Kapitel 49

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Felix P.O.V.:

„Gut, Sie haben ja eh nur noch die Unterhose an. Darf ich Ihnen die ausziehen?", frage ich zur Sicherheit, obwohl klar sein sollte, dass ich das tun muss, um mit der Behandlung zu beginnen. Sie nickt und hilft mir, sich zu entkleiden. „Oh Gott, das ist mir so peinlich." „Das muss Ihnen gar nicht peinlich sein. Wenn Sie wüssten, was ich alles schon gesehen habe. Außerdem passiert sowas gar nicht so selten, wie Sie jetzt vielleicht denken." Sie nimmt die Hand ihres Mannes und drückt sie fest. Ich glaube, dass sie Angst davor hat, dass ich ihr weh tun würde. „Hey, keine Angst. Ich erkläre Ihnen jetzt mal, wie ich vorgehen werde, damit Sie sehen, dass es gar nicht so schlimm sein wird, wie Sie jetzt vielleicht glauben. Ich werde ein Spekulum in Sie einführen – das kennen Sie ja schon vom Gynäkologen und dann werde ich den Tampon auch schon sehen und entfernen können. Danach ziehe ich das Spekulum wieder aus Ihnen und dann sind wir auch schon wieder fertig." „Ok, das klingt tatsächlich nicht so schlimm." „Ist es auch nicht. Falls für Sie irgendwas unangenehm ist, melden Sie sich bitte sofort, ja? Sie waren eh schon mal beim Frauenarzt, oder?", frage ich, um

sicherzugehen. Sonst müsste ich ein noch kleineres Spekulum holen. „Ja, natürlich. Ich gehe jedes halbe Jahr." Sieh an, es gibt tatsächlich Frauen, die ihre Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und die man nicht dazu zwingen muss. „Das freut mich zu hören. Gut, dann starte ich jetzt, ja?" Nachdem sie mir ihre Einwilligung gegeben hat, trage ich etwas Gleitgel auf und lasse das Spekulum sanft und langsam in sie gleiten.

„Wow, so sanft macht das meine Frauenärztin nie. Sind Sie auch Gynäkologe?" „Nein, ich bin Urologe, aber falls Sie mal einen Katheter gelegt brauchen, können Sie gerne in meine Praxis kommen.", sage ich und lächle ihr zu. „So, ich entferne jetzt den Tampon. Das könnte sich ein bisschen unangenehm anfühlen, aber ich bitte Sie, trotzdem still liegen zu bleiben, damit ich Sie nicht verletzte." Als ich damit beginnen, den o.b. aus ihr zu ziehen, beginnt sie sich etwas zu winden, was ich jedoch sofort unterbinden muss. Schließlich will ich nicht, dass sie sich noch zusätzliche Verletzungen zuführt. „Ruhig liegen bleiben bitte", sage ich in einem etwas strengeren Ton, worauf sie sofort wieder ruhig da liegt – würde Ellie nur immer so schnell auf mich hören, würden wir uns viel ersparen. „Gleich haben Sie es geschafft." Als ich das Spekulum aus ihr ziehe, verkrampft sie nochmal ein wenig, also stoppe ich wieder kurz. „Na? Ist gleich vorbei. Ich muss das Spekulum nur wieder aus Ihnen entfernen. Nochmal lockerlassen und dann haben Sie es auch schon geschafft." Auf diese Aussage hin lässt sie tatsächlich locker und erlaubt mir damit, die Behandlung abzuschließen. Die beiden danken uns und ich sage ihnen gefühlt zehnmal, dass es kein Problem war, weil die zwei sich in Grund und Boden schämen – zuerst war die Aufregung wohl größer, als das Schamgefühl, aber inzwischen hat sich das offensichtlich geändert. Als ich ihnen nochmal in Ruhe gesagt habe, dass es ihnen wirklich nicht peinlich sein muss und dass wir für solche Fälle da sind, haben sie uns nochmal gedankt und haben sich von uns verabschiedet.

Als wir wieder im Auto sitzen, kommt direkt der nächste Notfall rein, und zwar ein Kind mit einem tic tac in der Nase. Einmal bin ich seit Ewigkeiten mal wieder im Rettungsdienst und alles, was ich tun muss, ist irgendwelchen Leuten irgendwelche Gegenstände aus irgendwelchen Körperöffnungen zu holen? Naja, so ist das nun mal im Rettungsdienst – keine Schicht ist wie die andere. „Von der einen Körperöffnung direkt zur anderen", scherzt Jenny, die heute den Wagen fährt und bringt mich mit dieser Aussage auch ein wenig zum Lachen, da es im Prinzip derselbe Gedanke ist, den ich auch gerade hatte. Naja, wie dem auch sei, machen wir uns jetzt schnell auf den Weg zu diesem Kind und hoffen, dass wir dort auch so schnell helfen können, wie beim letzten Einsatz.

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Wegen der Kommentare unter dem letzten Post: Ja, ab und zu geht es auch einfach 😅 Ich wollte auch mal einen Arztbesuch schreiben, bei dem alles mehr oder weniger gut abläuft ^^ Aber keine Sorge - Drama is on it's way 😉

Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt