Ich stand vor der Eingangstür unseres neuen Hauses. Eigentlich ist es ja ganz schön so, aber auf dem Dorf? So etwas kann ich überhaupt nicht leiden. Aber es muss ein. Das war zwar nicht so groß wie ich es gewohnt war, aber für Papa und mich reichte es. Unser vollgelandenes Auto fuhr in die Einfahrt. Papa stieg aus und schaute sich erst mal um.
"So schlimm sieht es doch gar nicht aus.", sagte er etwas lauter und ließ die Autotür ins Schloss fallen.
"Wenn man alte Häuser mir Fensterläden aus dem achtzehnten Jahrhundert mag, dann natürlich nicht.", meinte ich sakastisch.
Mein Vater lachte und öffnete den Kofferraum. Dieser war vollgestopft bis oben hin, mit Koffern oder Umzugskartons. Der Lieferwagen mit unseren restlichen Möbeln sollte morgen kommen. Dafür wurden gestern schon unsere Betten und das Sofa gebracht. Etwas verzweifelt schaute sich Papa den ganzen Kram an. Ich stieß ein ergebenen seufzer aus.
"Och man, dann zeig mir halt erst das Haus."
Sofort hellte sich seine Miene auf. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu, kramte dabei in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel und lächelte mich an. Schließlich schloss er die Tür auf und trat ein. Ich tat es ihm gleich. Im inneren des Hauses war es warm (natürlich, es ist Sommer und selbst draußen ist es warm) und dunkel. Die Wände hatten eine Holzvertäfelung, auf dem Boden lag ein weinroter Teppich der mal gewaschen werden sollte, von der Decke baumelte eine Lampe und am Ende des Flures führte eine Treppe nach oben. Vermutlich hätte ich das Haus schön gefunden, wenn, anstatt einer Lampe, ein Kronleuchter von der decke hing. Dieses Haus hat was, so einen alten Stil. Aber diese neumodische Lampe an der Decke macht diese ganze Einrichtung einfach kaputt. Außerdem roch es hier nach Lavendeltee.
"Es ist...ganz schön.", sagte ich skeptisch und ging langsam den Flur entlang. An der rechten Seite zur Tür führte ein Durchgang in die Küche und auf der gegenüberliegenden Seite ein Durchgang ins Wohnzimmer.
"Du kannst dir oben ein Zimmer aussuchen.", erklärte mein Vater, der gerade dabei war die Küche zu erkunden.
Ich nickte nur und lief dann zur Treppe. Am Treppenaufgang hing an der Wand ein Spiegel mit Bronzerahmen. Normalerweise ist es mir ja egal wie die Häuser aussehen, aber dieses hier hat mich doch neugierig gemacht. Also stieg ich die Stufen nach oben, vierunddreizig Stufen zählte ich. Aber auch der Flur oben war mit diesem Holz verkleidet. Die erste Tür zu meiner rechten, öffnete ich. Das Zimmer dahinter war das Bad, nicht sehr Interessant. Daneben das Zimmer, war groß sogar sehr groß für dieses Haus. Große Lust die weiteren Zimmer anzuschauen, hatte ich nicht. Dieses Zimmer soll meins werden. Mit etwas besserer Laune hüpfte ich die Stufen nach unten.
"Ich nehme das Zimmer neben dem Bad.", entschied ich und lehnte mich an den Wand.
"Ja, kein Thema. Hör zu, ich weiß du bist nicht besonders erfreut jetzt hier zu wohnen..."
"Ach echt, gut erkannt!"
Er seufzte.
"Aber Tony, versuch dich mal wieder mit Menschen in Verbindung zu bringen. Gleich kommen Leuten, die die Anschlüsse machen. Vielleicht gehst du solange mal durchs Dorf, ha?"
Ich stöhnte und warf die Arme in die Luft. Erst soll ich hier wohnen, jetzt soll ich mir auch noch Freiwillg das Dorf anschauen. Nein Danke, aber um seinen Willen mache ich es natürlich.
"Von mir aus.", gab ich schließlich nach.
Und wieder hellte sich Papas Miene auf. Er lief auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Etwas überrumpelt stand ich nun da, nicht ganz darüber im Klaren was ich machen soll, tätschelte ich seinen Rücken.
,,Sei um 18Uhr wieder zu Hause. Dann gibt es Abendessen."
Zu Hause...so werde ich das hier jetzt wohl oder übel nennen müssen. Ich rang mir ein Lächeln ab, dann ging ich nach draußen zum Auto. Auf der Rückbank lag mein Handy. Ich nahm es zusammen mit meinem Geldbeutel raus. Als ich aus dem Schatten der Einfahrt trat, wurde mir bewusst das es nun wirklich Sommer war. Ein ganz schöne Hitze. Schnell band ich meine Haare zu einem lockeren Dutt. Wo soll ich jetzt lang gehen? Vielleicht nach links, weil Papa und ich von rechts gekommen sind. Ja, genau ich gehe nach links. Also bog ich nach links ab. Eigentlich mag ich den Sommer ja nicht, wegen der ganzen Hitze und so. Aber ich liebe ihn, weil Papa und ich immer nach Spanien oder Amerika fliegen und dort Urlaub machen. Manchmal ist es auch Frankreich oder Italien. Das tollste ist, das ich es nie weiß bevor wir abfliegen. Papa überrascht mich immer und deswegen bin ich so gespannt wo es dieses Jahr hingeht.
Ich lief den Gehweg entlang, die Häuser sahen alle ziemlich alt aus und die Büsche an den Vorgärten bräuchten auch mal wieder Wasser. Aber obwohl Donnerstag war, war echt so wenig los wie es anscheinend nur ging. Und ja, es war Donnerstag. Morgen gehen ich für einen Tag in die Schule, weil danach die Sommerferien anfangen. Die Straße schien irgendwie nie enden zu wollen, doch endlich erkannte ich von weiten eine Biegung die nach rechts führte. Ich hörte etwas knirschen und schaute nach unten. Der Aspalt war kaputt und es war eine Art KIesgrube auf der ich gerade lief. Meine Chucks sahen auch mal besser aus, fiel mir auf als ich sie genauer mussterte. Wie in Trance starrte ich auf meine Schuhe ohne auf meine Umgebung zu achten. Ehe ich schalten konnte lief ich in jemanden rein, taumelte ein paar Schritte zurück, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten.
DU LIEST GERADE
Schwarzer Engel
Misterio / SuspensoTony ist es gewohnt, keine Freunde mehr zu haben. Doch als sie mit ihrem Vater auf's Dorf zieht, ändert sich das schlagartig. Sie lernt die Zwillinge Bill und Tom kennen. Doch die beiden haben ein Geheimnis. Es fällt ihnen schwer sich von Tony fernz...