Ich steuere geradewegs auf die metallene Tür des Gebäudes zu, die bereits schief in ihren Angeln hängt, drehe mich etwas seitlich nach rechts, hebe den linken Arm schützend vor meinen Körper und breche einfach durch sie hindurch. Sie fällt scheppernd zu Boden während ich kurz stehen bleibe um mich zu orientieren.
Das Erdgeschoss ist komplett verwüstet. Einige Wände bestehen aus kaum mehr als den Säulen, die das Gebäude tragen. Schleichend breitet sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus. Wo zur Hölle ist Sam?! Er mag vielleicht ein dummes Arschloch sein, das alles Menschenmögliche tut, um mir die letzten Nerven zu rauben, und er mag auch der verdammte Idiot gewesen sein, der Steves Schild aus der Hand gegeben hat, aber trotzdem wird mir bei dem Kopfkino, das sich gerade in meinen Gedanken anspielt, unglaublich schlecht.
Ich höre Kampfgeräusche aus einem der oberen Stockwerke und sprinte sofort zur Treppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend rase ich los. Als ich fast im zweiten Stock angekommen bin, erschallt ein lauter Schlag und ein metallenes Klappern und in mir macht sich die Hoffnung breit, dass Sam Walker das scheiß Schild weggeschlagen hat.
Ich erklimme die letzte Stufe und werde eines besseren belehrt. Vor mir auf dem Boden liegen Sams Flügel. Fuch, das fühlt sich an als hätte mir gerade jemand in den Magen geschlagen.
Ich sehe mich hektisch um und renne ins nächstgelegene Zimmer, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Walker Sam brutal vor die Brust tritt und ihn so gegen die Wand schleudert.
"Hey Super-Arschloch! Versuchs doch mal mit jemandem von deinem Kaliber!"
Walker reißt seinen Kopf herum und stiert mich wutentbrannt an. Er antwortet nicht, sondern schnaubt nur und geht auf mich los. Ich weiche seinem Schlag aus und ducke mich unter seinem Arm hindurch. Doch sofort saust von der anderen Seite ein Schild auf mich zu. Ich schaffe es gerade noch so meinen linken Arm zu heben um ihn abzuwehren. Mit der Rechten schaffe ich es, einen Schlag gegen seine Schläfe zu landen, aber er wirkt nicht sehr beeindruckt, sondern schleudert mir den Schild erneut vor die Brust. Ich stolpere rückwärts und er ist sofort wieder da, kickt mir die Beine weg. Ich stürze und spüre den Schild an der Kehle. Fuck!
Der Mann über mir sieht mir hasserfüllt in die Augen während er den Schild immer fester an meinen Hals presst. Meine Sicht wird schwammig, doch ich bemerke eine Bewegung hinter Walker und fasse neuen Mut. Ich lasse den Schild mit der linken los, der dadurch unerbittlichen fest gegen meine Kehle gedrückt wird. Mir wird schwarz vor Augen, trotzdem findet meine Faust ihr Ziel. Ich treffe Walker am Kinn, wodurch er etwas nach hinten taumelt - direkt in Sams Schlag. Das klang schwer nach gebrochener Nase.
Walker fängt sich wieder und landet einen Treffer an Sams Schläfe, dafür trete ich ihn vor die Brust. Er wird mit dem Rücken an eine freistehende Betonsäule geschleudert und will sich wieder aufrappeln, doch ich drücke ihn gegen die Säule und halte mit dem Metallarm seinen Schildarm fest. Sam packt diesen und zieht so heftig er kann, benutzt den noch intakten Antrieb der Flügel als Schub.
Ein markerschütterndes Knacken ertönt. Sam und der Schild fallen in unterschiedliche Richtungen zu Boden, während Walker einen gequälten Schrei ausstößt; sein Arm steht in einem unatürlichem Winkel ab.
Schwer atmend lasse ich von Walker ab und richte mich auf. Sam scheint sich auch erst wieder fangen zu müssen. Hätte dieser Dummkopf den Schild behalten, hätten wir uns das alles sparen können. Natürlich glaube ich nicht, dass Walkers Verbrechen Sams Schuld waren, trotzdem kann ich seine Beweggründe immer noch nicht wirklich verstehen. Aber vielleicht muss ich das auch nicht. Wir haben den Schild wieder.
Ich hebe das blutige Ding auf und lasse es neben Sam wieder zu Boden fallen während ich ihm einen vielsagenden Blick zuwerfe. Diesmal sollte es der Richtige bekommen.
...
Ich trete aus diesem Schrotthaufen, der wohl einmal ein Gebäude werden sollte und atme tief ein. Wir haben es geschafft. Wir haben den Schild endlich wieder.
Wir.
Ja, scheint so als wären Sam und ich jetzt ein Wir. Die letzten paar Tage hat sich klar gezeigt, dass wir zusammen sehr viel effektiver und erfolgreicher kämpfen als alleine. Er ist ein fähiger Soldat und - ein guter Freund. Ich vertraue ihm.
Ich schnaube humorlos auf. Wann ich das wohl das letzte Mal habe sagen können? Ist definitiv eine Weile her.
Mir fällt wieder ein wie mein Herz gerast hat und wie sich mein Magen fast umgestülpt hat, als ich nicht wusste, ob es ihm gut geht. Dieser Dummkopf ist mir anscheinend echt wichtig. Ich grinse in mich hinein, muss aber gleichzeutig den Kopf über mich selber schütteln.
In diesem Moment tritt ein leicht ramponiert aussehender Sam mit einem wirklich einfach nur beschissen aussehendem Walker aus der Tür, letzterer gefesselt, versteht sich. Er übergibt Walker an die Offiziellen, die inzwischen eingetroffen sind, dann wendet er sich zu mir.
"Was gibts denn da zu grinsen, Buck?"
"Ach nichts, Sam, ich genieße nur, wie scheiße du aussieht."
Ich erkenne ein kleines Aufleuchten in seinen Augen, als ich ihm beim Vornamen nenne, aber erstaunlicherweise lässt er es unkommentiert.
"Gleichfalls, Buck."
Mein Grinsen wird nur breiter.
"Wir haben noch keine weiteren Spuren zu Karlis Verbleib oder den Plänen der Flagsmashers. Bis dahin haben wir mehr oder weniger Urlaub. Wohin gehts für dich?"
"Erstmal muss ich mir ein Auto besorgen, jetzt da fliegen nicht mehr wirklich eine Option ist... und dann nach Lousiana, zu meiner Schwester. Ich habs ihr versprochen."
Er sieht mich fast entschuldigend an, was mich etwas verwirrt. Aber ich mache mir keine weiteren Gedanken darüber.
"Und du?"
"Ach, weiß noch nicht. Muss mich mal wieder bei der Therapie blicken lassen, sonst werde ich wohl wieder abgeführt."
Ich zwinkere ihm zu. Ja, ich sollte tatsächlich mal wieder zur Therapie, aber Sam hat mir gerade eine Idee gegeben, die ich definitiv umsetzten werde.
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Winterfalcon - wie du mir; so ich dir
FanfictionBeginnt mit der Story von TWATWS und bleibt bis kurz vor Ende nah an der Originalgeschichte aus Buckys Sicht, dreht sich aber vor allem um seine wachsenden Gefühle für Sam und seiner persönlichen Traumabewältigung. Warnung: Bucky hat viel mit Alpträ...