Nick

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Ich verstehe wirklich nicht was Jules von Chad will. Sie gibt ihm so viel, doch er behandelt sie wie ein Stück Scheisse. Jules hat es verdient, so viel besser behandelt zu werden, als er sie behandelt. Es nervt mich, am liebsten hätte ich ihm das mal eingeprügelt. Doch ihr zu liebe halte ich mich zurück. Wir haben ja gesehen, wie es beim letzten Mal rausgekommen ist. Beim Café-Shop halte ich ihr die Tür auf und trete nach ihr ein. Ich bestelle zwei Latte Macchiato und zwei Donuts, gefüllt mit Schokolade. Ich weiss, dass Jules gerade etwas Soul-Food gebrauchen kann. Sie guckt mich dankend an. Mit den Köstlichkeiten beladen, setzen wir uns an einen der kleinen Tische. Sie beisst genüsslich in einen Donut und nimmt anschliessend einen Schluck Kaffee. Ich betrachte sie. Ihre Augen waren gerade noch so dumpf, aber seit sie den Donut gesehen hat, strahlen sie nun in einem funkelnden Smaragdgrün. Es freut mich, sie aufheitern zu können.

«Danke Nick. Du bist der Beste», sagt sie mit halbvollem Mund.

Ich wünschte ich wäre nicht nur der Beste als ihr bester Freund. Halt Stopp! Ich rutsche jetzt nicht wieder in diese Schiene. Jules und ich bleiben Freunde. Sie ist mit Chad zusammen und ich will es nicht noch mehr kaputt machen. Obwohl ich mir wünsche, dass sie diesen Dummkopf endlich in den Wind schiesst.

Am Freitagabend findet das Spiel von Chad und seiner Mannschaft statt. Die ganze Uni wird dabei zusehen. So auch unsere Clique. Wir sitzen ebenfalls in der Halle und feuern unsere Mannschaft an. Jules mit der Kamera in ihren Händen, mit welcher sie wild Fotos knipst. Sie ist voll in ihrem Element. Es ist ein Heimspiel und unsere Mannschaft liegt drei Punkte vorne. Noch drei Minuten bis Schlusspfiff. Yes! Sie gewinnen mit zwei Punkten Vorsprung.

«Kommt ihr nachher mit zum Burger essen?», fragt Jules.

«Na klar!», kommt es von Savannah, Matt, Dave und mir gleichzeitig.

Jules antwortet mit einem riesigen Grinsen: «Ihr könnt schon gehen. Ich warte noch auf Chad und Steve.»

«Okay, wir treffen uns dort.»

Wir folgen der Menge nach draussen und im Flur trennen sich unsere Wege. Jules geht in Richtung der Umkleidekabinen und wir lassen uns von dem Gedrängel nach draussen leiten. Die Stimmung ist super und wir gehen fröhlich plaudernd zum Burgerhouse. Gerade ergattern wir noch den letzten freien Tisch. Wir bestellen und warten nun auf unsere Burger. Als eine Stunde später Jules und die anderen immer noch nicht hier sind und wird unsere Burger schon halb aufgegessen haben, mache ich mir langsam etwas Gedanken. Savannah scheint es gleich zu gehen. Sie schaut mich skeptisch an.

«Wo bleiben die?», fragt sie besorgt.

Ich zucke mit den Schultern und esse meinen Burger fertig. Ehrlich gesagt, will ich gar nicht wissen was Chad und Jules treiben, aber dass Steve nicht kommt, finde ich doch seltsam. Gerade als ich den letzten Bissen runterschlucke, klingelt mein Telefon. Ohne aufs Display zu schauen, hebe ich ab.

«Hallo?»

«Du und Savannah müssen sofort zum Wohnheim kommen. Es ist ein Notfall. Es geht um Jules!», sagt ein atemloser Steve und legt auch schon wieder auf.

«Scheisse! Savannah komm. Wir müssen los. Irgendwas stimmt nicht», sage ich mit einem unguten Gefühl.

Ich zücke mein Geldbeutel und schmeisse etwas Geld auf den Tisch. Savannah tut es mir gleich und schnappt sich ihre Handtasche.

«Sorry Leute. Wir sehen uns», verabschiede ich mich.

Wir sprinten förmlich zum Wohnheim. Savannah ist völlig ausser Atem und schnauft heftig, als ich ihr die Tür aufhalte.

«Ich sollte wieder öfters Sport machen», beklagt sie sich krächzend.

Vor der Tür zu Jules und Savannahs kleiner WG treffen wir auf einen besorgten Steve.

«Was ist los?», frage ich.

«Jules hat Chad dabei erwischt, wie er sie mit Jessica betrogen hat. Nun hat sie sich in der Wohnung eingeschlossen.»

«Fuck! Was für ein verdammtes Arschloch!», sage ich und streiche mir meine Haare zurück.

Etwas ruhiger ergänze ich anschliessend: «Savannah, kannst du mir die Tür öffnen? Ich kümmere mich um sie.»

Sie nickt und schluckt schwer. Dann kramt sie ihre Schlüssel aus der Tasche und schliesst auf.

«Ich bleibe ebenfalls hier. Wenn du Hilfe brauchst, klopfst du an meine Zimmertür», dann dreht sie sich zu Steve: «Danke dir. Bis bald.»

Ich atme tief durch und gehe zu Jules geschlossener Zimmertür. Ich klopfe vorsichtig an. Als keine Reaktion von innen kommt, schlüpfe ich dennoch hinein. Oh Gott! Jules liegt eingekuschelt und weinend in ihrem Bett. Ihre Mascara ist verschmiert und ihre Haare machen einer Vogelscheuche Konkurrenz. Ohne ein Wort schlüpfe ich zu ihr unter die Decke, obwohl dort etwa 1000 Grad herrscht. Ich ziehe sie in meine Arme und halte sie einfach fest. Jules schmiegt sich an meine Brust und schluchzt lautlos. Ich streiche sanft über ihren Rücken. Jules hat noch nie laut geweint und das tut sie auch jetzt nicht. Langsam beruhigt sie sich bis sie schliesslich an mich gekuschelt vom Schlaf überwältigt wird.

that something between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt