𝙳𝚊𝚜 𝙱𝚎𝚜𝚝𝚎 𝚒𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙻𝚎𝚋𝚎𝚗

279 15 3
                                    

Ich war in seinen Armen und weinte. Dieser Brief...wie konnte ein Mensch nur so etwas schreiben. Wie konnte so jemand meine Mutter sein? Tom hatte das Zimmer verlassen und ich war mit Bill alleine. Er hielt mich fest, denn sonst würde ich vermutlich zusammenbrechen. Seine kalten Arme lagen um meine Hüfte und mein Kopf in seiner Halsbeuge.

"Tony, wieso bist du dahin?", fragte er.

"Ich ich wol lte memeine Mut ter sehhhen!", schluchzte ich.

Er strich mir über meine blonden Haare. Ich krallte mich mehr an ihn, ohne, dass die Tränen aufhörten. Mein Herz schlug langsam, weil ich kaum Luft bekam. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel geweint, wie in diesen Tagen. Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr.

"Bill! Bitte, ich will nicht mehr. Ich kann das nicht mehr, mit diesem Gewissen. Bitte, bring mich um!", sagte ich.

Abrupt löste er sich von mir. Er packte mich an den Schultern und sah mich streng an.

"Ich werde dich nicht umbringen! Wann verstehst du das endlich? Du bist so egoistisch!", sagte er.

"Wieso!", schrie ich, "wieso lässt du mich nicht einfach das machen was ich will. Ich ertrage das nicht mehr, Bill!"

"Denkt doch nicht an dich. Tony, denk nicht an dich.", flüsterte er.

"Wieso? Sag mir einen Grund warum ich nicht sterben sollte! Wegen wem sollte ich weiter leben? Wem bedeute ich was?"

"Wegen mir verdammt!", brüllte Bill.

Ich wich einen Schritt von ihm weg. Dort stand er, schwer atmend und mit betrübtem Blick.

"Wegen dir?", wisperte ich.

"Mann Tony, so blöd bist auch nur du. Ja, wegen mir. Ich will nicht, dass du stirbst. In den gesamten 197 Jahren auf dieser Welt, habe ich noch nie eine Person, wie dich getroffen. Von der ersten Sekunde an, wusste ich, dass ich dich nicht umbringen kann. Du bist so verletzlich und süß. Du siehst in jedem das gute, auch wenn es gar nicht da ist. Du wurdest so oft verletzt, dass es mich selber kränkt. Bitte, ich will nicht das du stirbst. Ich habe dir versucht zu zeigen, wie viel du mir bedeutest, aber als Vampir ist das nicht so einfach. Denk an mich, ich brauche dich, denn...ich...ich liebe dich Tony."

Ich sah ihn an. Er sah mich an. Mein Herz klopfte. Er atmete. Mein Kopf schaltete sich ab.

Ich stürmte auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Sofort erwiderte er den Kuss. Ich schloss meine Augen und drückte mich enger gegen ihn. Seine kalten Lippen schmiegten sich gegen meine. Es fühlte sich an, als würde ein Feuerwerk in meinem Bauch. Nie wollte ich es zugeben, doch ich hatte mich in ihn verliebt. Das hier war schönste, in meinem ganzen Leben. Er ganz nah bei mir, seine Lippen auf meinen. Seine Arme langen auf meiner Talie und er zog mich enger zu sich, wenn das überhaupt noch ging. Dann löste er sich von mir. Er sah mir in die Augen und lehnte seine Stirn gegen meine.

"Wow...", flüsterte er.

Ich lächelte.

"Ich liebe dich auch.", sagte ich nur.

Unser Atem wurde wieder ruhiger, doch ich dachte gar nicht daran meine Arme von seinem Hals zu lösen.

"So ganz plötzlich oder schon voher?", fragte er grinsend.

"Schon voher, du Idiot!", lachte ich und schlug ihm freundschaftlich gegen die Schulter.

Er legte eine Hand auf meine Wange und mit der anderen strich er mir eine Haarsträhne hinter's Ohr. Trotz das seine Hände so kalt waren, war es das schönste Gefühl. Vorsichtig legte er seine Lippen wieder auf meine. Sofort verlor ich mich in ihnen. Bitte lass das hier niemals enden, dachte ich.

"Das muss es auch nicht.", sagte Bill.

"Wie kann man sich so glücklich fühlen, obwohl man am Boden ist?", fragte ich ihn und strich dabei Gedankenverloren seine Haare zurück.

"Keine Ahnung...", meinte er.

Ich legte meinen Kopf gegen seine Brust. Alles was Tom mir jemals über Bill gesagt, warf ich zurück. Was zählte, war das hier und jetzt. Ich liebte ihn und er mich. Das schönste in meinem ganzen Leben. Nie wagte ich mich, auch nur daran zu denken, dass er mich ebenfalls lieben könnte. Zwar könnte er mich jetzt auch wieder perfekt verarschen, aber ich wusste, ich spürte einfach, dass er es ernst meinte.

"Bill?"

"Ja?"

"Müssen wir es auch Tom sagen?"

"Mhm, ich glaube, er weiß es schon. Aber wenn du willst, sagen wir es ihm. Er wird es verstehen, schließlich ist er mein Bruder."

Jetzt war ich beruhigt. Bei Tom war ich mir am Anfang, ganz und gar nicht sicher, doch was er heute für mich getan hat...das werde ich nie vergessen.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir hier standen, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als plötzlich die Tür aufging und Tom reinkam. Schnell löste ich mich von Bill und stellte mich neben ihn. Toms Blick huschte zwischen uns hin und her. Dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen.

"Schon mal was von anklopfen gehört, großer Bruder?", fragte Bill genervt.

Tom grinste immer noch.

"Ihr zwei?", wollte er wissen und zeigte mit dem Finger auf uns.

"Was ist mit uns?" Bill sah seinen Bruder fragend an.

"Ich wusste es. Ich habe es von Anfang an gewusst. Ihr werdet das süßeste Paar des Jahrhunderts. Oh Mann Bill, ich freue mich so für dich!", rief Tom.

Wie ein kleines Kind sprang er zu Bill umarmte ihn und dann mich und hüpfte dann aus dem Zimmer.

"Ist er immer so?"

"Eigentlich nicht....", antwortete Bill.

Kurz blieben wir noch etwas verwirrt stehen, dann rühten wir uns. Ich hatte gerade keine Lust mehr zum Reden. Also dachte ich einfach, was ich sagen wollte. Bill würde mich so wie so verstehen. Na ja, zum Glück wusste Tom es jetzt. Bill lächelte. Also hatte er verstanden.

"Du weißt gar nicht wie glücklich ich gerade bin.", flüsterte Bill.

Ich antwortete nicht, sondern küsste ihn wieder. Diesmal war der Kuss entensiver. Er war fordernd und doch weich. Aufeinmal spürte ich seine Zunge, die über meine Unterlippe strich. Erst zögerte ich, doch dann gewährte ich ihm Einlass. Plötzlich hob er mich hoch und wie von selbst, schlang ich meine Beine um ihn. Er trug mich zum Bett ohne den Kuss zu unterbrechen. Dort ließ er mich runter und legte sich dann neben mich. Bill zog mich in seine Arme und aufeinmal fühlte ich mich echt erschöpft. Langsam fielen mir die Augen zu.

"Tony, ich liebe dich.", sagte Bill und küsste mich dann wieder.

Schwarzer EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt