A/N: Kleine Warnung: In diesem Kapitel werden Drogen genannt.
Draußen auf im Gang krame ich das Notizbuch aus der Tasche, in dem die Namen aller stehen, denen ich Wiedergutmachung leisten möchte. Ich streiche endlich Yoris Names und mich durchstömt eine wundervolle Ruhe. Mir war gar nicht aufgefallen wie schwer meine Schuldgefühle eigentlich auf mir lasteten, bis ich ihm alles erzählt habe.
Jetzt, wo ich wieder etwas leichter atmen kann, will ich nur noch eines: Sam anrufen. Ich greife in meine Hosentasche, halte jedoch in der Bewegung inne... denn was genau will ich ihm sagen? Dass es mir jetzt besser geht? Dass ich "geheilt" bin?
Trotz der Erleichterung, die ich gerade verspüre, wäre das eine eine glatte Lüge. Ich werde immer einen Schatten mit mir tragen, nur lerne ich langsam, ihn auf Abstand zu halten. Und ich will Sam nicht anlügen. Ihn einfach so grundlos anzurufen wäre aber auch seltsam, oder?
Also seufze ich einmal auf und wende mich wieder meinem Notizbuch zu.
Der nächste Name lautet: Allison Young.Ich versteinere mich während mich die Erinnerungen überfluten.
~~~
Es war ein heißer, aber nicht schwüler Abend im August 1969. Der Winter Soldier hatte einen neuen Auftrag bekommen und war gerade am Studentenheim in Atlanta angekommen. Als er die Tür öffnete, empfing ihn laute Musik und ein Geruch von Alkohol - und Gras. Hier feierte ein Haufen Studenten die Semesterferien. Oh Mann, das würde zu einfach werden. Sein Auftraggeber hatte gesagt, es sollte wie ein Unfall aussehen - oder Selbstmord, hauptsache niemand würde Fragen stellen.
Das Ziel: Derrick Young, 22 Jahre, Biologiestudent im dritten Semester. Er hatte Bodenproben von den Wiesen um die Fabrik seines Arbeitgebers gesammelt und dabei wohl ein paar unerfreuliche Dinge aufgedeckt. Und nun musste er beseitigt werden.
Der Winter Soldier fand Derrick sehr schnell. Er saß etwas abseits und redete energisch auf eine junge Frau ein, die ihm erstaunlich ähnlich sah, offensichtlich die Zwillingsschwester, Allison Young.
"...nein, Ally, hör mir doch zu, ich sage dir doch, ich hab da was gefunden! Ich glaube, das ist was Großes, so nationaler-Aufruhr-groß! ... ach komm schon, hör mich doch wenigstens mal zu!"
"Sorry, Ricky, aber du bist nur wieder high. Lass uns da morgen drüber reden, wenn wir wieder klar denken können. Ich geh mal kurz für kleine Mädchen... und Rick, ich hab dich lieb, das weißt du oder?"
"Jaja, klar doch... weiß ich doch"
Perfektes Timing. Derrick erhob sich mit seiner Schwester, blieb aber in der in der geschützen Ecke stehen. Er rieb sich über Augen und Nacken während er rastlos auf- und ablief.
Einer Eingebung folgend platzierte ich mich rechts von ihm, im Schatten eines großen Lüftungsauslasses am Rand des Daches. Hier konnte mich definitiv kein anderer Partygast mehr sehen. Also schön, los gings.
"Hey Ricky, komm mal hier rüber!"
"Wer ist da?"
Ich entschloss mich nichts zu sagen, da Menschen meist dümmer sind, als ihnen gut tut, und ich ihn so nur unnötig misstrauisch machen würde. Er war nun fast am Schacht...
"Hallo? Wer ist-"
Als er bei mir war, schlug ich ihm mit der geballten Faust gegen die Schläfe, sodass er gegen das Geländer des Daches stieß. Dann trat ich ihm mit voller Wucht vor die Brust und er fiel.
Kurze Zeit später hörte ich einen dumpfen Aufprall und nickte, das wäre schonmal geschafft.
Ich zog mich wieder in den Schatten des Luftauslasses zurück und überlegte mir, ob ich noch einen Abschiedsbrief oder ähnliches schreiben sollte, entscheid mich aber dagegen. Solange ich nicht erwischt wurde, würde keiner eine Verbindung zu meinen Auftraggeber sehen, nur ein paar bekiffte Nichtsnutze von denen wohl einer geglaubt hatte, Fliegen zu können. Das war wirklich fast zu einfach.
~~~
Und nun stehe ich vor Allisons Türe und kämpfe mit mir. Verdammte Scheiße, es ist wirklich schwer, diese Leute Aug in Aug zu treffen. Okay James, reiß dich zusammen, du musst das jetzt hinkriegen. Sie hat es verdient.
Ich hebe meine Hand und betätige die Klingel.
Eine junge Frau mit Pferdeschwanz und blauem Kittel öffnet mit dir Türe.
"Ja?"
"Ähm... hallo, mein Name ist... ist James Barnes. Lebt Allison Young noch hier?
"Meinen Sie vielleicht Allison Fuller? Sie ist seit 6 Jahren verwitwet. Ich bin ihre Pflegekraft, Ms. Darter. Ich habe Sie hier noch nie gesehen, Mr. Barnes. Was wollen Sie von der alten Frau?"
Ms. Darter scheint mich mit ihren Blicken gerade zu Aufspießen zu wollen.
"Ich... ich möchte sie besuchen. Ich... mein Vater hat sie und ihren Bruder gekannt und er hat mir so viele Geschichten erzählt... ich würde sie gerne kennen lernen."
Die Frau zieht unbeeindruckt eine Augenbraue hoch, doch dann wird ihr Blick überlegend.
"Es wäre tatsächlich schön, wenn ich nicht immer den Alleinunterhalter geben muss, sie kann schrecklich nervig sein, wenn ihr langweilig ist. Kommen Sie herein."
Sie tritt einen Schritt beiseite und deutet auf die Türe hinten am Ende des Hausflures.
"Aber Mr. Barnes?"
"Ja?"
"Seinen Sie ja vorsichtig, was Sie sagen und verschrecken Sie Allison nicht! Sie ist wirklich alt, und der Tod ihres Bruders scheint eine Wunde zu sein, die nie ganz verheilt ist. Ich glaube, ihr Herz würde das nicht mitmachen. Sie ist zwar manchmal eine nervige Plappertante sein, aber ich will sicherlich nicht, dass sie an einem Herzinfarkt stirbt."
Langsam beginne ich mich zu fragen, warum diese Frau eigentlich Pflegerin geworden ist, aber irgendwie finde ich ihre unverschämte Art auch amüsant. Den Kopf schüttelnd trete ich ein.
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Winterfalcon - wie du mir; so ich dir
FanfictionBeginnt mit der Story von TWATWS und bleibt bis kurz vor Ende nah an der Originalgeschichte aus Buckys Sicht, dreht sich aber vor allem um seine wachsenden Gefühle für Sam und seiner persönlichen Traumabewältigung. Warnung: Bucky hat viel mit Alpträ...