Chapter 9.

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Beide sahen zu mir, während sie ich sie mit einem ist-das-euer-ernst-blick ansah. Uma schnaufte und Mal lief los. "Geht doch!", murmelte ich, als alle losgelaufen waren. Das hier könnte echt noch abenteuerlich werden....

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Man merkte, dass Uma und Mal sich überhaupt nicht ausstehen konnten. Und den Anderen ging es nicht anders zu gehen. Ich verstand es nicht. Wieso hassten sie sich so sehr? Wieso konnten sie für diese eine Sache nicht ihre Streitereien und Unterschiede beiseite legen und für das Richtige kämpfen? Für mich war das nicht wirklich klar. Um dem ganzen Streit aus dem Weg zu gehen, lief ich etwas weiter hinten. Doch war ich nicht alleine. Harry wich mir nicht einmal von der Seite. Den ganzen Weg zu Bens Schloss lief er schweigend neben mir. Auch wenn mein Blick nach vorne gerichtet war, meine Sinne waren vollkommen auf den Piraten neben mich fixiert. Es kam mir so unreal vor ihn bei mir zu haben. Ich hatte die letzten Wochen immer gedacht, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Aber wie es schien, lag ich da falsch. Bei Bens Schloss angekommen liefen wir durch die Gänge, um Ben irgendwo zu finden. "Ben!", rief Mal immer wieder verzweifelt. Es war klar, dass sie sich die meisten Sorgen machte. Ben war ihr Verlobter. Gil fing an von Haustieren zu sprechen, was mich schmunzeln ließ. Er war wirklich ein netter Typ und mir sehr sympathisch. "Ich glaube ein Hund würde perfekt zu dir passen, Gil.", sagte ich an den Blonden gewandt, als er von einem ausgestopftem Elch im Hause seines Vaters sprach. Lächelnd drehte er sich zu mir um. "Wirklich?" "Ja natürlich. Aber nur ein kleiner. So wie Dude. Der perfekte Freund für dich." "Vielleicht sollte ich mir wirklich mal einen Hund besorgen." Ich schlug dem Piraten spielerisch gegen seine starke Schulter, weswegen er anfing zu lachen. "Das musst du nochmal üben." Ich hatte das Gefühl, dass Gil und ich uns wirklich gut verstanden. Uns war es egal, dass er ein Pirat und ich eine Prinzessin war. Es zählte für uns nur, dass wir miteinander gut auskamen. Ich konnte den Blick von Harry auf uns spüren, welcher noch immer neben uns lief. Ich sah zu ihm und traf auf seinen verwirrten und gleichzeitig nicht wirklich positiv schauenden Blick. Was war denn mit ihm jetzt los? Lag es daran, weil ich mich so gut mit Gil verstand und ihn links stehen ließ? Aber daran konnte es doch unmöglich liegen. Und wenn es doch so war, dann sollte er doch einfach mitreden. Harry sah mir in die Augen, so wie ich ihm. Zwischen uns herrschte dennoch eisiges Schweigen. "Und stopp!", hörte ich Uma von vorne sagen. Schnell wandte ich meinen Blick ab und sah zu ihr. Und dann sah ich es auch. An der Wand waren Kratzspuren. Sie sahen aus wie, als hätte dort jemand mit Krallen in das Holz geschlagen. Die untere Hälfte einer Karte war komplett abgetrennt worden. Was war hier passiert? Carlos trat vor Uma und betrachtete selber diesen Anblick. "Äh...kann es sein, dass das schon immer so war?", fragte der Weißhaarige an Mal gerichtet. Ich kannte Ben gut genug, um zu wissen, dass das nicht immer so war. Irgendetwas war hier vorgefallen. Hatte Audrey etwas damit zutun? Aber Ben bedeutete ihr doch so viel, wieso sollte sie das tun? Besorgt um meinen Freund sah ich mich um. Ihm dufte nichts passiert sein. "Leute, mir nach.", befahl Dude und schon war er losgetapst. Dieser Hund war einfach goldig, gerade weil er jetzt reden konnte. Auch wenn er es an den ungeeignetsten Momenten tat. "Hoffentlich ist ihm nichts passiert.", murmelte ich leise. "Mach dir keinen Kopf.", sagte Harry neben mir. Ich sah ihm in seine Augen, was er mir wieder gleichtat. Diese Worte, diese Fürsorge hatte ich von ihm nicht erwartet. "Danke.", lächelte ich leicht. Seine beruhigenden Worte halfen sogar. Wir folgten den Anderen weiter durch das Schloss. Irgendwann waren wir in einem Raum mit vielen Ritterrüstungen. Wozu brauchte man solch einen Raum? Bei meinen Eltern gab es auch solche Räume, aber wozu waren sie da? Das hatte ich nie verstanden. "Bleib hier.", hörte ich Evie zu Celia sagen. Diese hatte ihre Arme schützend vor der Brust verschränkt. Celia nickte und lief zwei Schritte zurück. Ich lief weiter neben Harry her, während Gil sich zu Dude kniete und ihn anfing zu streicheln. "Du kannst also Fährten lesen, knuddeln und reden? Hey, wenn der mal Welpen hat, ob die auch reden können?" Gil sah zu Carlos, der zu ihm kam. Dude war schließlich sein Hund. Ich hörte nicht weiter zu, sondern sah zu Harry, welcher neben mir bei einer der Rüstungen stand und ganz sachte über die Klinge des Schwertes strich, als wäre es etwas sehr kostbares. Wahrscheinlich war es das für ihn sogar. Lange blieben wir allerdings nicht alleine. Ich hatte schon mitbekommen, dass Jay Harry ständig im Auge hatte. Oder eher uns. Ohne ihn überhaupt zu sehen, musste Harry ihn aber bemerkt haben. "Ich mache schon nichts, keine Sorge.", sagte der Pirat ruhig. Jay näherte sich ihm, sodass er sehr nah hinter ihm stand. "Gut!" Hatte Jay etwas spezielles gegen Harry? Mir kam es so vor, als würde er es speziell auf Harry abgesehen haben. Jafars Sohn wandte sich an mich und sah mich mit einem sorgenvollen Blick an. "Bei dir ist alles in Ordnung?", fragte er nach. "Ja. Alles gut. Mach dir keine Sorgen." Beruhigend sah ich meinen Freund an. Mit der Antwort schien er zufrieden sein, denn er wandte sich von uns ab und ging zu Mal, Evie und Carlos. Harry und ich schlossen uns ihnen an und gemeinsam liefen wir nun hinter ihnen her. "Dass ich frei rumgelaufen bin, hat dich wohl deinen Schönheitsschlaf gekostet.", meinte Uma zu Mal. "Nein. Drachen haben einen gesunden Schlaf. Ich würde so gerne mal gegrillten Oktopus essen." Bitte nicht schon wieder. Evie schien es genauso zu gehen. "Wie wäre es, wenn ihr zwei mal für eine Stunde ruhe gebt.", meinte sie genervt. Ich stimmte ihr vollkommen zu. So würden wir vielleicht ein bisschen weiterkommen. Uma fing an zu lachen. "Wir feiern doch nur unsere Unterschiede." Konnten sie das nicht wann anders machen? Plötzlich bewegte sich die Rüstung vor uns ruckartig. Erschrocken fuhr ich zusammen und griff hastig nach Harrys Hand, während ich mich leicht an ihn presste. Was war das denn jetzt? Zu meiner Überraschung ließ Harry diese Nähe zu. Meine Hand behielt er in seiner. "Äh Leute, ich glaube, da will jemand etwas von uns.", sagte er, die Rüstung nicht aus dem Blick nehmend, doch Uma hob ihre Hand, um ihn zum schweigen zu bringen. "Teilen wir uns auf und suchen wir Audrey.", meinte Uma. Wollte sie mit Mal gemeinsam nach Audrey suchen? Gerade eben hatten die beiden sich erneut fertig gemacht. "Das wäre totaler Unsinn. Gib mir meinen Stein wieder, sonst verzaubert sie dich." Mal machte eine Handbewegung, damit Uma ihr den Stein geben würde, doch sie dachte nicht einmal daran. Dazu hatte sie auch keine Zeit. Erneut bewegte sich die Rüstung nur viel stärker als davor. Sie wandte sich zu uns und hielt das Schwert von sich weg. mein Griff um Harrys Hand wurde stärker, ebenso der seine. "Leute! Etwas unheimliches geht hier vor.", sagte er lauter. Mit dem Unheimlichen lag er gar nicht mal so daneben. "Hättest du gerne einen Prinzen, Mal? Einen Ritter in glänzender Rüstung vielleicht? Oder mehrere?", erklang Audrey Stimme. Natürlich steckte sie dahinter. Plötzlich richteten sich die Schwerter der anderen Rüstungen auch auf uns. Als wären sie lebendig. Schutzsuchend presste ich mich an den Piraten. "Was geschieht hier?", fragte ich. Wir liefen alle Rückwerts, weg von den Rüstungen. 

My own Pirate / ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt