Kapitel 5

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Immer noch Flashback:

Als wir beim Restaurant ankommen, muss ich schon ziemlich dringend auf die Toilette,  also entschuldige ich mich bei Felix und verschwinde schnell aufs stille Örtchen, während er schon mal einen Platz für uns sucht. Jedoch folgt die ersehnte Erleichterung nicht, als ich mich aufs Klo setze. Scheiße... komm schon... das muss doch jetzt gehen. Ich versuche so kräftig, wie nur möglich, zu pressen, aber es kommt einfach nichts raus. Anscheinend habe ich in meiner Lage die Zeit vergessen, da plötzlich von draußen jemand an die Tür klopft. „Hey Ellie, du bist da jetzt schon 15 Minuten drinnen. Alles ok?", erklingt Felix Stimme. Scheiße! Was sage ich denn jetzt, damit er mich in Ruhe lässt? „Ähm... ja, alles ok. Ich muss nur groß.", lüge ich. Es ist zwar extrem peinlich, aber besser als die Wahrheit. „Oh, ok. Dann lasse ich dich alleine, ja? Falls du was brauchst, kannst du mich anrufen." „Ja, danke!", rufe ich und bin erleichtert, dass er mir meine Notlüge abgenommen hat. Ich versuche noch ein paar Mal, doch einen kleinen Tropfen aus mir herauszubekommen, aber es kommt rein gar nichts. Irgendwann gebe ich es auf und gehe wieder zu Felix. Soll ich es ihm vielleicht doch sagen?

Ich habe den ganzen Abend überlegt, ob ich ihm beichten soll, dass ich nicht urinieren kann und bin zum Entschluss gekommen, noch bis morgen zu warten. Wenn es bis dann nicht besser ist, bleibt mir sowieso nichts anderes über, als es ihm anzuvertrauen. Den Weg nach Hause durch die wunderschöne Altstadt kann ich leider auch nicht richtig genießen, da mich die ganze Zeit starke Schmerzen plagen. „Ok, ich habe den ganzen Tag darauf gewartet, dass du dich mir anvertraust, aber anscheinend kommt da nichts mehr. Glaubst du, dass ich blöd bin? Ich bin Urologe, Ellie. Wie lange hast du die Blasenentzündung schon?" „Woher weißt du...?" „Ich kenne die Symptome und dass du mit diesen Symptomen 20 Minuten auf der Toilette warst, weil du ,groß musstest', kauft dir kein Urologe dieser Welt ab." „Ich wollte bis morgen warten...", gebe ich kleinlaut zu. „Ellie, das war total unvernünftig. Du müsstest doch wissen, dass es wichtig ist, bei einer Blasenentzündung so schnell wie möglich Maßnahmen zu treffen. Also... wie lange schon?" „Seit heute Morgen." „Ok, zumindest noch nicht sooo lange. Trotzdem muss der Urin raus – entweder du schaffst es, zuhause eigenständig auf die Toilette zu gehen, oder ich werde dir einen Katheter legen." „Nie im Leben!" „Ellie, doch! Da gibt es gar keine Diskussion!", sagt er bestimmt. „Aber..." „Kein aber! Der Urin muss das raus. Entweder du schaffst es alleine, oder ich helfe dir – Ende der Diskussion." Na toll, ich darf mir von meinem Freund, mit dem ich noch nicht mal Sex hatte, einen Katheter legen lassen. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch, selber zu urinieren oder ihn zumindest davon zu überzeugen, mir keinen Katheter zu legen.

Flashback Ende

Natürlich konnte ich ihn damals nicht davon überzeugen, da er wie immer seinen Willen durchsetzen musste. Er war aber zumindest total vorsichtig und hat sogar einen Kinderkatheter genommen, da meine Urethra schon recht gereizt war. Mein Freund hat meine Vulva gesehen, da hatten wir noch nicht mal Sex. Ich denke, jede Frau kann sich vorstellen, wie unschön das war, aber er ist total professionell gewesen – das hat mir damals zumindest ein bisschen geholfen.

Felix unterbricht meine Gedanken, als er vor meinen Augen mit seinen Fingern schnipst und sagt: „Erde an Ellie. Darf ich dir jetzt bitte einfach schnell, ohne das ganze Theater, deinen Bauch abtasten?" „Aber nur, wenn das heute das letzte Mal ist." „Das wird es nicht sein und da gibt es auch gar keine Diskussion. Leg dich  jetzt hin und schiebe dein Shirt hoch", sagt er jetzt schon etwas strenger. „Ich will aber nicht – das heilt mit den Medikamenten eh von alleine." „Ellie, gleich reißt mir der Geduldsfaden. Leg dich jetzt sofort hin. Wir wissen beide, dass du deine Gesundheit gerne schleifen lässt, also lass das doch meine Sorge sein und lass dich fallen." Er kommt doch irgendwann eh damit durch, da kann ich mir die Diskussion eigentlich sparen. Ich schaue ihn genervt an und lege mich auf meinen Rücken. „Du weißt aber, dass du mir gehörig gegen den Strich gehst gerade, oder?" „Wie könnte ich das bei dem Gesichtsausdruck übersehen?" Diese Aussage bringt mich sogar ein bisschen zum Schmunzeln. Auch wenn ich es nicht wirklich ausstehen kann, von ihm untersucht zu werden, weiß ich wenigstens, dass ich ihm zu 100% vertrauen kann.

Warum ausgerechnet dominant? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt