19 | Wieder ganz die Alte

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«Mhh..»

Langsam wurde ich von der Narkose wach und hörte ein nerviges piepen. Als ich die Augen öffnete, kniff ich sie direkt wieder zu. Das grelle Licht an der Zimmerdecke schmerzte und erst jetzt realisierte ich so langsam, wo ich überhaupt war. Erneut öffnete ich die Augen und drehte meinen Kopf nach links. Der Monitor, der dort piepte, zeigte den Sinusrhythmus meines Herzens an, demnach war ich also auf der Intensivstation. Beim Versuch meinen linken Arm zu heben, sah ich runter. Erst dann sah ich, dass Steve meinen Arm festhielt und sein Kopf auf dem Bett lag. Er war am Schlafen.

«Schatz...», flüsterte ich, denn mein Hals war trocken und so bekam ich kaum ein Wort heraus.

Ich bewegte meinen Arm erneut und bekam Steve damit wach. Langsam hob er seinen Kopf und sah mich an. Er bekam direkt Tränen in den Augen, stand auf, nahm meinen Kopf zwischen seinen Händen und legte seine Stirn an meine.

«Du bist endlich wach. Ich hatte so Angst dich zu verlieren..», flüsterte er und gab mir einen zaghaften Kuss auf meine trockenen Lippen. «Ich hole den Arzt», meinte er dann und verließ kurz das Zimmer.

Währenddessen wurden meine Gedanken immer klarer und ich bekam endlich wieder alles auf die Reihe. Ich war gestürzt und..

«Mein Kind», sagte ich dann etwas lauter und fasste mir reflexartig an den Bauch - doch der war weg. «Nein... nein.»

Ich drehte meinen Kopf nach rechts und ließ meine Tränen laufen.

«Schatz! Oh Gott. Was ist los?», fragte Steve mich besorgt und strich mir über den Kopf.

«Ich hab' es verloren..»

«Was? ... Oh.. Nein, nein das hast du nicht.»

Verwirrt sah ich ihn an und wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht.

«Sie lebt. Es geht ihr gut und sie ist wunderschön», hauchte er und gab mir einen Kuss.

«Misses Rogers. Schön, dass Sie wach sind. Wie geht es Ihnen?»

Noch leicht irritiert über die Aussage von Steve, sah ich den Arzt an.

«Gut, denke ich. Aber was ist passiert?»

«Nach dem Sturz, den Sie hatten, mussten wir einen Notkaiserschnitt durchführen und ihre kleine Tochter holen. Die Plazenta hatte sich vollständig gelöst und Sie waren dabei zu verbluten, aber Sie sind wirklich stark und haben gekämpft. Wir konnten die Blutung stillen und Sie können nach wie vor Kinder bekommen», erklärte er mir, woraufhin mir ein leichtes Lächeln über die Lippen kam. «Wir behalten Sie jetzt noch etwa eine Stunde zur Beobachtung hier auf der Station, danach können Sie auf die normale Station verlegt werden.»

«Danke Doctor», erwiderte ich und er nickte; dann verließ er das Zimmer und ließ Steve und mich wieder alleine.

«Hier schau mal. Ich habe ein Foto von Mia gemacht.»

«Mia?»

Zu Tränen gerührt sah ich ihn an und er nickte mit einem Lächeln im Gesicht.

«Ja. So habe ich unsere Tochter nun genannt. Das hast du dir doch gewünscht.»

«Danke..», flüsterte ich, doch er schüttelte den Kopf.

«Nein, dafür brauchst du dich nicht bedanken», entgegnete er und gab mir sein Handy in die Hand.

Ich sah das Bild einfach nur an, denn mir fehlten die Worte. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl, sie nun endlich sehen zu können, auch wenn es nur auf einem Foto war.

«Sie ist wirklich stark. Am Anfang brauchte sie noch kurz Unterstützung bei der Atmung, aber jetzt atmet sie völlig selbstständig», erklärte er.

«Mh. Die Stärke muss sie dann wohl von dir haben», lächelte ich und er wusste, worauf ich hinaus wollte.

The Normal Life - Steve and Kim Rogers ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt