Chapter 6.

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Sein Blick hätte mich töten können, wenn es möglich wäre. Ich hingegen sah ihn einfach nur an. Ich konnte meinen Blick nicht lösen. "Komm, wir verschwinden." Mal zog mich mit sich mit, weswegen ich meinen Blick löste. Das war wohl die letzte Begegnung mit Harry Hook gewesen...

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Kaum waren wir wieder in Sicherheit vor Uma, Harry und der Piraten Crew, liefen wir zu der Limousine, mit der sie wohl auf die Insel gekommen waren. Sofort machten wir uns wieder auf den Weg nach Auradon. Eine drückende Stille erfüllte den Wagen. Jay und Lonnie schienen davon nicht viel mitzubekommen - sie saßen vorne - aber dafür bekamen wir es um so mehr mit. Ben und Mal schwiegen sich an, wollten aber etwas sagen, hatte ich das Gefühl. Evie und Carlos saßen mit Dude ihnen gegenüber und wagten immer wieder Blicke zu dem Pärchen. Und dann war da noch ich. Ich saß neben Ben und starrte aus dem Fenster. Ich hatte noch kein Wort verloren. Und das hatte ich auch nicht wirklich vor. Ich musste das alles erst einmal verarbeiten. Jetzt würde es wieder zurück in das Leben gehen, vor welchem ich flüchten wollte. Ich wusste, dass es sich in Auradon schnell herumsprechen würde - gerade wegen meiner äußerlichen Veränderung. Und genau das bereitete mir Unbehagen. Doch wirklich daran denken konnte ich nicht. Etwas Anderes hatte meine Gedanken eingenommen. Mir ging der Blick von Harry nicht aus dem Kopf. Dieser vernichtende Blick, der mir jetzt noch das Blut gefrieren ließ. Ich wusste, dass es mich nichts angehen, und dass ich den Piraten vergessen sollte. Aber das war leichter gesagt als getan. Ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken, auch wenn es falsch war. Er war ein Pirat - einer von den Bösen. Und ich war eine Prinzessin. Das würde sich auch niemals ändern. Und selbst wenn ich Gefühle für ihn haben würde, es wäre verboten. Für mich würde nur ein Prinz in Frage kommen. Zumindest laut meiner Eltern. Das hatten sie mir öfter schon gesagt. Und Harry Hook war alles andere als ein vorzeigbarer Prinz. Das sollte mir doch alles egal sein. Ich würde den Piraten nie wieder sehen. Seine blauen Augen würden nie wieder meine ansehen. Nie wieder müsste ich sein amüsiertes Grinsen sehen. Oder seine Präsenz. Das kühle Metall seines Hakens. Ein schmerzhaftes Ziehen breitete sich in meiner Brust aus. Unbewusst verließ eine einsame Träne meinen Augenwinkel und bahnte sich einen Weg über meine Wange. Je mehr mir klar wurde, dass ich Harry nie wieder sehen würde, desto mehr tat es in meiner Brust weh. Es war wie, als würde man ein Stück von meinem Herzen rausreißen. Wieso fühlte ich so? Ich kannte ihn gerade einmal vierundzwanzig Stunden und er hatte mir alleine in der kurzen Zeit so viel angetan. Wieso fühlte es sich dann so schmerzhaft an, ihn jetzt gehen zu lassen? Das war für mich unerklärlich. Ohne, dass ich es wirklich mitbekam, blieb der Wagen stehen. Wir waren wieder in Auradon. Jetzt würde mein normaler Alltag wieder anfangen. Alle stiegen aus, außer ich. Ich war viel zu sehr in meinen Gedanken vertieft. Bei einem gewissen Piraten. Es klopfte an der Scheibe, was mich aufsehen ließ. Ben stand da und öffnete die Autotür. "Wir sind wieder da. Du bist jetzt in Sicherheit." Wie ein Gentlemen half er mir beim aussteigen aus der Limousine. "Danke.", murmelte ich leise. Ben schloss die Tür und folgte mit mir zusammen Mal, Evie, Carlos, Lonnie und Jay. Wir liefen über eine Wiese, wobei ich meinen Kopf durchgängig gesenkt hielt. Ich wollte alleine sein, um mit meinem Gefühlschaos klarzukommen. Niemand hier sollte davon erfahren, was in mir vorgeht. Sie würden mich für verrückt halten, wenn sie es nicht sogar jetzt schon taten. "Hey, ähm...Ich gehe dann mal auf mein Zimmer.", sagte ich zurückhaltend in die Gruppe, bevor ich mich von ihnen abwand. "Warte mal, Elli.", rief mir Evie hinterher. Zügig kam sie auf mich zugelaufen. "Wegen heute Abend. Die Party. Ich hätte noch für dich einen Termin wegen der Anprobe. Bei deinem letzten Termin warst du nicht da. Deswegen dachte ich..." "Äh, ja klar." Evie lächelte mich vorsichtig an. In ihrem Blick konnte ich die Sorge mitschwingen sehen. Ob sie einen Verdacht schöpfte? Stumm sahen wir uns beide an. Als könnten wir uns gegenseitig in die Seele schauen, um zu wissen, was der Andere fühlte. "Ich komme dann nachher mit dem Kleid zu dir." "Ist gut." Mit einem aufgesetzten Lächeln wandte ich mich von meiner Freundin ab und lief weiter. Das einzige, was ich jetzt noch wollte, war, in meinem Zimmer zu verschwinden und für mich zu sein. Aber erneut wurde ich daran gehindert. "Elisabeth, warte mal.", hörte ich Ben sagen, als mich an meinem Arm stoppte. Der König stellte sich vor mich und musterte mich für einen Augenblick. "Was ist los mit dir? Du benimmst dich so verschlossen." Ich wandte meinen Blick ab und sah auf meine Fußspitzen. Sie waren gerade viel interessanter. Vor allem durfte Ben nicht an meinem Blick sehen, was in mir vorging. "Ben, ich wurde entführ und wäre fast gestorben. Sollte ich lieber über die Wiese tanzen und mich freuen?" "Nein. Aber du wirkst nachdenklich. Da ist doch noch etwas. Ist es wegen dem Kuss?" Verwirrt sah ich auf und traf auf Bens sorgenvollen Blick. Hatte er es etwa gesehen? "Was? Welchen Kuss meinst du?" "Zwischen dir und Harry. Ich habe es gesehen." Bestimmt duellierte sich mein Gesicht gerade mit einer Tomate, so rot müsste es angelaufen sein. Ben hatte tatsächlich gesehen, wie ich Harry geküsst hatte. Das war mir wirklich unangenehm. Harry war ein Pirat. Ihn geküsst zu haben musste für Ben bestimmt sehr komisch ausgesehen haben. "Ich weiß, dass du dir deinen ersten Kuss anders vorgestellt hast. Wenn du reden willst, komm einfach zu mir." Ben und ich waren schon sehr lange befreundet und vertrauten uns vieles Gegenseitig an. Wie zum Beispiel meinen ersten Kuss. Er wusste, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte und wie sehr ich mich darauf versteift hatte zu warten. Ich gab nur ein nicken von mir, ehe ich mich an ihm vorbeidrängte. Ich wollte dringend in mein Zimmer. Auf dem Weg in das Wohnheim bekam ich ständig komische Blicke von den Anderen zugeworfen. "Hey, Elisabeth!" Chad stellte sich mir ruckartig in den Weg und hinderte mich daran weiter zu laufen. Er hatte mir gerade noch gefehlt. "Echt cooles Outfit. Ich wollte dich fragen, ob du mit mir zur Party heute gehen möchtest." Ich musste mich bemühen nicht meine Augen zu verdrehen. Chad würde es wahrscheinlich nie akzeptieren, dass ich mit ihm nicht ausgehen würde. Außerdem hatte ich dafür gerade keine Nerven. Ernst sah ich den Sohn von Cinderella an. "Chad! Wann wirst du es endlich mal kapieren? Ich werde nicht mit dir ausgehen! Weder heute, noch irgendwann in der Zukunft! Du bist nicht mein Typ. Ich stehe einfach nicht auf dich und das musst du verdammt nochmal akzeptieren. Und wenn du mich noch einmal fragst, ob ich mit dir ausgehe, verlierst du deine perfekten Zähne!" Alles um uns verstummte. Die Blicke lagen alle auf mir. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich immer lauter und aggressiver geworden war. Ich hatte Chad gedroht. Das hätte ich sonst nie gemacht. Was war nur mit mir los? Einige fingen an zu tuscheln. "Was ist denn mit der los?" "Ist sie jetzt völlig durchgedreht?" "Die Insel hat ihr wohl nicht gut getan." Das alles wurde mir zu viel. In meinem Chaos gefangen drängte ich mich an den Leuten vorbei und flüchtete in mein Zimmer. Zum Glück hatte ich keine Zimmerpartnerin. Die hätte mir jetzt noch gefehlt. Ich schloss hinter mir die Tür zufallen, bevor ich an ihr herunterrutschte und meinen Kopf in meinen Händen vergrub...

My own Pirate / ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt