Eine Woche später...
Draußen regnete es, es war Abends und der Himmel von dunklen Wolken verhangen. Ich lag auf Bill's Bauch, schaute zum Fenster und dachte nach, während er ein Buch las. Am Anfang fand ich es komisch, dass ich sein Herz nicht spürte, aber jetzt hatte ich mich daran gewöhnt. Bill und Tom hatten vorhin einen Streit, ich wusste nur nicht, worum es ging. Alles was ich gehört haben, war mein Name und, dass ich alles kaputt machen würde. Als Bill dann wütend wieder ins Zimmer kam, traute ich mich auch nicht zu fragen. Er schloss mich einfach in seine Arme und hielt mich fest, ganz lange und sanft. Natürlich wollte ich wissen, über was die beiden gestritten haben, doch das würde ihm nicht gefallen. Außerdem war er in letzter Zeit so lieb und fürsorglich, dass es schon weh tat ihn so zu sehen. Jedoch hatte Bill mich dann auf's Bett gezogen und da hatte ich es dann auch wieder vergessen. Bei ihm vergaß ich alles und das war auch gut so. Manchmal denke ich immer noch darüber nach, wie er mir den größten Schmerz, als auch das größte Glück bereiten konnte.
„Hast du das Armband, was ich dir am letzten Schultag gegeben haben, eigentlich noch?", fragte er plötzlich.
Ich hob leicht meinen Kopf um ihn anzusehen.
„Habe es die ganze Zeit um.", antwortete ich und hielt ihm meinen Arm hin, wo das kleine, silberne Band hing.
Bill nahm meine Hand vorsichtig in seine und begutachtete es. Sein Augen glitten schnell über alle Details und landeten schließlich auf meinem Gesicht.
"Ich zeige dir mal was."
Er stand vom Bett auf, wobei ich einfach zur Seite rollte und mich dann aufsetzte. Seine Beine trugen ihn einmal quer durch's Zimmer und hielten am seinen Schminktisch. Kurz kramte er darauf herum, nahm etwas in die Hand und kam wieder zu mir. Als er sich neben mich gesetzt hatte, hielt er mir etwas hin. Vorsichtig nahm ich es und erkannte es sofort. Am ersten Tag hier habe ich es bereits auf seinem Tisch gesehen. Das schwarze Armband mit den roten Steinen, die das Wort „Sunlight" bildeten.
„Das ist das Gegenstück von deinem. Immer wenn die Armbänder in einer Nähe sind, leuchten die kleinen Steine darauf. Die Entfernung geht über 100 Meter.", erklärte er.
Erstaunt musterte ich die beiden Bänder und stellte fest, dass ich beide sehr schön fand.
„Warum hast du es mir an dem Tag gegeben?", fragte ich.
Erst antwortete er nicht, sondern holte tief Luft, legte seine Hand auf meine und blickte dabei auf den Boden.
„Tony... das gehörte zu unserem Plan. Ich hatte das andere immer um, wenn wir vor deinem Haus etwas abgelegt haben, damit wir wissen, ob du auch wirklich zu Hause bist. Ansonsten hätte das Geklingel ja überhaupt nichts gebracht."
Meine Kehle schnürte sich zusammen, als die Erinnerungen wieder kamen. Mir wurde wieder schmerzlich bewusst, dass es immer noch sie waren, die mir das angetan hatten. Mein Blick wurde wieder trüber und Bill bemerkte das. Mit seinen kalten Fingern, hob er meinen Kopf.
„Hey, alles ist gut, okay? Das ist Vergangenheit und ich finde, wir können die Armbänder doch für viel schönere Zwecke benutzen. Wenn wir beide sie tragen, dann ist das ein Zeichen unserer Liebe.", sagte er leise.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich beugte mich ein bisschen vor und gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Sofort fing mein Bauch an zu kribbeln und ich löste mich wieder von ihm. Er lächelte mich an und ich lächelte zurück. Das Armband legte ich ebenfalls um sein Handgelenk und hielt es dann neben meins.
„Das ist schön...", murmelte ich zufrieden.
„Finde ich auch.", gab er zurück.
Ich lehnte mich zu ihm und er legte seinen Arm um mich. Sofort fühlte ich mich wohl, seine Nähe... einfach alles. Wie wir hier saßen, jagte alte Erinnerungen durch meinen Kopf. Das erste mal in seinem Zimmer, die Texte auf seinem Schreibtisch un dieses Buch auf seinem Nachtisch. Das Buch... da war doch was. Ich löste mich wieder von ihm, krabbelte auf die andere Seite des Bettes, öffnete die Schublade vom Nachtisch und fand was ich suchte.
„Was machst du da?", wollte Bill wissen.
Ebenfalls krabbelte er zu mir und entdeckte so, was ich gesucht hatte. Interessiert blätterte ich durch die Seiten nach hinten. Da war sie. Die Zeichnung, mit... mir. Ich erkannte es jetzt richtig das ich das war.
„Warum bin das ich?"
Stille.
„Bill?"
„Weil du mir gefallen hast. Ich fand es süß, wie du da lagst... auf meinem Bett und völlig ahnungslos. Ich zeichne gerne und dich habe ich schon sehr oft gezeichnet.", sagte er schließlich leise.
„Du hast noch mehr davon?"
Er nickte und drehte sich dann auf den Rücken. Währenddessen las ich mir den Text darunter durch. Ich musste ein wenig grinsen und entschied mich, ihn laut zu lesen.
„Wie sie da liegt ist einfach unbeschreiblich. Ihr langes, blondes Haar, ihre süßen Sommersprossen und das makellose Gesicht. Wie Schneewittchen, nur echt. Sie ist kein Märchen, sie ist Real. Real für mich, real für die Welt und real zum sterben. Sie ist so verletzlich und Bildschön, wie der Mond in der Nacht. Sie wird niemals zu Ende gehen, denn sie ist bei mir. Bei mir für immer, bis in den Tot und die unendliche leere meines Herzens."
Bei dem letzten Satz versagte meine Stimme. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals herunter und spürte schon, wie meine Augen feucht und meine Wangen heiß wurden. Eine Träne rollte über meine Wange. Bill's Daumen strich sie weg und ich merkte wie er wieder vor mir saß. Er nahm meine Hand in seine und hielt sie fest.
„Nicht weinen, Tony. Bitte nicht, mach es mir nicht schwerer als es ohnehin schon ist.", flüsterte er.
Ich wollte was sagen, konnte aber nicht. Alles fühlte sich jetzt wieder so leer an, als noch vor ein paar Minuten. Die Worte, die Taten und die Texte, alles löste in mir ein Chaos aus. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich so viele Emotionen und Gefühle habe.
„Wir finden eine Lösung. Ich verspreche s dir, meine Engel", meinte er.
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Schwarzer Engel
Misterio / SuspensoTony ist es gewohnt, keine Freunde mehr zu haben. Doch als sie mit ihrem Vater auf's Dorf zieht, ändert sich das schlagartig. Sie lernt die Zwillinge Bill und Tom kennen. Doch die beiden haben ein Geheimnis. Es fällt ihnen schwer sich von Tony fernz...