𝙼𝚊𝚖𝚊

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Es war der nächste Tag und ich war die ganze Nacht wach und habe einfach nachgedacht. Bill lag auch die ganze Zeit bei mir und hat ebenfalls seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Es kam mir wirklich langsam vor, als wäre ich tod. Ich hatte keinen hunger, keinen durst, spürte einfach nichts-ganz klar: TOT. Sehr oft habe ich in diesen Stunden darüber nachgedacht, mich selber umzubringen, doch jedes Mal bei dem Gedanken, dachte ich an die Zwillinge. Sie würden dann auch sterben...quall voll...und das wollte ich nicht. Ich werde es ja wohl noch ein paar Wochen aushalten.

"Ich muss noch was erledigen.", hob Bill seit Stunden das erste Mal die Stimme.

Er stand auf und steuerte auf die Tür zu. Bevor er diese öffnete, drehte er sich noch mal zu mir. Seine mittlerweile wieder roten Augen, fixierten mich genau. Sah ich da bedauern hinter seinen Mauern? Schnell schüttelte ich diesen Gedanken beiseite.

"Bitte...bringe dich nicht um. Denkt nicht dabei an uns, sonder was ich die gesagt habe. Es gibt durchaus welche die lieber für dich sterben würden. Es gibt welche die dich lieben. Okay kleines?", sagte er und verschwand dann im dunkelem Flur.

Ich richtete mich auf und schaute zur Tür, wo er gerade noch stand. Wer? Wer sollte mich lieben? Oder ich war einfach nur mal wieder zu dumm um irgendwas zu merken. Langsam stand ich auch vom Bett auf und schlurfte zu dem großen Spiegel. Da immer noch die kleine Lampe brannte und die Vorhänge zu waren, riss mit voller Kraft einen zur Seite. Sofort kniff ich die Augen zusammen. Draußen war es heller Tag und die Sonne schien. Die Wiese vor dem Haus blühte wunderschön grün und der Himmel war wolkenlos. Nun schaute ich mich im Spiegel an. Fast erschrack vor mir selbst. Unter meinen Augen waren tiefe Schatten und meine Haaren sahen auch mal besser aus.

"Wie geht's dir?", fragte Tom, der plötzlich neben mir stand.

Ich erschrack, doch dann sah ich durch den Spiegel seinen besorgten Blick. Seine sonst immer roten Augen, waren seit langem wieder braun und voller besorgniss. Er trug keine Cap, nur eine Art Tuch um seine Dreads.

"Es geht schon, ich spüre einfach nichts.", antwortete ich.

Er nickte, hob seine Hand, zögerte kurz undlegte sie dann schließlich auf meine Schulter. Ich faste einen Entschluss. Darüber dachtete ich schon die ganze Zeit nach. Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn an.

"Tom, du hast gestern gesagt, Hannah sei in einer Gruft im Wald hinterm Haus..."

Wieder nickte er.

"Kannst du mich dahin führen?", fragte ich dann.

Seine Augen weiteten sich.

"Wieso? Tony, deine Mutter war eine Hexe, sie ist tot und jetzt willst du sie sehen?", wollte er wissen.

Ja, ich fand die Idee doch auch verrückt, aber ich muss damit abschließen können. So was kann ich nur, wenn ich sie noch mal sehe. Wird er das verstehen?

"Bitte Tom...", flüsterte ich und war wieder den Tränen nah.

"Hey hey, kleines hör auf zu weinen. Alles gut, wir gehen dahin.", sagte er und zog mich in seine Arme.

Es war kalt und doch so herzlich, diese Geste. Ich legte meine Arme um seinen Rücken und schmiegte mich an ihn. Leise rollten die Tränen über meine Wangen und landeten auf Toms Shirt. Ich schluchzte nicht, die Tränen liefen einfach. Kurz blieben wir so stehen, dann beweckte Tom sich.

"Dann komm mit.", meinte er, nahm meine Hand und führte mich nach unten.

Unten im Flur, zog er sich seine Schuhe an. Meine Schuhe standen daneben und ich schlüpfte ebenfalls rein. Wieder nahm er meine Hand und zusammen gingen wir durch die Haustür nach draußen. Warme Sommerluft strömte mir ins Gesicht und ich atmete tief ein. Es kam mir vor, als wäre ich Jahre lang in einer Gruft eingesperrt.

"Willst du laufen, oder schnell da sein?", fragte er, als er gerade die Tür geschlossen hatte.

Bevor ich antwortete schaute ich mich erstmal um. Das Haus sah von draußen aus, wie eine Burg. Dunkel und gruselig. Es war gar nicht, das Haus in dem sie mich reingeführt hatten. Hah, hier wäre ich auch nicht freiwillig reingegangen. Die Wiese führte einmal um das Haus herum und endete an einem Weizenfeld, auf der anderen Seite war der Wald. Grüne Bäume und doch irgendwie nicht gemütlich.

"Schnell...aber wie?", antwortete ich schließlich.

Ein schiefes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Er packte meine Hand kräftiger und sagte: "Oh...du musst noch einiges über Vampire lernen."

Plötzlich drehte sich alles, es wurde kalt, ein Wind kam auf und dann standen wir im Wald. Ich taumelte ein paar Schritte, musst aber doch in Toms Lachen mit einstimmen. Um mich herum waren nurBäume, einfach nur Bäume, doch ganz schwach konnte man in den dicken Stämmen, einen Betonblock erkennen.

"Da drüben...", sagte Tom und deutete auf den Block.

Vorsichtig lief ich über den Waldboden dort hin und blieb dann vor einer Gittertür stehen. Über dieser Tür war ein Bogen auf dem stand: "Ewige Ruhe zweier Liebenden". Es schüttelte mich, sehr...komisch. Kurz schaute ich zurück zu Tom, der nun etwas näher an der Gruft stand. Er nickte und dann öffnete ich das Gitter. Es quitschte, als ich es immer weiter über den Boden nach hinten schob. Im Inneren der kleinen Gruft gab es nur zwei Fenster, die mit bunten Gläsern geschmückt waren. Langsam schritt ich über den Steinernen Boden.

"Die sind in dem Sarg da drüben." Ich schrie auf.

"Hör auf mich immer so zu erschrecken!", rief ich.

Er lachte nur, doch ich fand jetzt in diesem Moment weniger lustig. Also ging ich zu dem Sarg und begutachtete den Deckel. Es war ein sehr breiter Sarg und oben stand was eingraviert: "Liebe stirb nie, wir sterben zusammen für unsere Unendlichkeit. Und wenn ich auf der anderen Seite bin, werde ich auf dich warten um dich in meine Arme zu schließen". Schon wieder so was komisches, ich dachte er hasste Hannah.

"Ich glaube, sie hätte dich nicht umgebracht. Deswegen müssen wir es ja auch machen.", meinte Tom.

"Sehr aufmunternt!", sagte ich ironisch.

Ich schob den Deckel mit voller Kraft zur Seite. Unter mir erhoben sich zwei Gestalten. Erschrocken wich ich zurück. Der Mann war in Ketten gelegt und mit einem Phal durchs Herz lag er neben einer Frau mit blonden Haaren. Ihre Gesichter waren grau und voll mit schwarzen Adern. Ihre Augen waren geschlossen und die Hände der beiden in einandern verschränkt.

"Deine Mutter und mein Vater haben es nicht anders verdient. Sie waren Monster...", flüsterte Tom.

In meinen AUgen sammelten sich wieder Tränen. Plötzlich entdeckte ich ein kleines Stück Papier in der anderen Hand von Hannah. Fragend sah ich Tom an und er nickte. Mit zitternden Händen nahm ich es und faltete es aus einander.

"Ich weiß, dass du es bist Tony. Ich weiß, dass du es bist die das hier gerade liest. Vielleicht denkst du jetzt, ich will mich bei dir entschuldigen. Die Zwillinge konnten es also nicht für sich behalten. Nein Tony! Ich verfluche dich. Du hast mir mein Leben und meine Liebe genommen! Ich hoffe du stribst einen qualvollen Tot. Liebe Grüße, wir sehen uns wenn du Tot bist."

Ich ließ den Zettel aus meine Hand fallen. Wie kalt kann ein Mensch sein? Diesmal konnte ich es auch nicht zurück halten, ich fing einfach an zu weinen. Ich dachte, ich hatte keinen Tränen mehr aber für so etwas gab es immer was. Meine Knie sackten schon fast weg, doch Tom fing mich auf. Es wurde kalt, Wind kam auf und dann waren wir wieder in Bills Zimmer. Vor mir stand Bill und ich fiel ihn um den Hals.

Schwarzer EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt