Teil 14

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Als ich zurück in meine Wohnung kam, machte ich mich sofort bettfertig. Ich war hundemüde. Ich ließ mich in mein großes, warmes, gemütliches Bett plumsen, schaltete das Licht aus und mummelte mich bis oben hin ein. Obwohl ich so müde war, konnte ich dennoch nicht schlafen. Mir fiel das was heute passiert war wieder ein. Ich hatte die ganze Zeit nicht mehr daran gedacht, aber wenn man im Bett liegt, kommen ja bekanntlich alle Erinnerungen wieder hoch. Nicht, dass das in diesem Fall schlecht war, ich fand das kleine Treffen mit Samu heute - bis auf die Sache mit dem Fast-Unfall - eigentlich ganz schön. Mir fielen auch seine schönen, ozeanblauen Augen und sein süßes Lachen wieder ein. Das ließ mir ein Lächeln über die Lippen huschen. 'Mina, Stop! Du weißt was das letzte mal passiert ist als du verliebt, beziehungsweise mit jemandem zusammen warst!' schrie meine innere Stimme.  Aber ja, es stimmte. Als ich noch mit meinem Ex, Andreas zusammen war, ist das nicht so toll gelaufen. Ach, wem machte ich was vor, es ist richtig scheiße gelaufen!  Dieser Typ konnte seine Eifersucht einfach nicht unter Konrolle bringen. Er wollte nie, dass ich mit anderen Leuten Zeit verbrachte. Wenn ich es trotzdem gemacht hatte, gab es immer Streit. Er war immer der festen Meinung, dass ich ihn betrog. Einmal ist er sogar so ausgetickt, dass er mich geschlagen hatte. Meinen Eltern hatte ich das zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt, weil ich Angst hatte. Ich sprach Andreas mehrere Male darauf an, dass es so nicht ginge. Er versicherte mir immer wieder dass er sich bessern würde. Irgendwann ging er aber zu weit. Er wollte mich nur noch für sich alleine. Das realisierte ich aber viel zu spät. Er hatte sich wirklich eine Zeit lang gebessert, und als er mich fragte ob ich bei ihm einziehen wollte, stimmte ich zu. Leider ein Fehler, wie sich später herausstellte. In den ersten paar Wochen ging alles noch ziemlich gut, aber später durfte ich nicht mal mehr raus. Er hat mich bei sich von der Außenwelt abgeschottet. Türen und Fenster waren für mich verschlossen. Ich hatte keinen Ausweg. Ich durfte nur in Begleitung von ihm das Haus verlassen. Und es wurde immer schlimmer. Die Eifersucht wurde bei ihm schon geweckt, wenn ich telefonierte! Dann gab es wieder gestreite und geschreie. Irgendwann war ich dann einfach ruhig und tat, was er sagte, bevor es wieder zu einer Eskalation kam. Und als ob das ganze nicht schon genug gewesen wäre, nahm er mir mein Handy ab, dass ich ja mit niemanden mehr sprach. Mit Liebe hatte das schon lange nichts mehr zu tun. Er war verrückt! Besessen! Und mich von ihm trennen? Wollte ich, konnte ich aber nicht. Die Angst war zu groß. Wer weiß, zu was er noch alles fähig gewesen wäre! Als meine Eltern und Freunde dann drei Wochen nichts von mir hörten, schalteten sie die Polizei ein, die mich dann aus den Fängen dieses Verrückten befreiten. Danach wurde er wegen Freiheitsberaubung inhaftiert. Zum Glück. Das ganze war jetzt zwei Jahre her. Und es kam mir immer mehr vor wie einer der Fälle bei ,,Anwälte im Einsatz" oder ,,Im Namen der Gerechtigkeit". Seit dem hatte ich keinen Freund mehr. Weil ich einfach Angst hatte, das so etwas noch einmal passierte. Das war noch ein Grund mehr, warum ich nach Finnland gegangen bin. Ich wollte meinem altem Leben für einige Zeit den Rücken zukehren und etwas neues, schöneres entdecken. Ich spürte, wie eine Träne an  meiner Wange herunter kullerte. Und es folgten ihr noch mehr. Diese Gedanken rissen die Narben, die geblieben waren, immer wieder auf. Ich versuchte sie aber, so schnell wie möglich wieder zu verdrängen, in dem ich mein Handy nahm und mir die Kopfhörer in die Ohren steckte. Und dann hörte ich das Lied, das mir immer neue Kraft gab. Lifesaver.

You can never be ReadyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt