Nach viel Überzeugungsarbeit hat Ellie sich tatsächlich auf die Liege gelegt und lässt mich machen. „Ok, Popo mal ganz lockerlassen." „Muss das jetzt wirklich sein?" „Ja, komm, das schaffen wir jetzt auch noch, aber nicht so verkrampfen – dann ist es angenehmer." Ich tätschle ihr leicht den Hintern, damit sie ein bisschen lockerlässt, aber es scheint nicht zu funktionieren. „Schatz, willst du, dass es unnötig weh tut?" „Nein, natürlich nicht Felix, aber ich kann einfach nicht lockerlassen, wenn ich weiß, dass du mir gleich eine Spritze in den Po rammen wirst!", gibt sie ziemlich gereizt von sich. Obwohl mein Instinkt mir sagt, dass ich genauso scharf zurückschießen soll, entscheide ich mich dann doch dazu, auf meine Vernunft zu hören und ihr ruhig zu antworten, was in dieser Situation sicher der bessere Ansatz ist.„Ellie, erstens ramme ich dir die Spritze nicht in den Po, ich werde sie dir sanft verabreichen und zweitens bin ich mir sicher, dass du es schaffst, lockerzulassen. Spann deinen ganzen Körper mal total an." „Was soll das denn jetzt bringen? Wir wollen doch, dass ich locker werde und nicht noch angespannter." „Jetzt vertrau mir doch mal und spann deinen Körper an bitte." „Na gut, wenn Herr Doktor Oberklug meint, dass das die Lösung für all unsere Probleme ist..." „Ellie, jetzt hör mir mal zu. Ich versuche hier wirklich, dir das so angenehm wie möglich zu machen. Ich könnte dir die Spritze auch, wie du sagtest, reinrammen, aber ich möchte dir nicht weh tun. Also könntest du jetzt bitte aufhören, dich so aufzuführen und einfach tun, was ich sage, damit wir hier schneller fertig sind? Alex hat nicht ewig Zeit!", sage ich nun doch etwas strenger, weil sie alles andere im Moment anscheinend nicht versteht. Trotzig schaut sie mich an, aber spannt trotzdem ihren ganzen Körper an. „Und was jetzt?", presst sie heraus. „Jetzt lässt du alle Spannung raus. Ja, genau, super. Und das Ganze machen wir jetzt viermal." Nach dem vierten Mal ist sie tatsächlich so entspannt, dass es mir gelingt, ihr die Impfung zu verabreichen. Als ich die Nadel in ihre Haut steche, streckt sie mir verzweifelt die Hand hin. Mit meiner freien Hand nehme ich ihre und drücke sie leicht, um ihr zu zeigen, dass ich für sie da bin und dass alles gut wird.
„So, gleich ist es vorbei. 5 4 3 2 1.", zähle ich runter, da ich weiß, dass sie dieses Runterzählen bei Impfungen beruhigt. Ich musste ihr schon oft welche verabreichen und am Anfang hat es oft mal eine Stunde gedauert, bis ich die Impfung in sie bekommen habe. Dagegen ist das hier ja ein Kinderspiel gewesen. „Ok, schon vorbei. Das hast du jetzt echt gut gemacht und Alex musste dich nicht mal festhalten – ich bin wirklich stolz auf dich.", sage ich und helfe ihr dabei, sich wieder anzuziehen. „Auch wenn ich vorher nicht gedacht hätte, dass ich das sagen würde, aber danke für die Impfung. Ich weiß ja eh, dass die Dinger verdammt wichtig sind, aber sobald jemand mit einer Spritze in meine Nähe kommt, vergesse ich das irgendwie und Panik breitet sich in mir aus." „Das weiß ich, Kleine und darum bin ich umso stolzer, dass wir das gemeinsam gemeistert haben. Jetzt haben wir auch wieder ein paar Jahre Pause." „Na, zum Glück." „Wem sagst du das?", scherze ich grinsend und zwinkere ihr zu. „Wie wär's, wenn wir jetzt nach Hause fahren und den Abend mit einem schönen Gläschen Wein auf der Terrasse ausklingen lassen?", schlägt sie vor. „Oh ja, da bin ich dafür."
Nachdem wir Lilly ins Bett gebracht haben, sind wir auf die Terrasse gegangen und haben's uns, wie geplant, mit einem Glas Wein und ein paar Snacks auf unserer Hollywoodschaukel gemütlich gemacht. Als gerade die Sonne untergeht, läutet mein Handy. Wer ist denn das? Bitte lass es nichts Berufliches sein – ich will jetzt einfach nur noch entspannen. Als ich aber auf den Bildschirm gucke, habe ich da so eine Vorahnung. Es ist nämlich eine Videochatanfrage von Jackie. Ich schaue Ellie, die ich auch eingeweiht habe, dass Michi meiner Schwester bald einen Antrag machen wird, aufgeregt an und hebe ab. Eine sehr glücklich ausschauende Jackie hebt ab und neben ihr sitzt ein noch glücklicher aussehender Michi und strahlt uns entgegen. Bevor sie noch irgendwas sagen, hält Jackie einfach ihre Hand in die Kamera, an deren Finger ein wunderschöner Ring zu sehen ist. „Ich wusste, du würdest ja sagen. Herzlichen Glückwunsch ihr beiden", sage ich und auch Ellie schließt sich dem an. „Wir müssen euch alles davon erzählen, wenn wir euch das nächste Mal sehen." „Oh ja und mit jedem kleinsten Detail bitte", sagt Ellie strahlend. Anscheinend freut sie sich genauso sehr für die beiden wie ich – da habe ich mir echt die Richtige ausgesucht. Ich bin mir sicher, dass ich ihr auch irgendwann einen Antrag machen werde, aber dafür ist ja noch etwas Zeit.
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Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)
RomanceIn der Fortsetzung von "Warum ausgerechnet Arzt?" geht es um die charakterstarke Hebamme Ellie und um ihren Freund den Urologen Felix. Wie werden sie damit umgehen, dass Felix immer seinen Willen durchsetzen will und was passiert, wenn die beiden au...