„Lilly! Ich will dieses Wort nie wieder aus deinem Mund hören!" „Aber alle in meiner Klasse sagen es auch!" „Ja, aber das heißt nicht, dass du es auch verwenden musst." „Aber das ist unfair!" „Warum ist das unfair?" „Weil die anderen es auch sagen dürfen!" „Was ist denn hier los?", unterbricht Felix unsere Diskussion. „Sie hat das A-Wort gesagt." „Ja, aber alle in meiner Klasse sagen es auch!" „Ja, aber das heißt nicht, dass du es auch sagen musst.", beteiligt sich Felix mit einer ruhigen Stimme an der Diskussion. Ich weiß, welche Meinung er zu dem Thema hat, und zwar, dass sie die Wörter sowieso irgendwann lernen wird, aber ich weiß auch, dass ihm bewusst ist, dass ich es nicht mag, wenn sie diese Wörter verwendet. Wir haben uns immer gesagt, dass wir in Erziehungsangelegenheiten zusammenhalten müssen, auch wenn ihm das sehr schwerfällt. Natürlich möchte er, dass sie gut erzogen wird und er tut es auch, aber sie ist ein eindeutiges Papakind – auch, wenn er nicht wirklich ihr Vater ist. Am liebsten würde er immer nachgeben, aber er weiß zum Glück, dass das manchmal nicht geht. „Das ist so unfair!" „Schrei nicht so.", ermahne ich sie. „Das ist so unfair!" „Hey, jetzt reicht es! Hör bitte auf, mit uns in dieser Lautstärke zu reden." „Aber Felix, die anderen dürfen auch." „Schatz, du wirst noch früh genug lernen, dass du nicht immer alles, was die anderen tun, tun sollst, willst oder kannst." „Aber..." „Nein, die Diskussion ist jetzt beendet.", sage ich bestimmt. „Du bist ein Arsch." „Lilly! Abmarsch in die Ecke! Du sprichst weder mit Elli noch mit mir so!", sagt Felix streng und schaut sie mit einem Blick an, der deutlich zeigt, dass er enttäuscht ist. Sie hat noch nie einen von uns beschimpft und ist meistens eigentlich relativ brav. Trotzdem haben wir für solche Situationen die Ecke eingeführt. Wir haben diese Technik im Fernsehen gesehen und denken, dass sie sehr effektiv ist, ohne die Gefühle des Kindes irgendwie zu verletzen. Wir würden sie niemals schlagen oder ähnliches, aber ein paar Minuten über das nachdenken, was man getan hat, schadet sicher nicht. Da Felix sehr selten laut wird, macht sie, sofort und sehr schnell, das was er sagt.„Ich kann nicht glauben, dass sie dich gerade so genannt hat." „Ja Schatz, das ist der Trotz. Es war doch klar, dass sie diese Phasen irgendwann mal nachholen muss." „Ja, stimmt. Aber trotzdem war ich gerade total schockiert. Ich hasse es, sie bestrafen zu müssen." „Ich weiß Felix, aber es war das Richtige." „Ja, vermutlich." Wir versuchen, so gut es geht, auf einen lauten und strengen Tonfall zu verzichten, da sie in ihrem Leben schon genug durchmachen musste, aber sie muss manchmal auch merken, wo ihre Grenzen sind. „Hey Schatz, ich weiß, dass es dir schwerfällt, erzieherische Maßnahmen zu ergreifen, aber du machst das echt toll – Lilly fühlt sich hier total wohl und das ist doch der beste Beweis dafür.", versuche ich, ihn etwas zu besänftigen. „Ja, wir drei sind ein gutes Team.", sagt er und nimmt mich in den Arm. Der einzige Nachteil daran, dass Lilly jetzt hier wohnt, ist, dass wir nicht mehr überall und zu jeder Uhrzeit Sex haben können. Ich sehe auch ihm an, dass er mich am liebsten hier auf der Stelle vernaschen würde, aber leider haben wir noch eine Aufgabe...
Nach 5 Minuten gehen wir gemeinsam zu Lilly und knien uns neben sie. „Bitte schlagt mich nicht!" Felix und ich schauen uns schockiert an. „Hey, mein Schatz – komm her.", sagt Felix und öffnet seine Arme für sie. „Wir werden dich niemals schlagen, ok?" „Aber meine Eltern..." „Ja, wir wissen es, Süße, aber du kannst uns glauben, dass wir dir nie nie niemals weh tun würden, verstanden?" Sie nickt und kuschelt sie näher an ihn. „Es tut mir leid Ellie. Ich habs's wirklich nicht so gemeint." „Weiß ich doch, mein Schatz. Aber von nun an sagst du diese Wörter bitte nicht mehr, oder versuchst es zumindest." „Ja, ich versprech's euch." Sie kann so ein kleines Teufelchen sein, aber in der nächsten Sekunde wird sie wieder zu unserem süßen kleinen Mädchen – so ist das halt, wenn man ein Kind großzieht, aber es ist jeden Moment wert !
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Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)
RomanceIn der Fortsetzung von "Warum ausgerechnet Arzt?" geht es um die charakterstarke Hebamme Ellie und um ihren Freund den Urologen Felix. Wie werden sie damit umgehen, dass Felix immer seinen Willen durchsetzen will und was passiert, wenn die beiden au...