Ich hasse ihn! Ich hasse Nick! Wie er vor der Klasse steht, den Blick die ganze Zeit auf mich gerichtet, mit seinem dämlichen Grinsen und seinem perfekt trainierten Sixpack! Es ist nicht so, dass ich Nick nicht schon in Badehose gesehen habe oder sogar in Unterwäsche, dafür kennen wir uns zu gut. Aber dass er jetzt vor der Klasse steht und ich ihn begaffen muss, um ihn zu zeichnen und er alles mitkriegt ist zu viel. Was hat sich Harry dabei nur einfallen lassen, genau ihn zu fragen. Normalerweise siezen die Dozenten und die Studenten sich gegenseitig, aber Harry hat uns vom ersten Tag an das du angeboten. Ich mag diesen Kurs, da Harry auf seine lockere freundschaftliche Art uns so viele großartige Sachen beibringt. Das Getuschel und Gekicher meiner Kommilitoninnen entgehen mir nicht. Es wird mehr geflüstert, als wirklich gezeichnet wird und dies lenkt mich noch mehr ab. Aber jetzt bin ich unkonzentriert und das nervt mich. Und dabei ist Nick mit seinem nackten Oberkörper und seinen Augen auf mir, nicht noch gerade hilfreich dabei. Ich habe bereits seinen Oberkörper gezeichnet, da ich sein Gesicht vermeiden möchte. Allgemein habe ich ihn seit unserem Kuss gemieden. Verdammt! Ich kann seine Lippen immer noch auf meinen spüren. Ich kann seinen Geschmack beinahe noch schmecken. Er verfolgt mich in meinen Gedanken und Träumen. Ständig bin ich abgelenkt und finde mich träumerisch in die Gegend starrend wieder. Ich fühle mich wie ein gefühlsduseliger Teenager, der gerade das erste Mal verliebt ist. Verwirrt schüttle ich den Kopf. Ich hoffe, diese Situation mit Nick in meinem Unterricht ist eine einmalige Sache, da ich keine Lust habe auf hormongesteuerte Mitstudentinnen, einen Selbstzufriedenen halbnackten besten Freund und schlechte Laune meinerseits. Zudem reicht es schon, wenn meine Hormone verrückt spielen. Als der Kurs endlich endet, lege ich erleichtert Stift und Kunstblock weg. Nick ist unterdessen wieder angezogen und hat schon diverse Mädchen um sich stehen. Ich ignoriere das Geschehen. Genervt packe ich meine Sachen.
«Jules alles okay bei dir? Du warst heute so aufgewühlt», spricht mich Harry an.
Irritiert antworte ich: «Nein, es ist alles okay.»
Ich verabschiede mich und gehe ohne Nick und die Frauen nochmal zu beachten aus dem Raum. Den Blick auf den Boden gesenkt und mit einer gebückten Haltung gehe ich durch den überfüllten Flur. Wieso nervt mich die Situation so? Es kann mir doch egal sein. Sogar wenn Nick jeweils von seinen One-Night-Stands erzählt hat, hat es mich kaum gestört. Warum dann ein einfaches Modellstehen? Da werde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen.
«Hey Jules! Warte!»
Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, wessen Stimme dies ist. Ich ignoriere ihn und gehe weiter. Als aber auf einmal jemand meine Hand packt und um die nächste Ecke in eine Nische zieht erschrecke ich so sehr, dass ich zusammenzucke. Es geht so schnell, dass ich einen Moment brauche um zu realisieren, dass ich nun mit dem Rücken an die Wand gedrückt dastehe und Nick dicht vor mir steht, mit seinen Händen links und rechts von meinem Kopf.
Genervt brülle ich ihn an: «Was ist?»
«Das wollte ich gerade dich fragen», gibt er zurück.
«Nichts. Es ist nicht mein Tag», sage ich und weiche seinem Blick aus.
Er fragt: «Bist du so schlecht gelaunt wegen gerade eben? Oder wegen der Sache letztens?»
«Nein. Wie kommst du darauf?», sage ich wohl etwas zu harsch und zu schnell.
Nick dreht meinen Kopf sanft, so dass ich ihn anschauen muss. Ich sehe direkt in Nicks Augen. Dabei stockt mir mein Atem und mein Herzschlag beschleunigt sich. Erst jetzt bemerke ich, dass Nick in seinem rechten Auge nur drei goldene Sprenkel, aber in seinem linken fünf hat.
«Jules, wenn es dich so stört, dann sage ich Harry wieder ab.»
«Was? Nein, mach weiter.»
«Alles okay zwischen uns?», fragt er nun flüsternd.
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that something between us
RomanceJules und Nick sind die besten Freunde seit sie denken können und daran soll auch alles so bleiben wie es ist. Aber was ist, wenn die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe plötzlich zu verschwimmen beginnt? Können sie ihre Freundschaft erhalten ode...