Geiseln

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Als ich Sams Nachricht, die Flagsmashers seien hier, erhalten habe, dachte ich, sie hätten vielleicht den Kontinent erreicht. Oder wären irgendwo im Untergrund gesichtet worden.

Womit ich nicht gerechnet habe, ist die zweite Nachricht, die lediglich aus einer Adresse eines Congressgebäudes in New York und drei Ausrufezeichen besteht.

Fuck. Sie sind hier.

Ich schwinge mich umgehend auf mein Bike und verbinde mein Headset mit Sams.

"Bin unterwegs, Cap!"

"Wird auch verdammt noch mal Zeit, Bucky. Karli hat einige Geiseln genommen und schleust sie gerade aus dem Gebäude!"

"Wohin wollen sie?"

"Wir tracken sie, ich schicke dir ihren Standort. Beeil dich, Mann! Ich weiß nicht, wie lange ich hier alleine klarkomme..."

Ich beschleunige weiter und bin bald in Sichtweite von drei gepanzerten Trucks, die hinter einer Barrikade stehen. Das müssen sie sein. Zwischen den Trucks erkenne ich einen der Flagsmasher und fasse kurzentschlossen einen Plan.

Weiterhin nicht bremsend rase ich auf die Barrikade zu und reiße direkt davor mein Hinterrad in die Luft. Das Bike kracht gegen die Barrikade während ich über sie hinüber geschleudert werde und meine geballte Faust den Flagsmasher an der Schläfe trifft. Mein Gewicht reißt uns beide zu Boden.

Ich erhebe mich, mein Gegner scheint ausgeknocked. Gerade will ich mich den Trucks mit den Geißeln zuwenden, als Kalri mich mit einem Schrei von der Seite angreift.

Sie erwischt meine Schulter, doch ich fange mich direkt wieder, weiche der zweiten Faust aus und lande einen Treffer mit dem Stiefel in ihrem Bauch, der sie einige Meter zurückschleudert, wo ich noch eine ganze Horde von Flagsmashers entdecke.

Plötzlich landet Sam samt Schild zwischen uns und ruft mir über die Schulter zu: "Die Geiseln! Ich werde mit denen schon fertig!"

Ohne einen weiteren Moment zu verschwenden renne ich zu den Trucks und versuche die Türen aufzureißen. Selbst mit Serum und Metallarm erweist sich das als sehr schwierig.

Ich schlage immer heftiger auf das Gerät ein, das die Tür zu verschießen scheint und ziehe wieder mit all meiner Kraft am Griff der Tür, bis sie schließlich vom Truck abreißt und polternd zu Boden fällt. Schnell helfe ich den Geiseln beim Aussteigen und wende mich dann den beiden anderen Wagen zu.

Als ich alle befreit habe und mich nach Sam umsehe, kann ich nur noch einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, wie er in einem Gebäude verschwindet. Karli ist nirgens zu sehen, also folge ich Sam.

Das Gebäude ist eine einzige Baustelle, kaum ausgeleuchtet und voller Müll. Davon ausgehend, dass hier nicht nur Sam, sondern auch Karli ist, schleiche ich lautlos durch die Gänge.

Plötzlich höre ich zwei Schüsse in kurzer Folge und mein Herz setzt einige Schläge aus. Sam. Ich werfe den Vorsatz, unaufällig zu sein komplett über Bord und stürme los. Die Schüsse schienen aus dem oberen Stockwerk zu kommen.

Ein weiterer Knall hallt durch da Gebäude und ich schaffe es irgendwie meine Schritte weiter zu beschleunigen.

Fuck, fuck, fuck. Sam! Ich kann ihn nicht verlieren, ich...

Immer drei Stufen auf einmal nehmend erreiche ich schließlich das Obergeschoss und rase durch alle Räume, bis ich in einem fündig werde.

Am Boden liegt eine tote Karli Morgenthau und neben ihr eine blutende Sharon Carter mit Schusswunde. Kein Sam. Wo ist er?

"Scheiße, Sharon, was ist passiert?"

"Ich hatte keine Wahl, Barnes. Ich musste abdrücken. Du hättest es genauso gemacht"

Vielleicht. Aber Sam nicht, er würde mich dafür verachten. Eine Antwort spare ich mir.

"Wo ist Sam?"

Nun wirkt Sharons Blick besorgt, fast ängstlich.

"Ich weiß es nicht, Barnes. Sie... haben ihn mitgenommen. Einige Flagsmashers waren vor dir hier. Als sie dich die Treppen haben hochrennen hören, sind sie durchs Fenster raus und meinten >Wir haben was wir brauchen. Diesen Kampf führen wir einandermal.<"

"Was?! Heißt das sie haben ihn entführt? Wie? Und warum? Scheiße, Sam..."

"Ihr Ziel war es, mit Geiseln Druck auf die Regierung auszuüben, und die habt ihr befreit... ich denke sie haben eine jetzt effektivere Geisel..."

Mir weicht alles Blut aus dem Gesicht als ich begreife.

"Captain America. Scheiße, was werden sie ihm antun?! Ich mache Hackfleisch aus ihnen wenn sie ihm auch nur ein Haar krümmen!"

"Barnes, wir wissen nicht, wo sie ihn hingebracht haben. Wir müssen auf neue Informationen warten!"

"Ich werde sicherlich nicht stillsitzen und hoffen, dass er auf irgendeiner verdammten Kamera auftaucht! Gib mir Bescheid wenn ihr was rausgefunden habt, ich mache mich selbst auf die Suche!"

Ich springe ohne ein weiteres Wort aus dem Fenster und sprinte los. Irgendwohin. Dabei rasen meine Gedanken und ich zähle zusammen was ich weiß.

Die Flagsmashers haben gerade ihre Anführerin verloren. Sie sind verzweifelt und gefährlicher denn je. Sie haben Sam, nein, Captain America in ihrer Gewalt, um ihn als Druckmittel zu verwenden...

Und ich verstehe endlich.

Sie haben nichts mehr zu verlieren. Entweder sie bekommen was sie wollen, oder sie werden in einem Knall untergehen, damit ihre Botschaft überlebt. Sam schwebt in noch größerer Gefahr als ich dachte, denn sie werden nicht zögern, diesen Knall seine Hinrichtung sein zu lassen.

Winterfalcon - wie du mir; so ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt