Nick

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Jules nimmt ihr Tablett und ihre Tasche und geht davon zum Kunstraum. Ihre Schultern hängen und ihre Haltung eingefallen. Es scheint, als hätte jemand ihre ganze Lebensenergie und ihr Temperament aus ihr rausgesaugt. Ich kann es nicht ertragen, dass Jules so verletzt ist wegen mir. Obwohl ich gar nichts gemacht habe. Ich ertrage es nicht, sie so zu sehen. Ich zücke mein Telefon und schreibe ihr eine Nachricht.

Können wir reden? Bitte. Es ist wichtig.

Ich lege es zur Seite und stochere lustlos in meinem Essen rum. Ich habe ebenfalls keinen Hunger. Wir erschrecken, als es urplötzlich einen lauten Knall gibt. Ich schaue zu Fenster raus und sehe, dass es von der Richtung des Kunstsaals kommt. Zwei Fenster sind zerberstet und es dringt Rauch hinaus. Eine Explosion. Jules! Oh mein Gott! Ich lasse alles stehen und liegen und renne davon. Alle anderen sind noch zu geschockt, um sich zu bewegen. Ich sprinte durch die Flure. Meine schmerzende Schulter ignoriere ich. Wenn es um Jules geht, ist mir alles andere egal. Einige Studenten stehen tuschelnd oder schockiert rum. Ich lasse alle hinter mir. Der Flur füllt sich immer mehr mit Rauch und auf dem Boden liegen einige Scherben und Splitter. Ich sehe wie zwei Student auf dem Boden kauern, aber es scheint im Vorbeirennen soweit alles okay zu sein. Dann sehe ich Jules. Sie liegt bewusstlos am Boden vor der Tür. Ihr Telefon liegt neben ihrer offenen Hand auf dem Boden. Es sieht so aus, als wäre sie rückwärts auf den Boden geknallt. Sofort knie ich mich neben sie.

«Jules!», rufe ich panisch.

Vorsichtig berühre ich sie am Arm. Sie beginnt zu stöhnen und bewegt ihre Hand zu ihrem Kopf. Endlich öffnet sie ihre Augen und schaut mich an. Gott sei Dank! Sie möchte sich aufsetzen.

«Langsam Jules. Geht es dir gut?», sage und frage ich.

Ich helfe ihr sich vorsichtig hinzusetzen. Sie schaut sich im Flur um und beginnt langsam zu begreifen, was eben passiert ist.

Etwas zögerlich antwortet sie: «Ja, ich glaube schon.»

In diesem Moment kommen Sanitäter angerannt. Einer der Sanitäter kniet sich gleich neben Jules und beginnt sie zu befragen und zu untersuchen. Ich schaue mich um und sehe, dass zwei weitere Schüler versorgt werden. Ich glaube, das sind die, die ich beim Vorbeirennen gesehen habe. Ich schaue weiter und sehe jetzt den ganzen Flur voll von Studenten. Unsere Clique steht ebenfalls rum. Ich hoffe nur, dass niemand im Raum war. Mein Blick wandert zurück zu Jules und dem Sanitäter. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich Jules am Rücken immer noch leicht stütze. Er nickt mir zu. Es scheint alles okay zu sein. Zum Glück. Sie hat sich nur den Kopf gestossen. Ich helfe ihr aufzustehen und führe sie weg von den Zuschauern. Ich nehme ihr die Tasche ab.

«Wirklich alles okay? Kann ich was für dich tun?», frage ich besorgt.

«Ja alles gut», antwortet sie leise.

Ich führe sie nach draussen an die frische Luft.

«Jules können wir reden?», frage ich vorsichtig.

Sie nickt. Wir gehen etwas weiter. Jules lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand und atmet tief durch. Ich lehne mit meiner gesunden Schulter ebenfalls gegen die Wand, lasse aber etwas mehr Abstand zwischen uns als gewohnt. Ich will sie nicht bedrängen.

«Bitte gib mir fünf Minuten und höre einfach nur zu», ich mache eine kurze Pause, als sie bestätigt, fahre ich fort: «Jessica hat Steve angelogen und gesagt, sie müsse was für mich in meinem Zimmer holen und weil Steve auf dem Sprung war und keine Zeit hatte, hat er sie ohne nachzufragen reingelassen. Ich habe geschlafen. Sie hat sich in mein Zimmer geschlichen und auf dich gewartet. Ich habe es nicht mal bemerkt. Tja. Dann hast du geklopft und Matt hat dir die Tür geöffnet. Jessica hat so getan, als würde sie gerade halb nackt aus meinem Zimmer kommen. Ich bin erst erwacht, als du die Tür hinter dir zugeschlagen hast. Ich schwöre dir, es ist nichts gelaufen. Ich habe die ganze Zeit geschlafen. Nachdem ich bei dir war, habe ich sie zur Rede gestellt. Ich will nichts von ihr, wollte ich noch nie. Sie war der grösste Fehler meines Lebens. Ich habe es nur mit ihr getan, weil ich eifersüchtig auf Chad war. Jules, ich will nur dich. Ich liebe dich.»

«Ich glaube dir», sagt sie ganz leise.

«Jules, ich...», irritiert halte ich inne: «Warte was?»

«Ich glaube dir», sagt sie nun etwas lauter.

«Danke Jules. Es hat mir das Herz gebrochen, dich so zu sehen. Ich würde dich nie so hintergehen.»

Vorsichtig rücke ich etwas näher zu ihr. Sie greift meine Hand, von meinem gesunden Arm, und beginnt sie zu streicheln. Dann streife ich ihre Lippen ganz sachte mit meinen. Ein vorsichtiges Herantasten. Als kein Widerstand kommt, beginne ich sie innig zu küssen. Gott, habe ich sie vermisst! Ihren Duft nach Erdbeerkaugummi, ihre weichen Lippen, ihre zarte Haut, einfach alles an ihr.

«Danke, Nick», flüstert sie.

«Ich verstehe nicht. Wofür?», frage ich verwirrt.

«Du hast mir wahrscheinlich gerade das Leben gerettet», sagt sie etwas stockend.

«Das musst du mir genauer erklären.»

«Ich war auf dem Weg zum Kunstsaal. Ich stand schon in der Tür, als mein Telefon vibrierte. Ich bin stehen geblieben und habe deine Nachricht gelesen. Hättest du mir nicht geschrieben, wäre ich bereits im Raum gewesen, als dieser explodierte.»

«Oh Gott! Ich bin so froh. Ich hätte es mir nie verziehen, dass du so einen Bullshit über mich gedacht hättest und ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren.»

Ich küsse sie erneut, aber dieses Mal leidenschaftlicher, sehnsüchtiger. Jules hält sich fest an mir, als würde sie gleich in die Knie gehen. Ich stoppe.

«Jules, alles okay?»

«Mir ist etwas schwindlig und mein Kopf pocht.»

«Komm, ich bringe dich zurück ins Wohnheim.»

Sie nickt. Ich lege den gesunden Arm um sie und begleite sie zurück.

«Ich habe das von deiner Schulter gehört. Schmerzt sie sehr?», fragt sie leise.

«Es geht schon. Ich darf nicht trainieren für die nächsten vier Wochen.»

«Oh nein. Das tut mir leid Nick.»

«Schon okay. Nun habe ich ganz viel Zeit für dich und ich kann es wieder gut machen.»

«Du hast nichts getan. Tut mir leid, dass ich so von dir gedacht habe», flüstert sie.

«Ich verstehe es. Du hattest jeden Grund dafür. Aber jetzt lass uns die Sache hinter uns lassen.»

Jules nickt. Ich bringe sie zurück in ihreWohnung, aber auf keinen Fall werde ich sie nun alleine lassen. Ich habe siesoeben erst zurückbekommen. Dann werde sie niemals wieder gehen lassen.

that something between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt