that something between us

Nick

Der einzige Gedanken, zu dem ich momentan im Stande bin ist, einatmen – ausatmen. Ich kann meine Augen kaum offenhalten und trotzdem verfalle ich ihn einen stetigen Rhythmus. Umso weiter ich jogge, um so geschmeidiger werden meine Gelenke und Muskeln. Leider gerät nun auch mein Hirn in Schwung. So dass ich nicht mehr im Zombiemodus umherjogge. Dies heisst leider auch, dass es nun zu denken fähig ist. Das muss ich wieder ändern, also beschleunige ich das Tempo, damit ich mich wieder aufs Atmen konzentrieren muss. Ich will nicht an gestern denken. An die Szene im Fitnessstudio. Ich bin zuerst in einen Streit mit Chad geraten, da er in aller Öffentlichkeit über Jules hergezogen hat. Natürlich musste ich mich im Namen von Jules wehren. Ich kann ihn doch nicht einfach Lügen verbreiten lassen. Leider war das noch nicht alles. Danach bin ich auch noch fast in Jessica reingerannt. Sie kann es genau so wenig gut sein lassen. Sie ist wie ein Kaugummi am Schuh, der niemand haben will, sich aber doch überall anheftet und dies ausschliesslich an Schuhe von Männern. Nach all dem, was sie Jules angetan hat, glaubt sie doch nicht ernsthaft, dass ich was von ihr will. Nicht dass ich vorher was von ihr gewollt hätte. Aber sie wusste, dass Chad und Jules ein Paar waren und doch hat sie es mit ihm oder er mit ihr oder wie auch immer getrieben. Meine Lungen beginnen zu brennen und mein Herz pumpt wie wild. Gut so. Die Gedanken verschwinden. Es ist noch dunkel und keine Menschenseele zu sehen. Nur die Strassenlampe und der Vollmond erleuchtet die Landschaft. Nach einer Stunde Vollgas, zittern nun auch meine Muskeln, meine Lungen sind ausgebrannt und mein Herz schlägt so fest, dass ich den Puls in meinen Fingern spüren kann. Sobald es zu dämmern beginnt, ich kehre zum Wohnheim zurück. Als ich die Treppenstufen zu meiner WG hochsteige, beginnen die ersten Studenten langsam zu erwachen. Ich springe direkt unter die Dusche, da ich gleich anschliessend in die Vorlesung muss. Bei Professor Tacker will ich auf jeden Fall pünktlich sein. Dieser Lehrer ist knallhart, aber auch richtig gut. Man merkt, dass er wirklich Ahnung hat, von dem was er zählt. Aber noch viel wichtiger ist die Freude, die er weitergibt, indem er im Fach Grundlagen Computertechnik auch viele praktische Beispiele bringt oder praktische Experimente mit uns macht.

Nach dem Mittagessen habe ich eine Freistunde. Ich beschliesse die Zeit für meine Hausarbeit zu nutzen und gehe in die Bibliothek. Ich mag die Location. Es ist ein hoher Raum aus altem Holz getäfert, mit riesigen Bücherregalen, Lerntischen und mehrere Sofanischen. Ich ziehe meine Bücher aus meinem Rucksack und setze mich an meinen Laptop. Nach meiner Freilektion habe ich noch drei Vorlesungen, bevor mein Footballtraining beginnt. Den Drill des Coaches kann ich gut gebrauchen. Am Wochenende findet ein Spiel statt und er plagt uns extra hart dafür. Ich will top fit sein und eine Bestleistung zeigen. Kurz vor Schluss entdecke ich Jules auf der Tribüne. Neben ihr liegt ihre Kamera und sie hat ein Buch auf den Knien. Nach den Abschlussworten des Coaches rennen alle meine Teammitglieder zu den Duschen. Da sowieso alle besetzt sein werden, habe ich keinen Stress. Also jogge ich die Tribüne hoch und lasse mich absichtlich gegen Jules fallen. Sie hat mich nicht bemerkt, da sie in ihr Buch vertieft war. So dass sie jetzt umso mehr erschreckt. Ihr Hände fliegen in die Luft und das Buch fällt von ihren Knien auf den Boden.

«Spinnst du!», schimpft sie und boxt mich spielerisch gegen die Schulter.

«Hey! Was liest du da?», frage ich ganz unschuldig.

«Ein Buch über eine bestimmte Fotografietechnik.»

«Hm. Was läuft sonst so?»

Jedoch kommt Jules nicht mehr zu einer Antwort. Ihr Telefon klingelt. Sie schaut aufs Display und an ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich sofort, dass es ihre Stiefmutter ist.

«Ja? Hallo?»

Jules seufzt: «Ich lerne.»

«Ja, ich lerne wirklich. Ich besaufe mich nicht täglich, sobald die Schule aus ist!», sagt sie genervt.