Wieder war ein Schultag rum. Ein anstrengender noch dazu. Zuerst hatte ich Mathe gehabt und danach Chemie, Hofeinführung und Physik. Chad konnte es nicht lassen mich wieder zu umwerben, was mir gehörig gegen den Strich ging! Ein Punkt mehr keine Prinzessin sein zu wollen. Ich war als Prinzessin geborgen worden. Ich war so aufgewachsen, kannte nichts anderes als das Leben einer Königstochter. Und dennoch wollte ich dieses Leben nicht. Ich wollte so leben wie ein normaler Teenager. Meine Eltern versuchten mich jedes Mal umzustimmen und mir die schönen Seiten des Prinzessinnen Daseins zu zeigen. Aber nichts konnte meine Meinung so schnell ändern. Draußen war ein sehr schönes Wetter. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Das schrie schon fast danach, dass ich rausgehen und den schönen Anblick der Natur genießen sollte. Und genau das tat ich auch. So konnte ich wenigstens etwas abschalten. Hier gab es keinen Chad und keine Mathe-, Physik oder Chemieaufgaben. Und schon gar nicht Hofeinführung. Das hätte mir jetzt noch gefehlt. In diesem Moment gab es nur mich und die Natur. Es war ein wunderschönes und befreiendes Gefühl. Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Lächeln auf meine Lippen stahl, als ich über die roten Rosen strich. Sie sahen umwerfend aus. Es gab nichts, was diesen wunderschönen Moment zerstören könnte. Das nahm ich zumindest an. Eine vollkommen aufgelöste Mal eilte mit schnellen Schritten an mir vorbei. Ihre Wangen waren gerötet und mit Tränen bedeckt. Sie hatte heute mit Ben ein Date. Soviel wusste ich. War es so schlimm verlaufen? Eigentlich konnte Ben doch nicht so viel vermasselt haben. Ich wandte meinen Blick von den Rosen ab und lief meiner Freundin hinterher. "Mal, warte!", rief ich. Sie war wirklich schnell. Sie hörte nicht auf mich, sondern lief einfach weiter. Erst als sie wieder auf ihrem eigenen Zimmer war konnte ich sie abfangen. Als ich es betrat war Mal überall und nirgends. Sie lief von einer Ecke des Raumes zur nächsten und packte sämtliche Sachen ein. Aber etwas viel Entscheidenderes fiel mir an ihr auf. Mal trug ihre Klamotten von der Insel. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Wie erstarrt stand ich im Türrahmen und sah ihr dabei zu, wie sie ihre Mutter - die jetzt eine Echse war - in eine kleine Box mit Löchern auf dem Deckel behutsam reinlegte. Erneut schluchzte sie auf. "Verschwinden wir aus diesem Saftladen.", sagte Mal entschlossen. Ich sagte immer noch nichts. Mal schien mich auch noch nicht entdeckt zu haben. Erst als sie aus der Tür wollte fiel ihr Blick auf mich. Sie sah mich an, als hätte sie einen Geist gesehen. "Du verlässt uns?" "Elli, ich habe keine andere Wahl. Ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Du...du weißt doch wie ich mich fühle." "Das Prinzessinnen Leben. Ich verstehe. Und wo gehst du hin?" Mal wich meinem Blick aus. Anstatt mich weiter anzusehen sah sie auf ihre Schuhspitzen. Wieder fiel mir auf, was für Kleidung sie trug. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. warum war mir das nicht gleich klar gewesen? "Du gehst zurück auf die Insel, habe ich Recht?" "Elli...Es geht nicht anders." Flehend sah sie mich an. Ich wusste, dass ich sie nicht aufhalten könnte. Und wollen tat ich es auch nicht. Ich sah es eher als Chance für mich selber von Auradon zu verschwinden. "Dann nimm mich mit. Bitte." Mal riss ihre Augen auf. Entsetzen lag in ihnen. "Elli das geht nicht. Die Insel ist kein Ort für..." "Für Leute wie mich? Für Prinzessinnen? Mal, du hast gerade noch gesagt, dass ich dich von allen am meisten verstehen würde. Ich will auch hier weg. Bitte lass mich mit auf die Insel." Mit einem flehenden Blick und Schmollmund sah ich Maleficents Tochter an. Eigentlich hatte Mal keine andere Wahl. Wenn sie mich nicht mitnehmen würde, bestehe die Gefahr, dass ich sie verpetzen könnte. Ben würde sich sofort auf die Suche nach ihr machen. Und das wollte sie nicht. Also konnte sie eigentlich nicht anders. "Bitte, Mal.", flüsterte ich noch einmal mit Nachdruck. Um alles in der Welt wollte ich mit ihr mit. Mit einem lauten Schnauben gab Mal endlich nach. "Ok. Aber vorher brauchst du noch ein Insel-taugliches Outfit. Du kannst dort unmöglich als Prinzessin auftreten. Zuerst müssen wir etwas mit deinen Haaren machen. Die können so nicht bleiben. Ich denke, schwarz und rot würde passen. Warte." Mal nahm ihr Zauberbuch hervor und schon ging es los. "Weder spare, noch bewahre, ersetz alte durch schwarz rote Haare." Mein Kopf flog einmal zur Seite, nach hinten und nach vorne, ehe sich meine Haare komplett änderten. Was Mal wohl gemacht hatte? Ich wollte nicht in den Spiegel schauen, aber irgendwie doch. "Jetzt dein Outfit. Bestimmt hat Evie noch etwas, dass dazu passen würde." Mal ging zu Evies Kleiderschrank und begann darin herum zu kramen. "Hier." Mal gab mir eine schwarze Jeans mit Rissen und Löchern und ein schwarzes Top mit schwarzen Perlen. Dazu eine schwarz-rote Lederjacke und die dazu passenden Schuhe.
"Zieh das an. Danach können wir los." Ich nickte und tat was man mir sagte. Schnell hatte ich die neuen Klamotten an und ich musste sagen, sie sahen verdammt gut aus. Endlich durfte ich mich dann auch im Spiegel sehen. Und es verschlug mir die Sprache. Ich erkannte mich gar nicht mehr wieder. Meine Haare waren jetzt nicht mehr braun - so wie sie eigentlich waren - sondern schwarz mit roten Strähnen. So kamen meine blauen Augen viel besser zur Geltung. Die Klamotten saßen einfach perfekt und waren super auf meine Frisur abgestimmt. Ich sah wirklich so aus wie einer von der Insel. So würde mich niemand mehr für eine Prinzessin halten. Mal stellte sich neben mein Spiegelbild und nickte. "Sieht doch ganz gut aus. Jetzt siehst du richtig...böse aus." Grinsend stimmte ich ihr zu. Ich sah wirklich böse aus. Und es gefiel mir. "Los. Wir haben keine Zeit mehr." Mal zog mich an der Hand mit sich mit nach draußen zu einem lila Roller. Den hatte sie gestern noch nicht gehabt. "Wow.", sagte ich erstaunt. "Hat Ben dir den geschenkt? Der ist der absolute Wahnsinn!" "Elli. Bitte." "Sorry." Mal setzte sich vorne auf den Roller und ich platzierte mich hinter sie, wo ich meine Arme um ihre Taille legte, damit ich nicht runterfallen würde. Kaum saß ich richtig drauf fuhr sie auch schon los. Wir fuhren zum Wall, der zur Insel führte. Natürlich war dort nichts, außer das Wasser, welches uns daran hinderte auf die Insel zu kommen. "Letzte Chance, Elli. Willst du das wirklich?" Ich brauchte gar nicht groß nachzudenken. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Die meisten in Auradon mochten die Leute von der Insel nicht. Doch ich konnte es kaum erwarten dort zu sein und mein Leben ohne das Prinzessinnengetue zu leben. Das Gefühl der Vorfreude machte sich in mir breit. "Ja.", sagte ich schlussendlich überzeugt. Mal nahm ihr Zauberbuch hervor und sprach einen Zauberspruch. "Nun mein Ross, so still nicht still. Trage mich wohin ich will." mal packte ihr Buch wieder weg und fuhr los. Wollte sie jetzt über das Wasser fahren? War sie vollkommen übergeschnappt?! Mein Griff um Mal verstärkte sich und fast hätte ich sie erdrückt, als der Roller sich vom Boden löste. Fest kniff ich meine Augen zu und wartete auf das kühle nass, doch nichts passierte. Langsam öffnete ich sie. Der Roller fuhr wirklich über dem Wasser. Ich konnte es nicht glauben. Wir näherten uns der Insel und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde ich. Und dann war es soweit. Wir waren auf der Insel. Ich sah mich um. Die Straßen waren dreckig. Überall lag Essen und Müll herum. Die Kinder saßen in Ecken und schienen sich zu verstecken. Die Kleidung der Leute hier konnte man nicht wirklich als Kleidung bezeichnen. Es waren eher Lumpen. Es war wirklich kein schöner Anblick. Die Straßen hier waren nicht gerade die besten, was ich auch selber feststellen durfte, als Mal mit dem Roller über ein Schlagloch fuhr. Der Roller ruckelte dabei so sehr, dass ich von diesem fiel und auf dem schmutzigen Boden landete. Autsch. Das tat wirklich sehr weh. Für ein paar Sekunden blieb ich auf dem Boden liegen, bis der Schmerz in meinem Rücken etwas abgeklungen war. Erst dann erhob ich mich mit einem ächzenden Geräusch vom nassen Boden. Ganz super. Jetzt war ich hier alleine und wusste nicht wohin ich sollte. Das ging wirklich gut los hier. Ich sah mich um, doch niemand war hier zu sehen. Ich lief in irgendeine Richtung. Vielleicht würde ich Mal unterwegs irgendwo finden. Ich zog meine Jacke enger um meinen Körper und lief um eine Ecke. Plötzlich stieß ich gegen eine kräftige Brust und fiel erneut zu Boden. Verdammt! Wieso musste das ausgerechnet mir passieren? Ich wollte gar nicht wissen, gegen wen ich gestoßen war. Langsam hob ich meinen Kopf, bevor ich auf strahlend blaue Augen traf. "Na wen haben wir denn da?"...
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My own Pirate / ABGEBROCHEN
FanfictionElisabeth, die Tochter von Schneewittchen, lebt ein sorgenloses Leben in Auradon. Sie trägt wunderschöne Kleider, wird von jungen Prinzen umworben und lebt das Leben einer Prinzessin. Alles scheint perfekt. Doch ein Lächeln kann täuschen. Elisabeth...