Kapitel 28

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Während Michi mit ihr Atemübungen macht, bereite ich auch noch den Rest, den ich fürs Katheterisieren brauche, her. Als alles vorbereitet ist, trete ich wieder zu ihr an den Stuhl und lege meine Hände auf ihre Oberschenkel. „So, ich habe jetzt alles hergerichtet, was heißt, dass wir jetzt beginnen können. Bist du bereit? Darf ich?" Sie schaut nochmal zu Michi, der ihr beruhigend zulächelt, widmet sich danach zu mir und nickt leicht. Ich lächle sie auch nochmal an und konzentriere mich wieder auf ihren Intimbereich. Es ist immer ein gutes Gefühl zu wissen, dass man für den Notfall einen zweiten Arzt dabei hat, der den Patienten oder die Patientin im Zweifelsfall festhalten kann. Durch Michis Anwesenheit kann ich mich außerdem voll und ganz auf die Behandlung konzentrieren und muss mich nicht auch noch darum kümmern, die Patientin zu beruhigen. Natürlich kommuniziere ich ab und zu schon mit ihr, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf ihrem Intimbereich. Als ich den Katheter lege, zuckt sie nur leicht zurück, aber bewegt ihre Beine dabei zum Glück nicht. „So, schon geschafft. War doch gar nicht so schlimm, oder?" „Nein, ich dachte ehrlich, es würde schlimmer werden." „Ok, sehr schön. Wir lassen den Urin da jetzt mal rauslaufen und wenn alles draußen ist, dann ziehe ich ihn dir wieder. Das wird nochmal kurz unangenehm, aber es wird auf jeden Fall nicht schlimmer, als das Einführen gerade, ja?" Sie nickt und scheint sichtlich erleichtert darüber zu sein, dass sie es jetzt bald hinter sich haben wird.

„Gut,  ich denke, es ist jetzt alles draußen. Du hast auch nicht mehr den Drang zu urinieren, oder?" „Nein" „Ok perfekt, dann ziehe ich ihn dir schnell und verschreibe dir nachher etwas, damit die Blasenentzündung so schnell wie möglich weggeht, ja? Und das nächste Mal gleich zu einem Urologen gehen – das gehört nämlich eigentlich in unser Fachgebiet.", kläre ich sie auf, während ich das Ziehen des Katheters vorbereite. „Gut, jetzt nochmal ganz lockerlassen." „Versuche wirklich, dich zu entspannen – es ist alles gut", sagt auch Michi, nachdem er gemerkt hat, dass sie noch immer recht verkrampft ist. Anscheinend vertraut sie uns inzwischen, da sie tatsächlich gut lockerlässt, so, dass ich den Katheter ohne Probleme wieder aus ihr rausziehen kann. „So, das war's auch schon. Das hast du wirklich ganz toll gemacht.", lobe ich sie und lächle ihr ermutigend zu. „Ja, da kann ich Felix nur zustimmen und das nächste Mal, wenn du eine Blasenentzündung hast, gehst du bitte früher zum Arzt, dann wird dir der Katheter sogar ganz erspart bleiben." „Verstanden", sagt sie und wird leicht rot. Ja, ein bisschen kann sie sich ruhig schämen. Ich verstehe nicht, warum man so lange warten muss, bis man sich an einen Arzt wendet. Ich verstehe ja, dass die PatientInnen Angst haben, aber was sie, glaube ich, nicht verstehen, ist, dass sie durch das Aufschieben nur noch mehr Behandlungen über sich ergehen lassen müssen, da es ja meist ohne Behandlung immer schlimmer wird. Naja, zum Glück mussten wir jetzt bei Alexandra nur einen Katheter legen – das war schnell gemacht und ich denke auch für sie halb so schlimm.

„Danke, dass du so schnell kommen konntest.", bedankt sich Michi bei mir, nachdem wir die Patientin verabschiedet haben. „Kein Problem, immer wieder gerne, wenn du meine Hilfe brauchst." „Heute war übrigens mein letzter Arbeitstag, bevor es mit Jackie nach New York geht – dort werde ich ihr den Antrag machen." „Uhhh, na dann, viel Glück. Wie schon gesagt, meinen Segen hast du." „Danke Mann, ich hoffe wirklich, dass sie ja sagt." „Bist du blind? Sie ist Hals über Kopf verliebt in dich – natürlich wird sie ja sagen." „Hoffen wir's. Wir wissen ja beide, dass die Frau immer für Überraschungen gut ist." „Ja, aber doch nicht für so eine. Was dir passieren könnte, ist, dass sie seit Monaten Schmerzen hat, sie dir verschweigt und dann beim Antrag zusammenbricht, aber sonst sollte eigentlich nichts passieren." Michi lacht leicht und sagt: „Ja, das klingt nach Jackie." „Aber wenn sie wieder so ne Scheiße abzieht, dann komme ich persönlich nach New York und mache ihr eine ordentliche Ansage, wenn du es schon nicht tust." „Einverstanden." „Ich drück dir die Daumen – wird schon schiefgehen."

Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt