Tom verschränkte die Arme vor der Brust und rutschte dann noch ein bisschen weiter in das Polster. Langsam wurde ich echt ungeduldig.

"Ähm...also...ach Mann Tom, ich weiß nicht wo ich Anfangen soll.", jammerte Bill und sah seinen Bruder hilflos an.

"Bill, wenn du den Scheiß in deine Tagebücher schreiben kannst, dann kannst du es ihr auch erzählen.", meinte Tom.

Abwechselnd schaute ich die beiden an. Ist es so schwer, etwas zu erzählen, was sich anscheinden vor 14 Jahren zugetragen hat? Ich denke nicht. Auf einmal stand Tom neben mir, schlich sich ganz nah an mir vorbei und schaltete dann ein Licht an. Als er sich wieder umdrehte und zurück zum Sofa ging, beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel, doch bevor ich auch sehen konnte, wie sein Blick war, saß er auch schon wieder auf dem Sofa.

"Okay, also vor 17 Jahren hat unser Vater eine Frau kennengelernt. Wir hatten damals nicht so viel Kontakt zu ihm, deshalb kann ich dir nicht genau sagen, wie sie sich kennengelernt haben. Nun ja, diese Frau, deine Mutter, war aber mit deinem Vater verheiratet. Das war unserem Vater aber egal und dann hatten die beiden eine Affäre. Unser Vater wusste aber damals nicht, dass Hannah eine Tochter hat. Nämlich dich! Fast drei Jahre ging diese Affäre und du wurdest auch immer älter. Eines Tages ist unser Vater dann als Überraschung zu Hannah gefahren. Ups und wer war da? Du! Er hat dich gesehen wie du in der Küche saßt und mit diesem Stab gespielt hast." Er machte eine Pause und sah Tom erwartungsvoll an.

Tom erzählte weiter.

"Unser Vater fand das ziemlich scheiße, dass Hannah fast drei Jahre eine Tochter hatte und er davon nichts wusste. Er hasste Kinder, deswegen sind wir ja auch Vampire, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls ist er halt total ausgerastet und hat rumgeschrien. Er wollte dich nicht sehen und hat gedroht, dass er dich auch zum Vampir macht. Unser Vater war ein Vampir was Hannah aber nicht wusste. Tja und Hannah war eine Hexe, was unser Vater nicht wusste. Also hat-" Ich unterbrach Tom indem ich meine Hand hob.

"Du willst mir allen Ernstes sagen, meine Mutter war eine Hexe?"

Wie soll meine Mutter eine Hexe gewesen sein? Ich kann mich da garnicht dran erinnern.

"Du kannst dich daran auch nicht erinnern, deine Mutter hat es vor dir versteckt.", sagte Bill.

Wütend sah ich ihn an. Dauernd laß er meine Gedanken, es nervt langsam.

"Lass mich weiter erzählen", meckerte Tom, "Unser Vater war halt richtig sauer deswegen, kann ich zwar nicht verstehen, aber ja. Er wollte halt, dass du stirbst und hat Hannah gesagt, Hannah soll dich umbringen. Komischerweise hat Hannah aber schon vorhher rausgefunden, dass Bill und ich die Kinder von ihm waren. Das hat unser Vater auch vor ihr verheimlicht. Hannah sprach einen Zauber über Bill und mich. Wir sollten am achten Vollmond in diesem Jahr die letzten Personen sein, die du siehst. Wir müssen dich in vier Wochen umbringen Tony, anstonsten sind wir Tot. Ansonsten sterben wir einen Qualvollen Tot. Wir werden innerlich verbrennen und das für ganze 24 Stunden, bis wir irgendwann zu Asche verfallen und für immer fort sind."

Mir stockte der Atem, war das wirklich wahr? Ängstlich schaute ich ihm in die Augen.

"Was ist aus ihnen geworden?", fragte ich.

"Unser Vater hat uns wohl doch sehr gemocht, denn er sagte er würde sich einen Pfahl ins Herz rammen, wenn wir nicht erlöst werden. WIr hätten mir ihrer Tochter nichts am Hut. Leider lässt sich ein so großer Zauber nun mal nicht lösen, somal es auch ein Fluch ist. Hannah aber wollte nicht, dass unser Vater sich umbringt. Also was haben sie gemacht. Sie haben sich beide umgebracht. Zuerst brachte unser Vater Hannah um und danach sich selbst. Jetzt liegen sie in einer alten Gruft hinten irgendwo im Wald."

"Und wieso das ganze?" Ich war den Tränen nah.

"Naja, beide waren eifersüchtig auf einander. Unser Vater, weil Hannah eine Tochter hatte und Hannah, weil unser Vater auf dich eifersüchtig war. Eigentlich hat das ganze keinen Erkennbaren Sinn, außer das es sich hier bei um die größte Eifersucht der Welt handelt.", sagte nun Bill.

"Also hat meine...Hannah, mich selber verflucht. Und wenn ihr mich nicht umbringt...dannsterbt ihr einen qualvollen Tot. Wieso hat Hannah mich nicht einfach sofort umgebracht?" Ich sah in Bills Augen, dass er erschrocken darüber war, dass ich meine eigene Mutter bei ihrem Namen nannte.

"Ich würde dir das ungern erzählen.", nuschelte Bill und sah betreten zu Boden.

Ich ahnte nichts gutes, aber vielleicht liebte sie mich auch einfach zu sehr, dass sie es nicht übers Herz bringen konnte. Ich schniffte. Ich wollte es nicht ausprechen und ich wusste, dass Bill Gedanken lesen kann: Bitte sag es mir.

"Okay, aber bitte...bleib ruhig okay?...Deine Mutter sagte, und ich zittiere: "Wenn Tony das einzige ist was unsere Liebe auseinander hält, dann kann ich sie nicht umbringen. Ich könnte es nicht ertragen, mein ganzen Leben mit dem Gewissen rumzulaufen, dass nur ich dieses Problem beseitigen konnte. Ich werde nicht mein ganzes Leben mit Blut an den Händen rumlaufen, von der, die es nicht wert war. Sie bedeutet...mir doch gar nichts, ich liebe nur dich.", flüsterte Bill, immer noch den Blick auf den Boden gerichtet.

Meine ganze Welt brach gerade zusammen. Alles Sinne meines gesamten Leben wurden ausgelöscht, selbst die Hoffung meine Mutter irgendwann wieder zu sehen, verschwand. Wie ein Geist stand ich da, keine Anspannung, keine Regung. Ich bin es die nie von jemanden geliebt wird, von meiner Mutter nicht, von meinen Vater nicht einfach von niemanden. Meine Mutter konnte mich nicht umbringen, ich wäre es ihr nicht wert gewesen.
Das Buch fiel mir aus der Hand und landete auf dem Boden. Es fühlte sich an, als würde mein eh schon gebrochenes Herz, in tausend Teile zersplittern. Alles passte nicht mehr ins Bild, alle Vorstellungen und Träume verschwanden.

Und dann kam es, meine Beine gaben nach und ich sakte auf den Boden. Es fühlte sich an wie Minuten, waren aber nur Sekunden. Ich wurde panisch, ich konnte nichts mehr hören, mein Herz raste und in meiner Lunge war kaum noch Luft. Doch die letzte Luft brauchte ich jetzt. Eine einzelne Träne kullerte über meine Wange. Ich schrie, ich schrie und weinter gleichzeitig. Ich konnte nicht mehr, ich war am Ende. Es war ein Albtraum. Ich schrie, ich schrie und schluchzte. Und dann waren Bill und Tom neben mir.

"Tony!", hörte ich dumpf Bills Stimme.

Immer noch schrie ich. Das durfte alles nicht war sein. Ununterbrochen liefen die Tränen über mein Gesicht.

"Tony, deine Mutter ist Tot. Sie kann dir nichts mehr tun. Das Monster ist weg.", flüsterte Bill und drückte mich gegen sich.

Mein Kopf war leer und mein Herz schwarz.