Pünktlich, frühmorgens um halb sechs Uhr, klingelt mein Wecker. Schlaftrunken taste ich im Dunkeln nach meinem Wecker und schalte ihn ab. Gähnend setze ich mich auf und streiche mir mit meinen Händen über mein Gesicht. Mühsam stehe ich auf und ziehe mir meine Sportklamotten an. Meine morgendliche Joggingrunde wartet auf mich. Eine Stunde später kehre ich ins Wohnheim zurück und steige direkt unter die Dusche. Nun konnte dieser Dienstag beginnen. Mit noch feuchtem Haar gehe ich in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Gerade als ich mir Kaffee einschenke, kommt Steve aus seinem Zimmer.
«Hast du noch was übrig?», fragt er verschlafen.
Ich nehme eine Tasse aus dem Schrank, fülle sie und stelle sie vor ihm hin.
«Danke Nick.»
Er kratzt sich am Kinn.
«Spuck es schon aus», stelle ich ihn zur rede.
«Darf ich dich was fragen?»
«Was?»
«Ich glaube, ich habe einen Scheiss gemacht.»
Ich verliere langsam die Geduld: «Muss ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen, Mann.»
Er schaut sich kurz um, so dass wir wirklich alleine in der Küche sind: «Wie bringst du deiner Freundin bei, dass das Kondom geplatzt ist.»
Ich schluckte schwer, während ich ihn mit grossen Augen anstarrte.
«Scheisse!», sagte ich lautlos.
Er liess niedergeschlagen die Schultern fallen.
«Sorry. Es war nicht so gemeint. Ich habe nur nicht mit so einer Neuigkeit gerechnet.»
«Schon okay.»
«Steve. Hör mal. Du und Ashley seid nun schon eine Ewigkeit zusammen. Es ist nicht so, als hättet ihr nur einen One-Night-Stand gehabt. Vielleicht nimmt sie ja auch die Pille?»
«Zum ersten gebe ich dir recht. Zum zweiten, nein nimmt sie nicht.»
«Bis jetzt ist nichts sicher. Du solltest es aber so schnell wie möglich ansprechen. Irgendwie gibt es immer eine Lösung. Wir werden alle für euch da sein.»
«Ich hoffe es. Danke Nick.»
«Keine Ursache.»
«Bitte erzähl es niemanden», Steve schaut mich flehend an.«Mach ich nicht. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.»
Ich schaute auf die Uhr. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte noch genügend Zeit. Ich verabschiedete mich von Steve und schlenderte gemütlich zur Uni. Ich bin gespannt auf heute Nachmittag. Gestern hat mich Harry wegen Jules Kursen angesprochen. Er hat mir versichert, dass es komplett jugendfreundlich ablaufen werde.
Jules Kunstkurs verlief gut. Die Stimmung war speziell, doch wir haben es gut über die Bühne gebracht. Gerade sind wir auf dem Weg zu meiner Wohnung, bevor ich zum Training muss. In dem Moment, als ich die Tür öffnen wollte, wurde sie geöffnet und eine weinende Ashley stürmte raus. Ich kann sie gerade noch festhalten.
«Heyhey. Was ist los?», fragte ich besorgt.
Ich vermutete schon, was es sein könnte.
«Nichts. Lass mich.»
«Nein. Komm wir gehen rein und reden über alles. Wir finden eine Lösung Ashley.»
«Du weisst davon, nicht wahr?»
Ich nickte und schaute zu Jules. Sie schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.
«Und du hast Jules nichts davon gesagt?», fragte sie ungläubig.
«Habe ich nicht. Ich habe Steve versprochen niemandem was zu sagen.
«Wow.»
Ashley wehrte sich nicht mehr in meinem Griff und liess sich von mir in die Wohnung führen, als auch Steve bereits vor mir steht.
«Danke Nick, dass du sie aufgehalten hast», meinte Steve.
«Gerne.»
Wir setzen uns in die Küche und Jules beginnt sofort Tee zu machen. Ich glaube, auch wenn sie nicht weiss was los ist, ahnt sie doch, dass es etwas Ernstes sein musste. Ashley kriegt erneut einen Weinanfall. Steve schliesst sie in die Arme.
«Ich habe so angst», schluchzt sie.
«Es wird alles gut. Wir schaffen das», versucht Steve sie zu trösten.
«Hast du schon einen Test gemacht?», frage ich.
Ashley schüttelt den Kopf.
«Warum bleibt ihr nicht hier und Jules und ich besorgen einen Test. Dann seid ihr anschliessend sicher.»
«Das würdet ihr tun für uns?», fragt Ashley ungläubig.
«Klar. Für solche Momente sind schliesslich Freunde da.»
Sie schauen uns dankend an. Ich schnappe mir Jules Hand und führe sie zum Ausgang. Ich schliesse die Tür hinter mir und schaue sie an.
«Ist Ashley möglicherweise schwanger?», fragt Jules.
Ich nicke und gehe mit Jules die Treppen runter.
«Was wäre, wenn wir uns in ihrer Situation befinden würden», fragt sie plötzlich.
«Ich würde dich unterstützen bei allem was du für richtig halten würdest. Du weisst, ich liebe dich Jules.»
Jules bleibt stehen und küsst mich sanft.
«Was würdest du wollen?», fragt sie mich.
«Ich will eine Familie, aber noch nicht jetzt. Wir sind noch jung und haben unser ganzes Leben vor uns. Aber egal, was wir tun würden, es wäre das richtige.»
Sie verlinkt unsere Finger erneut. Nach zwanzig Minuten betreten wir mit einem Schwangerschaftstest im Gepäck erneut die Wohnung. Die beiden sitzen noch immer in der Küche. Jules nimmt den Test aus ihrer Tasche und streckt ihn Ashley entgegen. Sie zögert. Jules nickt ihr mutmachend zu. Sie nimmt ihn ab und verschwindet im Bad. Wir warten ungeduldig. Nach wenigen Minuten verschwindet Steve aus der Küche. Irgendwann hören wir einen freudigen Schrei. Wir gehen ins Wohnzimmer, um nach ihnen zu schauen. Steve hält Ashley um die Taille und dreht sich mit ihr im Kreis. Unsicher schaute ich zu Jules.
«Und?», fragt diese mutig.
«Falscher Alarm. Ich bin nicht schwanger», verkündet Ashley glücklich.
Ich atme erleichtert auf. Dann fällt mein Blick auf die Wanduhr. Shit! Der Coach killt uns.
«Steve. Es tut mir leid euch zu stören, aber wir sollten seit fünf Minuten beim Training sein.»
«Scheisse!», flucht der laut.
Er drückt Ashley einen Kuss auf den Mund und ich mache das gleiche bei Jules. Dann rennen wir in unsere Zimmer. Kleider fliegen. Umgezogen mit unseren Sporttaschen hasten wir aus der Wohnung. Wir haben schon lange nicht mehr so einen krassen Sprint zum Sportplatz hingelegt wie heute. Völlig ausser Atem erreichen wir die Wiese.
«Nick und Steve. Gleich fünf Runden! Los! Bewegt eure Ärsche!», schreit der Coach.
Ich beschliesse nichts zu sagen und einfach die Runden zu absolvieren. Niemand musste von der Sache erfahren. Das war ein Geheimnis, das nur uns vier was anging.
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that something between us
RomansaJules und Nick sind die besten Freunde seit sie denken können und daran soll auch alles so bleiben wie es ist. Aber was ist, wenn die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe plötzlich zu verschwimmen beginnt? Können sie ihre Freundschaft erhalten ode...